1. Korintherbrief

1Kor 4,1 S.Keller 1. Kor. 4, 1: «Dafür halte uns jedermann: für Christi Diener und Haushalter über Gottes Geheimnisse.»

Daß wir so etwas von uns selbst sagen, macht die Sache noch nicht zur Wirklichkeit, sondern wir sollen so leben und arbeiten, daß andere diesen Eindruck von uns bekommen: Dieser Mensch ist kein Menschenknecht, sondern redet in Christi Vollmacht, und er hausiert nicht mit Menschenfündlein, sondern verwaltet Gottes heimliche Schätze, die der Welt verborgen sind. Gilt das Wort in erster Linie auch den Predigern, so ist doch von solcher Regel kein wahrhaft gläubiger Christ ausgenommen, der seines Herrn Wort in den Mund nimmt. Von Christo her zu andern Menschen gesandt, die Hände gefüllt mit den geheimnisvollen Schätzen Gottes: Friede, Vergebung, Reinheit und Kraft, Trost und Freude! Lege diesen Maßstab nicht immer an die Predigt deines Geistlichen, sondern an dein eigenes Leben. Können die andern, die dich näher kennen lernen, den Eindruck nicht verwinden: dieser Mann handelt in Christi Auftrag und teilt Gottes Gaben aus? Oder bleibt alles an deinem eigenen Wesen und Denken haften? Dann verlierst du den Anspruch auf den Trost Christi, wenn dir Trost am nötigsten sein dürfte und wenn du Kraft brauchst, wird die Ebbe in deiner Gedankenkasse offenbar.

Herr Jesus, ich fürchte mich vor mir selbst und dem Meinen. Lehre mich deinen Willen erkennen und ausrichten. Offenbare mir zuerst deine Geheimnisse, daß ich sie kund tun kann als dein Wort und damit wirken kann dein Werk. Amen.





J.Kroeker Vom Geheimnis seiner Gemeinde.

"Also soll man uns betrachten: als Christi Diener und Haushalter göttlicher Geheimnisse." 1.Kor. 4,1.

Die Kirche Christi ist auch die Verwalterin der Geheimnisse Gottes. Sie hat als Gottes Prophetin dessen Offenbarungen zu dolmetschen und als Apostel Jesu Christi die Kreuzes- und Auferstehungsbotschaft zu künden. Denn Prophet Gottes zu sein bedeutete einst ein Dolmetscher der Offenbarung, das Gewissen der Welt und ein Künder des ewig Neuen zu sein, das Gott zu wirken vermag. Schwieg erst der Prophet, dann redeten in der Regel die Gerichte der Welt. Dolmetschte erst kein Prophet mehr einem Nebukadnezar seine Träume, dann suchte er vergeblich Philosophen und Staatsmänner, die ihm den wahren Sinn des Lebens, die Verantwortung für seine Handlungen, den Gang der Geschichte und die Herrschaft des Höchsten zu deuten vermochten. Und hat die Kirche in unsern Tagen erst der Welt nichts mehr zu sagen, dann hat die Welt ihr etwas zu sagen. Hört die Welt mit ihren Sünden und Gerichten, mit ihrem Materialismus und Untergang, mit ihrer Schauspielerei und Verzweiflung, mit ihrer Sehnsucht und Enttäuschung auf, das Missionsfeld der Kirche zu sein, dann wird die Kirche zum Missionsfeld für die Propheten der Welt. Schweigt erst auf unsern Kanzeln und Kathedern, in unserem Volks- und Staatsleben die Gottesstimme, dann hören wir überall nur noch die Stimme des Menschen. Niemals wies aber des Menschen Stimme über den Menschen und dessen Zersetzung und Untergang hinaus.

Was wir, was unser Volk, was die Völker brauchen, ist daher Licht vom göttlichen Licht, eine Orientierung vom Standpunkt der Ewigkeit aus, einen Aufbau, der sich aus der inneren Erneuerung des Geistes und des Lebens ergibt, eine Hoffnung, deren Sehnsucht auf den Anbruch der Königsherrschaft Jesu Christi geht.

Denn alles Heil für unsere gefallene Schöpfung und Menschheit kann nur von Christus ausgehen. Was zu Gott führen soll, muss von Gott herkommen. Daher muss die Kirche in ihrem Dienste auch Apostel sein. Als solcher hat sie jene Kreuzesbotschaft zu bezeugen, in der die Welt das Gericht ihres von Gott gelösten Lebens erkennt, und jene Auferstehungsbotschaft zu bringen, durch die derselben der Anbruch eines neuen, von Gott gerechtfertigten Lebens angeboten wird. Ihr Leben ohne Gott, das sich durch das Kreuz gerichtet sieht, soll durch die neuschaffende Kraft des Geistes zu jenen neuen Menschen erweckt werden, dessen Kraftquellen hinfort in Dem ruhen, der als der Auferstandene der Anbruch einer neuen Schöpfung geworden ist.