1Kor 2,2
D.Rappard
Ich hielt mich nicht dafür, daß ich etwas wüßte unter
euch, ohne allein Jesum, den Gekreuzigten.
1. Kor. 2,2.
Es ist ungemein interessant, die Episteln Pauli an die
verschiedenen Gemeinden zu vergleichen mit den Erzählungen,
die uns Lukas in der Apostelgeschichte über die Gründung der
betreffenden Gemeinden gibt. So erfahren wir, daß der Apostel
in der üppigen Weltstadt Korinth eine Zeit so großen Zagens
hatte, daß sein göttlicher Meister ihn stärken mußte mit
der besonderen Zusicherung seiner Hilfe. Da war es, daß der
Entschluß in ihm reifte, nicht mit Worten hoher Weisheit die
göttliche Predigt zu verkündigen, sondern nichts anderes zu
wissen als Jesum den Gekreuzigten. Das ist auch die Predigt, die
zu allen Zeiten Herzen zerschmelzen und Menschen zum Heiland
ziehen kann, wie er ja selbst gesprochen hat: Wenn ich erhöht
sein werde von der Erde (am Kreuze), will ich sie alle zu mir
ziehen (Joh. 1 2, 32, 33).
Ein zehnjähriges Mägdlein in Italien hatte seine Tante
öfters in den evangelischen Gottesdienst begleitet. Der Herr
tat ihr das Herz auf, daß es in Jesu seinen Heiland fand. Als
nun die Kleine schwer erkrankte, drängten die katholischen
Verwandten sie zum Beichten, damit sie die Absolution erhalte.
Aber das sterbende Kind hatte nur die eine Antwort: ,,Mi
basta Gesu!" (Jesus genügt mir!)
Ja, gekreuzigter Jesu, Du genügst dem sündenkranken Herzen.
Du heilst es und gibst ihm durch deinen Tod ein neues Leben.
Mi basta Gesu!
C.H.Spurgeon
Denn ich hielt mich nicht dafür, daß ich etwas wüßte unter
euch, als Jesum Christum allein, und ihn als gekreuzigt.
1 Kor. 2, 2.
Das ist das eine Ding, das wir alle - obwohl unvorsätzlich - in
unsere Predigten und Reden hereinbringen, und womit wir uns und
andere verfinstern - nämlich, die große Wahrheit, daß es nicht
das Gebet, nicht der Glaube, nicht unser Tun, nicht unser
Gefühl ist, worauf wir ruhen müssen, sondern nur auf Christus,
und auf Ihm allein. Wir bedenken nicht genug, daß wir es nicht
mit unserem eigenen Selbst zu tun haben, sondern allein mit
Christus. O liebe Seele, die du manchen Kampf hast, wenn du
dein Herz nur allein auf Jesus heften, und alles andere für
gleichgültig halten - wenn du nur deine guten Werke verachten
und ganz und einfach auf Christus sehen könntest - ich sage
dir, Satan würde es bald aufgeben dich niederwerfen zu wollen,
denn du würdest dann auf Christus fallen, und würdest stärker
als vorher wieder aufstehen. Laß mich dich bitten, o du vom
Teufel versuchte, in Dornen, Disteln und Dickicht herumgezogene
Seele. Siehe, ich bringe dir heute einen Krug mit Wasser und
ein Stück Brot in dein Gefängnis, in dem du so an Händen und
Füßen angebunden bist, daß du dich nicht bewegen kannst. Ich
bitte dich, siehe nur auf Christus allein; nie erwarte Rettung
von dir selbst, vom Satan, von Predigern, oder von Mitteln
irgendeiner Art, abgetrennt von Christus; richte dein Auge
einfach nur auf Christus; laß dir seinen Tod, seinen Kampf,
seine Seufzer und Angst, seine Leiden, sein Verdienst, seine
Herrlichkeit, seine Fürbitte immer frisch im Gemüt sein; wenn
du morgens erwachst, so blicke auf Ihn; wenn du dich abends
niederlegst, so schaue auf Ihn. Laß weder deine Hoffnung, noch
deine Furcht zwischen dich und Christus hineinkommen; suche du
nur Christus und sage:
"Was du willst, Herr, versage mir,
Nur die Schuld erlasse mir,
Hingestreckt zu deinen Füßen
Soll ich lieber liegen müssen,
Gib mir Christus und sonst nichts;
Lieber Tod, als Jesus nicht."
Ch.Spurgeon
"Denn ich hatte mir vorgenommen, unter euch nichts anderes zu
wissen, als nur Jesus Christus, und zwar als Gekreuzigten."
1. Korinther 2,2
Worauf beschränkte sich Paulus, solange er den Korinthern
predigte? Der Gegenstand war die Person und das Werk unseres
Herrn Jesus Christus. Paulus predigte Christus in all seinen
Eigenschaften, aber er verweilte ganz besonders bei ihm als
dem Gekreuzigten.
Es war keine Zweideutigkeit bei Paulus zu finden, wenn er
von Jesus von Nazareth sprach. Er stellte ihn als einen
wirklichen Menschen dar, als den, der gekreuzigt, gestorben
und begraben war und wiederum von den Toten auferstanden in
einem wirklichen körperlichen Dasein. Niemand konnte daran
zweifeln, wenn er Paulus hörte, daß Paulus an die Gottheit
und Menschheit unseres Herrn Jesus Christus glaubte und ihn
als wahren Gott verehrte. Der Apostel sprach ebenso klar
über des Erlösers Werk und legte besonderen Nachdruck auf
seinen Tod.
"Entsetzlich!" sagte der Jude. "Wie kannst du einen Mann
rühmen, der den Tod eines Missetäters starb und verflucht
war, weil er am Holz hing!"
"Ach", sagte der Grieche, "sage uns nichts mehr von deinem
Gott, der starb! Schwatze nicht länger von Auferstehung.
Wir werden niemals eine solche Torheit glauben."
Aber Paulus schob darum diese Dinge nicht in den Hintergrund
und sagte etwa: "Meine Herren, ich will damit beginnen, Ihnen
Jesus Christus als Vorbild vorzustellen. Ich hoffe, Ihnen
dadurch klarzumachen, daß etwas Göttliches in ihm war und er
eine Sühne für unsere Sünde gebracht hat." Nein, er begann
mit seiner heiligen Person und beschrieb den Herrn Jesus so,
wie der Heilige Geist es ihn gelehrt hatte, und stellte die
Kreuzigung in den Mittelpunkt. Ja, er beschloß nicht nur, in
seiner Predigt nichts zu ändern, sondern er sagt sogar aus,
nicht einmal irgend etwas anderes zu wissen. Unbegrenzte
Liebe für die Seelen der Verlorenen ließ sein Zeugnis in den
einen Mittelpunkt von dem gekreuzigten Jesus zusammenfließen.
C.O.Rosenius
Ich hielt mich nicht dafür, daß ich etwas wüßte unter euch,
als nur Jesus Christus, den Gekreuzigten. 1. Kor. 2, 2.
Du fragst: Hat die Heilige Schrift ein auszeichnendes Merkmal
für das Reich Christi hervorgehoben, wodurch ,,die rechte
Gnade Gottes", die einzig rechte Geistlichkeit sich von allen
falschen Wegen unterscheidet?" Ja, wäre es möglich, daß Gott,
der alle kommenden unterschiedlichen Meinungen über die
rechte Auffassung des Christentums, seine Merkmale und sein
Geheimnis sah, nicht ein solches Kennzeichen gegeben haben
sollte? Gott sei Dank, es gibt ein solches, deutlich und
handgreiflich hervorgehoben. Diejenigen, die schon zur
Wahrheit gekommen sind und geöffnete Augen haben, finden es
überall in der Schrift. Sie sehen nämlich, daß alles von
einer einzigen Sache abhängt. Es ist der auszeichnende Zug,
das Geheimnis und die Hauptsache alles wahren Christentums,
daß Christus allein für das Herz alles in allem geworden ist
und daß man in Wahrheit mit dem Apostel Paulus sprechen kann:
,,Alles, was mir Gewinn war, das habe ich um Christi willen
für Schaden und für Dreck geachtet gegen die überschwengliche
Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn. - Ich starb, aber
Christus lebt in mir; denn was ich jetzt lebe im Fleisch, das
lebe ich in dem Glauben des Sohnes Gottes usw. Ich hielt
mich nicht dafür, daß ich etwas wüßte unter euch, als nur
Jesus Christus, den Gekreuzigten". Sie betrachten es als
unumstößlich entschieden: ,,Wer den Sohn Gottes hat, der hat
das Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, der hat das Leben
nicht." Das finden die Gläubigen überall in der Schrift. Was
hier gesagt werden soll, ist darum für sie nichts Neues.
Es wird aber doch manches Herz erfreuen, nicht nur zu
schauen, was das Geheimnis und der auszeichnende Zug des
Christentums ist, sondern auch, daß der Geist des Herrn davon
als von einem Schibboleth gesprochen, es als ein solches
hervorgehoben hat, all denen zur ernstlichen Selbstprüfung
und Berichtigung, die es sonst nicht sehen wollen. Wir lesen
Offb. 14. von dem neuen Lied, das von der versiegelten
Schar auf dem Berge Zion vor dem Lamme, das in der Mitte
stand, gesungen wurde, und wir lesen ausdrücklich die
Worte: ,,Niemand konnte das Lied lernen, nur die
hundertundvierundvierzigtausend, die erkauft sind von der
Erde." Hier sieht ein jeder, daß der Geist des Herrn gerade
dieses Lied zum Kennzeichen des Volkes Zion setzen wollte.
Worin aber bestand denn dieses Lied, und was war das, was
niemand lernen konnte, außer den Versiegelten? Johannes
sagt: ,,Sie sangen vor dem Lamm: Du bist erwürgt und hast uns
Gott erkauft mit Deinem Blut." Sie sangen von dem Verdienst
des Lammes und unserer Erlösung in Seinem Blut! Dürfte nun
jemand sagen, er könnte nicht davon singen? Und wer wüßte
nicht, daß dieses das Größte und Preiswürdigste im Himmel und
auf Erden ist? Aber bedenke, was die Heilige Schrift meint,
wenn sie sagt, daß sie nur dieses sangen, sowie, daß niemand
das Lied lernen konnte, außer den Versiegelten. Es handelt
sich nicht darum, dies zu wissen, zu erkennen, zu bekennen
und mit dem Mund zu singen. Die Schrift lehrt nicht
Heuchelei. Wer sich darum nicht vorsätzlich selbst betrügen
will, muß auf die Meinung der Schrift achten.
Laßt uns bedenken, was das enthält, daß sie in diesem
auszeichnenden Liede nur von dem Verdienste des Lammes und
nicht von allerlei Wohltaten Gottes sangen. Gewiß ist, daß
die versiegelte Schar auf dem Berge Zion vor anderem alle
gewaltigen Werke Gottes, sowohl die der Schöpfung als auch
die der Vorsehung, kennen und erkennen wird, vor allem auch
die teuren Gaben des Geistes und Sein preiswürdiges Werk im
Herzen der Menschen. Was kann es bedeuten, daß sie in diesem
Schibboleth zur Ehre des Lammes und Seines Versöhnungswerkes
singen: ,,Du bist erwürgt und hast uns Gott erkauft mit
Deinem Blut?" Ja, was bedeutet es anderes als nur dasselbe,
was Paulus meinte, als er sagte, nichts anderes wissen zu
wollen als Jesus Christus, den Gekreuzigten. Dieses allein
ist des Herzens Trost, Freude, Schatz und Ruhm, und das
Versöhnungsopfer des Lammes ist der einzige Gegenstand des
Glaubens, des Herzens, seines Hungers und Durstes, seiner
Hoffnung und Befriedigung. Dieses ist gerade das, was die
Schrift als das Bemerkenswerte des wahren Glaubens und der
rechten Geistlichkeit hervorhebt. Wir sollen nämlich nicht
in irgend etwas, was bei uns gefunden wird, unseren Trost
haben, nicht einmal in dem Werk des Geistes, auch nicht in
unserem Glauben, viel weniger in einigen Glaubensfrüchten,
wie z. B. in der Liebe und der Gottesfurcht, sondern nur
im Opfer des Leibes Christi, wie Jesus selbst sagt: ,,Mein
Fleisch ist die rechte Speise, und Mein Blut ist der rechte
Trank" - So ist es das Kennzeichen aller wahren Christen, daß
das Lamm, das erwürgt ist, ihr einziger Trost ist, dem in
ihren Herzen nichts zur Seite steht. All ihr eigenes Tun und
alle Erfahrungen des Werkes des Geistes, wenn auch an und
für sich noch so gut und herrlich, können sie doch nie
befriedigen, sondern nur das Lamm, das erwürgt ist und uns
Gott erkauft hat mit Seinem teuren Blut.
Sagt mir anders nichts als Jesum,
Der mein Heiland worden ist,
Und Sein Blut gab zur Erlösung,
Welche nun mein Herz genießt.
Nichts als Jesu Christi Gnade,
Nichts als Sein Verdienst allein,
Läßt mich arme sünd'ge Made
Gut, gerecht und selig sein.