1Kor 1,9
S.Keller
1. Kor. 1, 9: «Denn Gott ist treu, durch welchen ihr
berufen seid zur Gemeinschaft seines Sohnes Jesu Christi,
unseres Herrn.»
Wie oft hieß es in meinem und deinem Leben: du warst
nicht treu. Wieviel Unterlassung und Versäumnis! Wie wenig
entsprach unser Werden und Wachsen der auf uns gewandten
Mühe und der gewinnenden Barmherzigkeit Gottes. Denken wir
nur den heute durchlebten Tag daraufhin noch einmal durch.
Hätten wir da nicht anders reden oder dort nicht liebreicher
oder tapferer oder demütiger sein sollen? Je heißer wir
uns sehnen, von der eigenen Unvollkommenheit und Untreue
loszukommen, desto stärkeren Widerhall müßte es in unserer
Seele wachrufen: Dein Gott ist treu! Dieser Ton ist nicht
hart, nein, seine Treue wird hier gedacht im Zuge der
Barmherzigkeit, daß er uns beruft zur Gemeinschaft Jesu
Christi! Wie viel Vergebung, wie viel Freundlichkeit, wie
viel Trost und Kraft liegt in dieser Gemeinschaft, und wie
mutet uns die Vorstellung an, daß Gott gerade in solchem
Liebeswerk nicht ablassen will noch kann, weil er treu ist.
Wer das wirklich glaubt, der spürt doch, wie die erregten
Wellen der Vorwürfe, Anklagen Stimmungen und Verstimmungen
sich legen müssen; denn die Wirkung solcher Gottestreue auf
uns heißt Friede.
Herr, unser Gott! Wir bedürfen als letzten Ton, als
Schlußakkord, am Ende jedes Tages deines Friedens. Bestätige
uns den Bund der Vergebung. Laß die Gemeinschaft mit Jesus
lebendig hervortreten und gib uns deinen Frieden. Amen.