Röm 12,12
C.H.Spurgeon
Haltet an im Gebet. Röm. 12, 12.
Betet oft. Gottes Pflanzen gedeihen am besten in der
warmen Luft des Gebetskämmerleins; es ist das Treibhaus
der geistlichen Gewächse. Wer kräftig wachsen und stark
werden will, muß oft vor dem Gnadenthron seine Kniee
beugen. Unter allen Erziehungsmitteln für den geistlichen
Kampf und Streit ist keines so heilsam und kräftigend wie
das Knieen und Händefalten.
C.O.Rosenius
Seid geduldig in Trübsal! Röm. 12,12.
Trübsal ist eine Frucht der Seligkeitshoffnung. Hoffnung auf
die ewigen Freuden soll uns in allen Trübsalen der Zeit
geduldig machen. Diese Trübsal ist bald vorbei; sie währt
nicht ewig. Freue dich vielmehr, daß Christus dich vor
der ewigen Trübsal errettet hat und du der ewigen Freude
entgegengehst. Wenn du ein Christ bist, mußt du dies tief
bedenken. Zudem ist hier aber eine Ermahnung: ,,Seid
geduldig in der Trübsal," im Mißgeschick, im Leiden - und
eine apostolische Ermahnung, die uns auf unsere Pflicht gegen
den Herrn hinweist. Wir sollen um des Herrn willen geduldig
in Trübsalen sein - und dies um so mehr, weil unser
himmlischer Vater derjenige ist, der uns jedes Leiden sendet.
Glaubst du das, so wird diese Tatsache deine Ungeduld kräftig
stillen, wenn du unter denen bist, die Gott liebhaben.
Glaubst du den eigenen Worten des Herrn Christus:
,,Auch sind die Haare auf eurem Haupte alle gezählt"? Und
wiederum spricht Er: ,,Ein Haar von eurem Haupte soll nicht
umkommen ohne den Willen Meines Vaters." Glaubst du, daß auch
alle Leiden, die der Teufel und andere Menschen dir zufügen,
dir aufs genaueste von Gott zugemessen sind? Das lehrt die
Schrift ausdrücklich. Bedenke, mit welcher Genauigkeit der
Herr festsetzte, wie weit der Satan mit seinen Plagen bei
Hiob gehen durfte. Und als dann die Araber die Knaben Hiobs
erschlagen, die Chaldäer seine Kamele genommen hatten und der
Sturm das Haus über seine Söhne zusammengestürzt hatte, da
sah Hiob in allem nur den Herrn. Er sagte: ,,Der Herr hat es
gegeben, der Herr hat es genommen, der Name des Herrn sei
gelobt." Als der Bösewicht Simei David fluchte, weil er vor
seinem Sohn Absalom floh, da sprach der betrübte König zu
seinem treuen Abisai: ,,Laß ihn fluchen, denn der Herr hat es
ihn geheißen: Fluche David! Wer kann nun sagen: Warum tust
du also?" Auch Jeremia spricht: ,,Wer darf sagen, daß solches
geschehe ohne des Herrn Befehl?" Und Gott spricht so: ,,Ich
bin der Herr und sonst keiner mehr; der Ich das Licht mache
und schaffe die Finsternis; der Ich Frieden gebe und schaffe
das Übel. Ich bin der Herr, der solches alles tut." Über wen
sollen wir dann ungeduldig klagen und murren? Wer bist du,
daß du mit Gott rechten willst? ,,Hast du Ihm etwas zuvor
gegeben, daß Er es dir vergelte?" Ist der Herr zu hart gegen
dich? Was ist denn dein Verdienst, deine Forderung? Wenn
der Herr mit uns rechten wollte, dann könnten wir Ihm ,,auf
tausend nicht eins antworten". Wenn der Herr nach unseren
Sünden mit uns handeln und uns nach unseren Missetaten
vergelten wollte, dann müßten wir in der Hölle und in der
Qual sein und würden keinen Tropfen Wassers haben. Man muß
auch so sagen und denken: ,,Unzählige Menschen leiden viel
mehr, als ich leide, warum sollte mein Leiden geringer sein,
da ich teils den Zorn Gottes verdient habe, teils auch noch
als Glaubender auf eine ewige Freude hoffe?"
O Gott, vergib uns alle Ungeduld! Gott, vergib uns und hilf
uns hinfort, ,,geduldig in der Trübsal zu sein!"
Außer aber, daß wir nicht darüber zu klagen hätten, wenn der
Herr mit uns nach unseren Sünden handelte, kommt noch hinzu,
daß Er nie so mit uns handelt, weil wir nun durch den Glauben
an den Sohn in Seiner Gnade stehen. Alle unsere Leiden
werden uns nur aus Seiner höchsten Treue und Liebe zugesandt.
Einst wird der Tag kommen, wo wir in dem ewigen Lichte das
Geheimnis der wundersamen Führungen Gottes mit uns sehen
werden. Dann werden wir sehen, wie unser Trübsalsbecher
nicht einen einzigen Tropfen mehr enthielt, als zu unserem
wahren und ewigen Wohl notwendig war. Dann werden wir sehen,
daß uns unsere schmerzlichsten Erfahrungen zu unserer höheren
Erziehung oder zur Vermehrung unserer ewigen Freude und
Herrlichkeit und aus anderen weisen Absichten Gottes gesandt
wurden. Ja, wer wagt zu versichern: ,,Herr, Ich werde schon
den Himmel einnehmen, auch wenn Du nicht soviel Bitteres über
mich kommen läßt; ich töte mein Fleisch auch ohne dieses
Bittere?"
Wenn wir unsere große Trägheit, Untreue und Verweichlichung
des Fleisches fühlen, dann beten wir oft, daß der Herr es
in uns töten möge. Aber wie könnte Er solches tun, ohne uns
Leiden zu senden? Wir beten oft, daß Er die Weise anwenden
möge, die Er für die beste hält, nur, daß Er Sein Werk in uns
vollführe, unser Herz gewinne, unseren Glauben, unser Gebet,
unseren Ernst mehre und unser ganzes Wesen heilige. Aber
wenn der Herr solches Gebet erhören will, dann muß Er viele
bittere Mittel dazu anwenden, und dann klagen und jammern
wir, als ob dies jetzt etwas Schlimmes sei, und bedenken
nicht, daß wir selbst Ihn darum gebeten haben. Kurz, wenn
einmal unsere Augen geöffnet werden, um zu sehen, wie Gott
durch unsere Leiden die Ehre Seines Namens und unser Wohl
fördert, wie Er durch das Kreuz unserem willigen, aber
schwachen Geist zu Hilfe kommt gegen das Fleisch, ja, wenn
wir einmal die Wahrheit der Worte recht erfahren haben, daß
,,der Gerechte kaum erhalten wird", dann werden wir nicht nur
gern geduldig in der Trübsal sein, sondern auch dankbar für
dieselbe sein und mit Hiskia sagen: ,,Ich werde danken alle
meine Lebenstage für solche Betrübnis meiner Seele."
(Jes. 38, 15 nach der schwedischen Bibelübersetzung.)
Möcht ich niemals doch vergessen,
Wenn mich Leid und Sorgen pressen,
Daß ein Vaterauge wacht!
Selbst die Haare auf dem Haupte
Zählet Er. O, daß ich's glaubte!
Auch aufs Kleinste gibt Er acht.
Warum sollt Ich mich dann ängsten?
Sind nicht auch die allerbängsten
Nächte von Ihm vorgesehn?
Vor'm Beginn kennt Er das Ende,
Und es führen Seine Hände
Alles, wie es soll geschehn.
C.O.Rosenius
Seid fröhlich in Hoffnung! Röm. 12,12.
Mit der Hoffnung meint der Apostel Paulus das Warten der
Gläubigen auf die zukünftige Herrlichkeit. Der Glaube umfaßt
die gegenwärtige Gnade Gottes, die Hoffnung aber blickt empor
zu ,,der Herrlichkeit, die Gott geben wird". Nun sagt der
Apostel, daß wir in dieser Hoffnung fröhlich sein sollen -
als nicht über etwas Geringes oder Vergängliches, sondern
er hält uns die Hoffnung auf die ewige Seligkeit zum
Freudengegenstand vor. Wenn wir recht bedächten, zu welcher
Hoffnung wir berufen sind, und wenn wir recht lebendig der
Verheißung Gottes glaubten, dann würden wir gewiß voller
Freude sein - und zwar nicht allein in den Tagen unseres
Wohlergehens, sondern auch in unserer traurigsten Erfahrung
hier auf Erden. Und diese Freude, das Fröhlichsein in der
Hoffnung, ist von weit größerem Segen, als wir gewöhnlich
denken, sie gibt unserem ganzen Christentum eine neue Kraft.
Laßt uns deshalb dieses Thema etwas näher betrachten!
Was den Gegenstand der Hoffnung oder die herrlichen Dinge
betrifft, die wir von Gott erwarten, so werden wir dieselben
hier nie recht zu fassen vermögen. ,,Was kein Auge gesehen
und kein Ohr gehört hat, das hat Gott bereitet denen, die Ihn
lieben". Aber schon das, was wir in den Verheißungen Gottes
sehen und daraus ahnen, ist so groß und so herrlich, daß kein
Mensch es ganz auszusprechen vermag. Wer vermag zu sagen,
wieviel das enthält, daß wir Gottes Erben und Christi
Miterben sein werden? Und wer sind die, die solcher Ehre und
Seligkeit voll werden sollen? Ausdrücklich alle, die hier
Gottes Kinder sind; denn die Worte lauten so: ,,Sind wir denn
Kinder, so sind wir auch Erben, nämlich Gottes Erben und
Miterben Christi." Das gilt jedem, den der Herr Jesus von der
Welt erwählt hat und der durch das Wort und den Geist Gottes
aus dem Sündenschlaf erweckt wurde und seine Seligkeit nur
in Christus gefunden hat, jedem, der noch immer mit allen
seinen Gebrechen Ihm anhängt und Ihn und Seine Gnade und
Freundschaft, ja, Sein Fleisch und Sein Blut, d. h., Seine
Versöhnung nicht entbehren kann, sondern darin seine
Seelenspeise und sein Lebensbedürfnis hat. Der Herr Christus
spricht: ,,Wer Mein Fleisch ißt und trinkt Mein Blut, der hat
das ewige Leben, und Ich werde ihn am Jüngsten Tag
auferwecken." - Glaubst du das?
Bedenke! Der Herr Jesus sagt von solchen Menschen, die in
Seiner Versöhnung ihren Trost haben, daß sie die Seligkeit
des ewigen Lebens haben werden. Und das sagt Er ganz
entschieden und wiederholt es zu verschiedenen Malen. Wer
vermag dann zu sagen, wie glücklich ein solcher Mensch ist?
Und wer vermöchte auszusprechen, wieviel jene Worte Christi
enthalten: ,,Dann werden die Gerechten leuchten wie die Sonne
in ihres Vaters Reich"? Wer vermöchte auszusprechen, wieviel
das enthält, was Johannes sagt: ,,Dann werden wir Ihm gleich
sein; denn wir werden Ihn sehen, wie Er ist"? Schon David
hatte diese Hoffnung, als er sagte: ,,Ich will schauen Dein
Antlitz in Gerechtigkeit; ich will satt werden, wenn ich
erwache, an Deinem Bild." Der Herr Christus hat ausdrücklich
erklärt:
,,Vater, Ich will, daß, wo Ich bin, auch die bei Mir seien,
die Du Mir gegeben hast, daß sie Meine Herrlichkeit sehen,
die Du Mir gegeben hast." Was aber kann gewisser sein als
das, was Er selbst sagt? Unsere Seligkeitshoffnung hat also
einen ganz untrüglichen Grund, weshalb sie auch ,,ein
sicherer und fester Anker unserer Seele" genannt wird.
Da wir nun eine so herrliche und so fest begründete Hoffnung
auf die ewigen Freuden haben, so müßten wir allen irdischen
Sorgen den Abschied geben und sprechen: Hinweg Trübsal!
Hinweg Angst und Unruhe! Ich habe ein ewiges Glück, ich gehe
einer ewigen Freude entgegen, so wahr die Seligkeitshoffnung
nicht auf unsere Würdigkeit oder auf unsere Gedanken
gegründet ist, sondern auf Gottes eigenen Taten und Seinem
ewigen Ratschluß beruht. Es ist der Bekenner Christi
unwürdig und auch ein großer Schade für unser Christentum,
wenn wir unsere Seligkeitshoffnung vergessen und uns nicht
darüber freuen, sondern nur schweren Schrittes und seufzend
den Freuden des Himmels entgegengehen. Würden wir uns mit
größerem Ernst und Eifer unserer Seligkeitshoffnung
befleißigen, dann würde dadurch unser Christentum gestärkt
werden. Wir würden viel eifriger nach dem rechten Weg zum
Leben trachten, und alles Irdische würde uns gleichgültiger
sein. Diese Seligkeitshoffnung würde unsere Geduld und
Ausdauer in den Kämpfen für die Krone beleben. Darum wird
die Hoffnung zur Seligkeit auch ein Helm genannt. Der Helm
ist ein wichtiger Teil der Waffenrüstung; er bewirkt, daß wir
mit größerem Mut im Kampfe vorwärtslaufen. Und indem der
Apostel diese Hoffnung ,,einen sicheren und festen Anker
unserer Seele" nennt, hat er damit ausdrücklich gesagt, daß
die Hoffnung auf die Seligkeit uns unter allen Stürmen der
Versuchung und Anfechtung bei dem Herrn erhalten wird, so daß
wir von dem wilden Weltstrudel nicht gänzlich verschlungen
werden. Eine lebendige und feste Hoffnung wird in den Zeiten
des Leidens und der Not uns zu den ewigen, himmlischen
Erquikkungen führen und uns in den Tagen des irdischen Glücks
und der zeitlichen Freude nüchtern und verständig erhalten,
so daß wir mit dem Apostel sagen können: ,,Ich habe Lust
abzuscheiden und bei Christus zu sein, was auch viel besser
wäre." Ach, möchte Gott uns unseren Unglauben vergeben, daß
wir so wenig in der Hoffnung fröhlich sind! Und möchte Er
uns hierin zur Besserung verhelfen!
O Gott, ist hier ein Tröpflein schon so süße,
Wenn ich in Deiner Liebe Kraft zerfließe,
Was wird das ganze Meer in jenem Leben
Für Wonne geben!