Röm 12,1
W.Nee
So ermahne ich euch nun, liebe Kinder, bei der Barmherzigkeit
Gottes: Bringt eure Leiber als ein lebendiges, heiliges, Gott
wohlgefälliges Opfer dar; das sei euer vernünftiger
Gottesdienst! Römer 12,1
Diese Worte führen uns über das bloß Individuelle hinaus,
denn sie besagen, daß etwas beigesteuert werden soll zu einer
Ganzheit. Das »Darbieten« betrifft den einzelnen, aber der
Gottesdienst ist etwas Gemeinsames. Eine Vielzahl von
Leibern wird Ihm gebracht, doch sie vereinigen sich zu einem
einzigen lebendigen Opfer. Jeder vernünftige, jeder
verständnisvolle Dienst für Gott ist so geartet: ein einziger
Gottesdienst, bei dem aber jeder von uns sein persönliches
Teil beisteuert. Keiner soll meinen, das, was er bringt, sei
wertlos für Gott, denn sein Opfer wird nicht als ein
einzelnes, von den anderen getrenntes gerechnet. Jedes Ihm
dargegebene Leben ist nötig, damit jenes eine, vollkommene
Ganze entstehe, das, wie uns gesagt ist, Gott wohlgefällig
ist. Und wenn Gott damit zufriedengestellt ist, müssen dann
nicht auch wir zufrieden sein?
C.O.Rosenius
Ich ermahne Euch, liebe Brüder, daß ihr eure Leiber zum Opfer
begebet. Röm. 12, 1.
Mit diesen Worten hat Paulus den falschen Vorwand aller
Weltmenschen vollständig entkräftet, daß sie Gott lieben und
fürchten, obwohl sich dies nie in ihrem Lebenswandel zeigt,
weil sie mit dem Leibe in ihrem ganzen Wesen der Sünde
dienen. Mit diesen Worten vor Augen kann man antworten:
,,Daß du an Gott glaubst, Ihn fürchtest und liebst, kann ich
nicht wissen, wenn du es nicht dadurch zeigst, daß du deinen
Leib und seine Glieder dem Herrn auch zum Dienst ergibst."
Alle Menschen halten sich selbst für gut oder erklären, daß
sie Gott fürchten und lieben, während sie doch weithin frei
und ungezügelt der Sünde und den Götzen dienen. Da sagt der
Apostel: ,,Nein, das heißt nicht dem Herrn dienen. Ihr sollt
Ihm eure Leiber zum Opfer begeben und Ihm mit euren Gliedern
dienen. Durch diese sichtbaren Opfer wird sich eure Liebe zu
Ihm beweisen."
Laßt uns jetzt etwas tiefer betrachten, wie dieses zugeht,
daß wir unsere Leiber Gott, dem Herrn, opfern. Gewiß haben
viele Christen auch in buchstäblicher Bedeutung des Wortes
ihre Leiber zum Opfer gegeben, indem sie als Märtyrer um
Christi willen ihre Leiber verbrennen oder sie in anderer
Weise martern und töten ließen. Aber selbst, wenn es sich
nicht darum handelt, begeben wir doch unsere Leiber zum
Opfer, wenn wir teils mit unseren Gliedern und Kräften dem
Herrn dienen, teils auch um Seinetwillen unser Fleisch mit
Seinen Lüsten und Begierden kreuzigen. Du opferst also
zuerst Gott deinen Leib, wenn du deine Glieder in Seinen
Dienst stellst; wenn du mit deiner Zunge das redest, was zu
Seiner Ehre und zum Nutzen deines Nächsten dient; wenn du
Seinen Namen bekennst, Seine Erkenntnis anpreisest und
ausbreitest oder aber redest, was gut und wahr ist;
desgleichen, wenn du deine Augen und Ohren dazu verwendest,
das zu empfangen und zu gewinnen, wodurch du die Ehre Gottes
und das Wohl deines Nächsten fördern kannst, und dafür deine
Augen und Ohren von eitlen und unnützen Dingen fernhältst;
wenn deine Hände das tun, was gut und recht ist, teils in
treuer Verrichtung deines Berufs, teils in Liebeswerken
für deinen Nächsten; wenn deine Füße ebenfalls gern in den
Angelegenheiten des Herrn und der Liebe gehen. Kurz: Wer um
des Herrn willen und von Seiner Barmherzigkeit bewogen gern
das tut und leidet, was sein Beruf und die Liebe fordern,
der heiligt seinen Leib dem Herrn. Dazu gehört dann aber ein
beständiges Kreuzigen des Fleisches. Denn, wenn du dem Herrn
dienen willst, darfst du nicht deiner eigenen Bequemlichkeit,
deiner eigenen Ehre, deinen eigenen Lüsten folgen, sondern
du mußt dieselben unausgesetzt töten. Wenn du siehst, wie du
die Freundschaft, die Achtung und den Ruhm der Welt gewinnen
oder behalten könntest, wenn du aber um Christi willen allem
entsagst und dir dagegen durch deinen Eifer um Seine Sache
Verachtung und Schmach zuziehst; oder wenn du im täglichen
Leben den Versuchungen zur Sünde widerstehst und sie tötest,
sei es, daß du zur Ungeduld und zum Zorn, oder zum Eigennutz
und zur Unredlichkeit, oder zum Hochmut und zur Eitelkeit,
oder zum Neid und zur Verleumdung und ähnlichen Sünden
versucht wirst - sieh, wenn du diese Sünden nicht im Werk und
in der Tat ausbrechen läßt, sondern mit anhaltendem Gebet und
unausgesetzter Wachsamkeit dieselben tötest, dann bietest du
deinen Leib zu einem Opfer dar. Zu einem solchen Opfern
ermahnt uns hier der Apostel durch die Barmherzigkeit Gottes.
Gilt es also, unseren eigenen mächtigsten Begierden zu
widerstehen, dann werden wir erfahren, daß hier wirklich ein
fühlbares Opfern stattfindet, weil der Opferpriester sich
selbst zum Opfer geben soll, wie der Herr Christus auch
tat. Hierüber bemerkt Luther sehr richtig: ,,Der Titel des
Priestertums ist herrlich und bald genennet und gerühmt von
jedermann; aber das Opfern ist seltsam, da graut jedermann
vor. Denn es gilt Leben, Gut, Ehre und Freunde und alles,
was die Welt hat, gleichwie es Christus gegolten hat am
heiligen Kreuze. Da will niemand hinan, daß er Tod für
Leben, Pein für Lust, Schaden für Gut, Schande für Ehre,
Feinde für Freunde wählen soll. Denn so hat Christus getan
am Kreuze uns zum Exempel. Und man soll dennoch solches
alles tun, nicht für sich selbst noch zu seinem Nutzen,
sondern seinem Nächsten zu Dienst und Gott zu Lob und Ehren,
wie Christus Seinen Leib geopfert hat."
Wollen wir nun nicht ermüden und uns von solchen Opfern
zurückziehen, sondern stets geduldig und willig damit
fortfahren, dann ist es gewiß erforderlich, daß wir einige
kräftige Beweggründe und zudem noch eine übernatürliche Kraft
und Hilfe haben; dann ist es erforderlich, mit Ernst und
Fleiß zu beten. Was nun die Beweggründe betrifft, so ist
gewiß der größte und beständigste die ewige Barmherzigkeit
Gottes. Ihre Annahme soll unsere Lust und Kraft zu solchem
Opfern unterhalten. Dann mußt du aber auch fleißig das
betrachten, was Gott für uns getan hat: Als wir noch seine
Feinde waren, gab Er Seinen eigenen Sohn für uns dahin, auf
daß ,,gleichwie wir durch eines Ungehorsam Sünder geworden
sind, wir auch durch Eines Gehorsam gerecht würden". Gott
hat uns ein solches Gnadenreich durch den Sohn bereitet, daß
denen, die an Ihn glauben, die Sünden nicht zugerechnet
werden sollen. Er will uns nach diesem kurzen, elenden
Erdenleben in Seinen Himmel aufnehmen und uns jene
vollkommene, mit Seiner Liebe und Allmacht übereinstimmende
Seligkeit schenken. Glaubst du dieses alles von Herzen, dann
kannst du willig ein Märtyrer werden, dann wirst du beständig
belebt und ermuntert werden, aufs neue Lust und Mut zum
fortgesetzten Opfern zu fassen.
J.Kroeker
Von unserem Gottgeweihtsein.
"Ich ermahne euch nun, ihr Brüder, kraft der Barmherzigkeit
Gottes, dass ihr eure Leiber Gott darstellt als ein
lebendiges, heiliges, wohlgefälliges Opfer, welches sei
euer vernünftiger Gottesdienst." Röm. 12,1.
Dieses Opfer der Liebe, diese freiwillige Hingabe unseres
Lebens an den Herrn liegt dem Wesen nach bereits in unserer
Wiedergeburt. Praktisch wird sie aber erst, wenn wir uns von
Fall zu Fall bewusst auf diesen Boden stellen und als
gekreuzigt der Welt und hingegeben an Gott zu leben und zu
dienen suchen. Es gibt nun manche Glaubende, die diesen Weg
der Hingabe - wenn auch unter Hemmungen und Schwankungen -
seit dem Tage ihrer Wiedergeburt wandeln. Gott hatte
Gelegenheit, ihnen gleich zu Beginn ihres neuen Lebens
so viel Licht und so viel Erkenntnis zu geben, dass sie
von dem Tage ihrer Errettung an von Fall zu Fall in ihrem
Glaubensleben mit dem Apostel Paulus fragen lernten: "Was
willst du, Herr, dass ich tun soll?" Aus innerstem Erleben
heraus lernten sie mehr und mehr mit ihrem Herrn und Meister
sprechen: "Meine Speise ist die, dass ich tue den Willen
meines Vaters im Himmel." Ihr Leben war ihnen ein bewusstes
Gebundensein an Gott, ein Opfer, auf das der Herr allein
Anspruch haben sollte.
Wir haben aber auch viele Gotteskinder, deren Hingabe an Gott
in der Stunde der Errettung eine mehr unbewusste war. Dass
Gott ihre Schuld und ihre verlorene Vergangenheit zudeckte,
war ihnen gewiss; zugleich aber viel köstlicher, als dass
Gott hinfort ihr Leben für sich in Anspruch nehmen und durch
seinen Geist beherrschen wollte. Im Prinzip haben zwar auch
sie sich dem Herrn übergeben und Ihm ihr Leben zur Verfügung
gestellt. In der Praxis jedoch blieb dasselbe in der
Beherrschung ihres eigenen Wesens, d.h. ihrem eigenen Wollen
und ihren eigenen Wünschen unterstellt.d
Alles jedoch, was in unseren Händen bleibt, verdirbt.
Rechte, die nicht im Glauben an Gott abgegeben werden,
gereichen uns zum Fallstrick und Verderben. Wenn nicht
Gottes Hand sein eigen Bild und Muster in das Gewebe unseres
Lebens webt, bleibt es ein buntes Durcheinander. Zur Ruhe
gelangt nur jenes Leben, das sich als dem Herrn geopfert
ansieht und in der Hingabe an Gott seinen Sabbat gefunden
hat. Dem Leben aber, das seine Ruhe in der Glaubenshingabe
an Gott gefunden, erschließt sich täglich neu die wunderbare
Wahrheit und Wirklichkeit des Jesuswortes: "Mein Joch ist
sanft und meine Last ist leicht." Es betet daher mit dem
Psalmisten: "Setze meine Tritte in deine Fußstapfen, damit
mein Gang nicht wankend sei."