Röm 10,14
C.Eichhorn
Nur das klare Wort des Zeugnisses führt zum Ziel
Wie seilen sie aber an den glauben, von dem sie nichts
gehört haben? Wie sollen sie aber hören ohne Prediger?
Röm. 10, 14
Wir wollen das Wissen nicht überschätzen, doch auch nicht
unterschätzen. Wie kann man glauben, wenn man nichts hört
und weiß von Christus und all den Veranstaltungen Gottes zur
Rettung der Menschen? Der Glaube ist nicht ein bloßes
Wissen, sondern eine Gewißheit. Aber ohne Wissen kommt es zu
keiner Gewißheit. Es muß uns etwas Klares und Bestimmtes
dargeboten werden. Sonst kann man es nicht im Glauben sich
aneignen und sich mit beiden Füßen darauf stellen. - Es gibt
Leute, die ihre Religion aufgehen lassen in Gefühl und
Stimmung. Sie erbauen sich, wie sie sagen, in der Natur und
an der Kunst. Sie haben ein Gefühl der Unendlichkeit und
Erhabenheit beim Anblick einer großartigen Gebirgswelt. Beim
Genuß eines musikalischen oder sonstigen Kunstwerkes fühlen
sie sich in gehobener Stimmung. Das ist ihre Religion.
Gefühl ist bei ihnen alles. Klare und bestimmte Worte stören
und schädigen, wie sie meinen, die Unmittelbarkeit und Kraft
des Empfindens. Worte sind für sie "Rauch, umnebelnd
Himmelsglut". Das höchste Wesen ist nach ihrer Meinung
unerforschlich, unerkennbar, unnennbar. - Gott sei
gepriesen, daß er uns eine deutliche Offenbarung seines
Wesens, seines Willens und seiner Wege gegeben hat! Er sei
gepriesen, daß er Taten unternommen hat zur Wiedergewinnung
der verlorenen Menschen, daß er seinen Sohn gesandt und in
den Tod gegeben und auferweckt hat und ihn einst wieder
erscheinen läßt zur Vollendung seines großen Gnadenrates! Da
haben wir etwas ganz Klares und Bestimmtes. Und nun sendet
er auch Prediger, die diese großen, herrlichen Dinge
verkündigen. Er sendet sie, indem er sie ausrüstet mit
Geistesmacht. Denn niemand kann von sich aus das Heil
bezeugen. Es muß ihm von oben gegeben werden. Nur dann kann
sein Zeugnis Glauben wirken. Der innere Einblick in die
Geheimnisse Gottes, die klare, bestimmte, unverkürzte
Darstellung, je nach dem besonderen Bedürfnis der Hörer, die
Geisteskraft, die sich an den Herzen und Gewissen erweist:
all dies muß geschenkt und erbeten werden. - Auf diesem Weg
kommt Glauben zustande. Der Hörer bekommt den Eindruck: dies
ist gerade für dich, das ist es, was du brauchst. So streckt
er die Hände aus und nimmt es und hält sich ans Wort und an
den, der im Wort bezeugt wird, an Jesus Christus. Nicht daß
man es nur hört und weiß: damit ist es nicht getan, sondern,
daß man es ergreift und in Besitz nimmt. Nur dann kann man
die wunderbare Wirkung, die große Umwandlung des Sünders zum
Gotteskind, an sich erleben. Es hängt alles am
Glaubenserlebnis, an der Glaubenserfahrung. Aber der Glaube
muß auch etwas haben, woran er sich halten, worauf er sich
stützen und gründen kann. Auf Dunst und Nebel kann er sich
nicht aufbauen. Wiederum aber muß alles Hören und Wissen in
Glauben übergehen. Sonst ist es totes Kapital. Man hat
etwas und hat doch nichts davon.