Röm 8,14
C.Eichhorn
Ist der Trieb des Geistes in uns wirksam?
Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder.
Röm. 8, 14
Kinder Gottes haben nicht bloß herrliche Vorrechte. Sie
haben auch eine große Verpflichtung. Sie sind als Kinder
schuldig, gehorsam zu sein oder vom Geiste Gottes sich leiten
zu lassen. Der Sinn des obigen Wortes ist der: Nur die sind
Gottes Kinder, die dem Trieb seines Geistes folgen, die also
nicht sich begnügen mit frommen Reden, sondern die den Willen
ihres Vaters im Himmel tun. - Lesen wir doch die Worte,
die vorangehen! Da schärft der Apostel es als unbedingt
notwendig ein, durch den Geist die Geschäfte des Fleisches
zu töten. Zu diesen Regungen des Fleisches gehören z. B.
der Zorn und die Ungeduld. Der Heilige Geist arbeitet ihnen
entgegen. Folgen wir seinen zarten und doch starken Trieben?
Hören wir auf seine Warnung, wenn es anfängt in uns zu kochen
und heiß aufzusteigen? Er gebietet uns, zu schweigen. Geben
wir ihm Raum, oder brechen wir doch mit bösen Worten heraus?
Wenn unreine Begierden sich regen, schneiden wir sofort ab,
wenn der Geist uns mahnt und straft? Oder schieben wir ihn
auf die Seite und geben uns den unreinen Phantasien weiter
hin, bis sie zur Tat werden? Wenn unsere Gedanken sich auf
verkehrte Bahnen verlieren, rufen wir sie zurück, sobald der
Geist uns erinnert, oder lassen wir ihnen die Zügel schießen?
- Besonders treibt der Heilige Geist zur Übung der Liebe und
zur Erfüllung dieses königlichen Gebots. Aber findet er uns
nicht öfter unlustig dazu, weil wir unsere Behaglichkeit
nicht drangeben, kein Opfer bringen, uns nicht im Dienst
anderer aufarbeiten wollen? Folgen wir ihm sofort, wenn er uns
mahnt, eine Verletzung des Gebots der Liebe wiedergutzumachen
und um Verzeihung zu bitten? - Der Heilige Geist treibt an,
Jesus zu bekennen. Stößt er nicht oft auf Widerstand, weil
wir menschenfürchtig und leidensscheu sind? - Der Zug des
Geistes geht auf Gebet und Pflege der Gemeinschaft mit Gott.
Aber mitunter schieben wir's hinaus, zerstreuen uns in
allerlei Geschäften, statt uns zu sammeln. Der Geist Gottes
mahnt uns, Gottes Wort zu betrachten; aber wir nehmen uns
nicht die Zeit und schwächen uns selbst durch wertloses
Plaudern oder hastende Vielgeschäftigkeit. - Gott aber will
gehorsame Kinder, "Kinder des Gehorsams", wie Petrus sagt.
Diese aber haben die Art des Gehorsams an sich, wie "Kinder
der Bosheit" ganz aus Bosheit zusammengesetzt sind. Gehorsam
ist ihnen zur andern und neuen Natur geworden. Gewiß, wir
sind nicht gleich vollendet im Gehorsam. Aber stehen wir in
der Schule des Gehorsams? Üben wir uns täglich und stündlich
darin? Schmerzt uns jeder Ungehorsam? Wir betrüben den
Heiligen Geist, sooft wir seinen Trieben ungehorsam sind.
Und wenn wir ihn fortgesetzt und beharrlich betrüben, muß er
endlich von uns weichen. O laßt uns auf sein Ziehen und
Locken achten und ihm immer treuer folgen!
D.Rappard
Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder.
Röm. 8,14.
Dies Wort dient mir als P r ü f s t e i n, daran ich merken
kann, ob ich Gottes Kind sei, oder nicht. Kenne ich dies
Getriebenwerden vom Heiligen Geist? Kenne ich das mächtige
Verlangen nach Heiligung, das er einflößt? Drängt es mich, zu
lieben, zu dienen, wohlzutun? Werde ich innerlich getrieben ins
Gebet?
Dies Wort bewegt mich zum D a n k e n. Wie gut ist es,
nicht unter einem äußerlichen Gesetz zu stehen, wobei man sich
immer fürchten müßte, sondern von dem Geist der Gnade Schritt
für Schritt getrieben und geleitet zu werden.
Dies Wort mahnt mich zur A c h t s a m k e i t. Es gilt
stille sein, wenn der Geist Gottes spricht. Eigenwille und
heftiges Verlangen vertragen sich nicht mit seinen zarten
Trieben. Auch gilt es prüfen, ob die Triebe, die wir verspüren,
wirklich von Gott sind. Es gibt auch verführerische Stimmen.
Gottes Geist spricht i m m e r im Einklang mit seinem Wort.
Dies Wort enthält eine herrliche Z u s a g e. Die sich von
Gottes Geist treiben lassen, werden hier Gottes Söhne genannt.
Sie sind nicht nur gottgeborene Kinder, sondern durch die
Erziehung des Heiligen Geistes zu erwachsenen Söhnen und
Töchtern Gottes geworden. - Ach, daß es unter uns mehr
solche in Gott gekräftigte Persönlichkeiten gäbe!
Lehre mich, o Herr, dieses Getriebenwerden
vom Heiligen Geiste immer deutlicher verspüren,
es verstehen und ihm folgen.
C.O.Rosenius
Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder.
Röm. 8, 14.
Dieses ist das entscheidende Kennzeichen! Von allen Menschen
auf Erden sind nur die Gottes Kinder, die hier in der Zeit
vom Geist Gottes getrieben, regiert und geleitet werden.
Welche nicht vom Geist Gottes getrieben werden, die sind
nicht Gottes Kinder. Also lehrt dieser Spruch uns das
allgemeine Kennzeichen, durch das Gottes Kinder von den
anderen Menschen unterschieden sind. Überall in der Welt
werden wir einen deutlichen Unterschied sehen. Die meisten
Menschen leben nur nach dem Fleisch, entweder in einer freien
und groben Weise nach ihren eigenen Lüsten und dem Lauf
dieser Welt oder aber in einer feineren Weise, indem sie ihre
eigene Gerechtigkeit aufrichten, jedoch ohne vom Wort und
Geist regiert zu werden. Daneben aber ist ein anderes Volk
vorhanden, das ständig mit der Frage umgeht, wie man recht
glauben und Christus nachwandeln solle, Menschen, die bei
all ihren Gebrechen und ihren Klagen darüber doch dieses
Bestreben zu ihrem Hauptanliegen haben, an Christus zu
glauben und Ihm nachzuwandeln, ihr Fleisch zu töten und ihren
Herrn sowohl mit Worten als auch mit Werken zu bekennen,
so daß ihr ganzes Leben in entgegengesetzter Richtung zu
demjenigen der übrigen Welt verläuft. Solches wird niemals
vom Fleisch und Blut bewirkt, es geschieht nur durch den
Geist Gottes; und ,,welche der Geist Gottes treibt, die sind
Gottes Kinder."
Gottes Kinder - eigentlich ,,Söhne Gottes"! Welcher Mensch
kann etwas so Großes glauben und bedenken! Diejenigen, die
dies leicht glauben können, bedenken gewiß nicht das, was
diese Worte enthalten, während diejenigen, die es bedenken
können, es auf Erden sicher nie vollkommen zu glauben
vermögen. Es ist viel zu groß, unsere engen Herzen können
es nicht fassen. Bedenke! Nicht Knechte und Mägde, sondern
Kinder, Söhne und Töchter des großen, allmächtigen Schöpfers!
Wie groß das ist, kann einigermaßen verstanden werden, wenn
wir die vom Apostel hier angewandten Worte betrachten. Wenn
wir Kinder sind, sind wir auch Miterben des eingeborenen
Sohnes - ,,Christi Miterben" - und Christus ist der
Erstgeborene unter vielen Brüdern. Wie aber sollen wir dies
verstehen? In wahrer Bedeutung jemandes Kind zu sein, pflegt
ja gewöhnlich zu bedeuten, von ihm geboren zu sein. In
dieser Bedeutung können wir wohl nicht Gottes Kinder sein?
In einer gewissen Bedeutung ist zwar ,,der Erstgeborene des
Vaters" allein Gottes Sohn, als vom Vater in Ewigkeit geboren
und Seinem Wesen nach Gott. Aber in einer anderen Bedeutung
sind auch alle Kinder Gottes auf Erden von Gott geboren, da
sie durch den Geist ,,neue Kreaturen", neue Wesen geworden
sind. Wir werden gewöhnlich in zweierlei Weisen jemandes
Söhne. Die erste geschieht durch die Geburt, die zweite
durch
die Annahme. Es hat dem großen Gott gefallen, daß wir in
diesen beiden Weisen Seine Kinder sein sollen. Von der
letzteren Weise redet der Apostel in Eph. 1, 5, wo er sagt:
,,Er hat uns verordnet zur Kindschaft gegen (für) sich selbst
durch Jesus Christus, nach dem Wohlgefallen Seines Willens."
Von der ersteren Weise redet Johannes oft, indem er z. B.
sagt: ,,Gottes Kinder, welche nicht vom Geblüt, noch von
dem Willen des Fleisches, noch von dem Willen eines Mannes,
sondern von Gott geboren sind." Und abermals: ,,Wer aus Gott
geboren ist, der tut nicht Sünde, denn Sein Same bleibt bei
ihm, und kann nicht sündigen, denn er ist von Gott geboren."
Welche Wunder des Himmels auf dieser sündigen Erde! Sie
trägt lebendige Kinder Gottes, die von Gott geboren sind.
,,Welch eine Tiefe des Reichtums, beides, der Weisheit und
der Erkenntnis Gottes! Wie gar unbegreiflich sind Seine
Gerichte und unerforschlich Seine Wege!" Daß wir Kinder
Gottes sind, ist die Summe alles dessen, was der dreieinige
Gott als Schöpfer, Versöhner und Seligmacher für den Menschen
getan hat. Ist es dir gar zu viel, daß du ein Kind Gottes
sein sollst, so bedenke doch: Gott erschuf den Menschen im
Anfang dazu, als Er ihn zu Seinem Ebenbild und zum Erben
alles dessen machte, was Er erschaffen hatte, ja, Er
bereitete auch die Wohnungen des Himmels für ihn. - ,,Aber",
sagst du, ,,wir sind ja gefallen, wir sind voller Sünde."
Bedenke dann! Gott gab deshalb Seinen eingeborenen Sohn
dahin, um Mensch zu werden wie wir, damit Er uns mit Seinem
Gehorsam bis zum Tod die verlorene Kindschaft wieder
erwerbe. Ist es dir unwahrscheinlich, daß du Gottes Kind
sein sollst, weil du noch so viele Sünden fühlst, so bedenke,
was Christus dafür tat. Wenn du aber wiederum sagst:
,,Deshalb sind in der wahren Bedeutung des Wortes nicht alle
Menschen Gottes Kinder", dann wird geantwortet: Darum werden
wir auch von Gott geboren, aus dem Geist geboren! Wenn du
bei aller Bosheit und allem Streit des Fleisches doch nie
frei sündigen, nicht ,,Sünde tun" kannst, weil ,,der Same
Gottes" in dir bleibt und der Geist Gottes gegen die Sünde
streitet, dich straft, erquickt und leitet, dann bedenke die
Worte unseres Textes: ,,Welche der Geist Gottes treibt, die
sind Gottes Kinder." Wenn wir also auf die Gründe unserer
Kindschaft, nämlich auf die eigenen Werke des dreieinigen
Gottes blicken, dann werden wir noch bei unserem ganzen Elend
und allen Widersprüchen des Herzens bekennen, daß wir, so
wahr Gott größer ist als unser Herz, doch in Wahrheit Gottes
Kinder sind, so viele wie der Geist Gottes treibt.
Nun bitten wir den Heiligen Geist
Um den rechten Glauben allermeist,
Daß er uns behüte bis an das Ende,
Wenn wir heimfahr'n aus diesem Elende.
Kyrieleis!