Röm 8,11
C.O.Rosenius
Er, der Jesus Christus von den Toten auferweckt hat, wird
auch eure sterblichen Leiber lebendig machen um deswillen,
daß Sein Geist in euch wohnt. Röm. 8, 11.
Er wird eure sterblichen Leiber lebendig machen. Diese Worte
zeigen, daß unsere eigenen Leiber, gerade die Leiber, die in
die Erde gelegt werden, durch Gottes Allmacht wieder zum
Leben hergestellt werden sollen, obwohl so verwandelt und
verherrlicht, daß sie in dieser Hinsicht nicht dieselben wie
zuvor sein werden. Das war auch schon dem Hiob offenbart,
als er sagte: ,,Ich werde danach mit dieser meiner Haut
umgeben werden und werde in meinem Fleisch Gott sehen." Und
der Prophet Jesaja sagt: ,,Deine Toten werden leben und mit
dem Leichnam auferstehen: Wachet auf und rühmet, die ihr
unter der Erde liegt; denn dein Tau ist ein Tau des grünen
Feldes. Aber das Land der Toten wirst du stürzen."
Jede Seele wird am Jüngsten Tag mit ihrem eigenen Leib, mit
dem sie hier in der Zeit Gutes oder Böses tat, mit dem sie
Gott oder dem Teufel diente, wieder vereinigt werden. Denn
gleichwie der Leib hier das Organ oder Werkzeug der Seele
war, so muß er auch an der Seligkeit oder den Plagen
teilhaben, die in der anderen Welt folgen, je nachdem der
Mensch im Reiche der Finsternis gelebt und der Sünde gedient
hat oder im Reiche Christi lebte und dann um Seinetwillen das
Gute getan hat.
Aber, wie schon angedeutet, werden die auferstandenen Leiber
so verwandelt sein, daß sie für das Ewigkeitsleben, in das
sie eintreten sollen, geeignet sein werden. Das Verwesliche
muß anziehen das Unverwesliche, und diejenigen, die mit
Christus und Seinem Geist vereinigt waren, werden dann Seinem
verklärten Leib ähnlich sein. Gleichwie sie hier das Bild
des ersten Adam getragen haben, der von der Erde und irdisch
war, so werden sie in der Auferstehung das Bild des anderen
Adam, des himmlischen, tragen. In Phil.3 lesen wir von
Christus: ,,Welcher unseren nichtigen Leib verklären wird,
daß er Seinem verklärten Leib ähnlich werde nach der Wirkung,
mit dem Er sich auch alle Dinge untertänig machen kann."
Gleichwie das Angesicht Christi, als Er auf dem Berge
verklärt wurde, ,,leuchtete wie die Sonne und Seine Kleider
wie ein Licht wurden", so werden auch, den Worten Christi
gemäß, ,,die Gerechten leuchten wie die Sonne in ihres
Vaters Reich." - Gott der Herr stärke uns den Glauben!
Das Geheimnis und die Herrlichkeit der Auferstehung sind
unendlich viel höher, als daß die Menschenvernunft es fassen
könnte, so daß derjenige, der hierüber seinen Verstand und
seine eigene Meinung befragen will, in der finsteren Nacht
des Unglaubens und der Zweifel enden muß. Hier ist es
erforderlich zu wissen, an wen man glaubt, zu wissen, ob Er
sowohl allmächtig als auch wahrhaftig ist, und dann weiß man,
wie es in der Auferstehung zugehen wird. Dann aber ist es
hier wichtig, den Herrn mehr als einmal um die Gabe des
Glaubens zu bitten.
Um deswillen, daß Sein Geist in euch wohnt. Mit noch
größerem Nachdruck wiederholt der Apostel hier den Grund
ihrer Gewißheit einer herrlichen Auferstehung, nämlich, daß
der Geist Gottes schon in ihnen wohnte. Er will sagen:
Bedenkt, wenn Gott euch schon Seinen Geist gab, wenn eure
Leiber schon auf Erden Gottes Tempel waren, in welchen Er
wohnte und wirkte, die Er heiligte und reinigte, dann bezeugt
dies gewiß, daß Er etwas Herrliches aus ihnen zu machen
gedenkt. Es wäre eine Herabsetzung der Majestät und der Ehre
des Heiligen Geistes, wenn diese Seine Tempel, eure Leiber,
als Trümmer beiseitegelegt und vernichtet werden würden.
Möchte ein jeder dies bedenken! Es ist zwar recht und gut,
daß du an die Unsterblichkeit der Seele glaubst; aber es
ist keineswegs gleichgültig, ob du dem ganzen Wort Gottes
glaubst, oder ob du nur das annimmst und glaubst, was du
für wahrscheinlich hältst, das andere dagegen bezweifelst.
Dadurch bist du schon vom Weg des Glaubens abgewichen und
kannst nicht mehr ein Glaubender heißen, der nur den Worten
des Herrn glaubt, sondern du denkst frei das, was deine arme
Vernunft und Meinung dir vorbuchstabieren.
Nun sind es ja nicht die Seelen, sondern die Leiber, von
denen der Herr Christus so oft versicherte: ,,Und Ich werde
sie auferwecken am Jüngsten Tag." Wenn du nicht verstehst,
wie verweste oder verbrannte Leiber auferweckt werden können,
oder wie ,,das Meer die Toten, die darinnen sind, geben
wird", so bedenke einmal, ob du verstehst, wie Gott einst
alle Dinge aus nichts erschaffen hat, oder wer Ihm die
Urstoffe zu allem gegeben hat. Beantworte Ihm die Fragen,
die Er an Hiob richtete: ,,Wo warst du, da Ich die Erde
gründete?" Beuge dich vor dem Hohen und Hocherhabenen und
bekenne, daß du nichts verstehst, und daß Er ein allmächtiger
Wundertäter ist. Bitte Ihn um einen Strahl Seines Lichtes
und betrachte dann alles, was Er für uns getan hat, als Er
uns Seinen Sohn, Sein Wort, Seine Sakramente, Seinen Geist
sandte; frage dich einmal, ob dies alles nicht davon zeugt,
daß Er uns an Leib und Seele herrlich zu machen gedenkt -
und du wirst erkennen, daß Er, ,,der von den Toten ausgeführt
hat den großen Hirten der Schafe durch das Blut des ewigen
Testamentes, unseren Herrn Jesus", auch die Leiber Seines
Volkes ,,lebendig machen wird um deswillen, daß Sein Geist
in ihnen wohnt." Sein herrlicher Name sei hochgelobt in
Ewigkeit!
Dieser meiner Augen Licht
Wird Ihn, meinen Heiland, kennen;
Ich, ich selbst, ein Fremder nicht,
Werd' in Seiner Liebe brennen;
Nur die Schwachheit um und an
Wird von mir sein abgetan.