Röm 8,9
W.Nee
Wenn jemand Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein.
Römer 8,9
Daß Gott dir den heiligen Geist gegeben hat, kommt einzig und
allein von der Erhöhung seines Sohnes in den Himmel. Ist es
also möglich, daß Jesus erhöht worden ist und du, der du
geglaubt hast, nicht den heiligen Geist empfängst? Dennoch
sind manche sich hierüber im unklaren. Ein junger Mann in
Schanghai, der mit neuem Verstehen von dem erhöhten Christus
und seinem ausgegossenen Geist gehört hatte, ging nach Hause
und begann ernsthaft zu beten:
»Herr, ich glaube. Ich möchte die Kraft deines heiligen
Geistes. Ich sehe, Herr, daß du erhöht worden bist, gieße
nun deinen Geist auf mich aus!« Dann, nach einer Pause,
verbesserte er sich: »Nein, Herr, das ist alles verkehrt!«,
und er begann von neuem: »Wir stehen in einer
Lebensgemeinschaft, du, Herr, und ich, und der Vater hat
zweierlei verheißen: dir die Verherrlichung und mir den
heiligen Geist. Du hast die Herrlichkeit empfangen; es ist
daher undenkbar, daß ich nicht den Geist empfangen habe.
Dank, Herr, für diese wunderbare Gabe!«
S.Keller
Röm. 8, 9: «... Wer aber Christi Geist nicht hat, der ist
nicht sein.»
Das ganze Christentum vieler sogenannter Christen besteht
nur darin, daß sie Vorkehrungsmaßregeln treffen, um nicht in
die Hölle zu kommen. Es kann einem gruselig werden in ihrer
Nähe. Ob es nicht daher kommt, daß sie schon so etwas wie
Hölle spüren, während sie die Sandsäcke schleppen zum Dammbau
gegen die künftigen Fluten des Verderbens? Dicht neben ihrer
angstvollen Strandarbeit schaukelt des Glaubens Schiff
auf den Wellen. Bin ich darauf, dann wird jene Hochflut
nicht schaden können. Das Schiff ist für solche Wellen
eingerichtet. Der jetzt eben mir schon Vergebung, Friede und
Freude durch seinen Geist gewährt, hat mehr und Schöneres mit
mir vor, als mich bloß mit knapper Not an einem ewigen Tode
vorbeischlüpfen zu lassen. Solches Angstchristentum ist
gewiß nicht nach seinem Herzen. Der Geist Christi ist etwas
anderes als solche geschraubte Angst. Aus Liebe zu Jesu ihm
folgen; an ihm hängen und ihn meinen und suchen und wollen -
das ist eher von seinem Geist gewirkt als Höllenangst.
Furcht ist nicht in der Liebe; Furcht hat Pein. Denn ihr
habt nicht einen knechtischen Geist empfangen, daß ihr euch
abermals fürchten müßtet.
Nein, Herr Jesus, wir haben durch deinen Geist die große
Gewißheit erhalten, daß uns nichts von dir scheiden soll.
Laß aus solcher Freude starke Triebe der dankbaren Liebe
wachsen, daß unser Leben voll wird von deinem Lobe! Amen.
C.H.v.Bogatzky
Wer Christi Geist nicht hat, [sondern den Weltgeist,] der ist
nicht sein. Röm. 8, 9. 7. 8. 14.
Denn nicht nur die grobe Gottlosigkeit, sondern auch der
irdische fleischliche Sinn und der Welt Freundschaft, ist
Gottes Feindschaft. Phil 3, 18. 19. Jak. 4, 4. Wie weiß ich,
daß ich Christi Geist habe? Ich habe ernstlich um ihn gebeten.
Das kann nicht vergeblich sein. Luk. 11, 13. Er wirkt Sündenhaß
und Reue, bestraft, tröstet und treibt mich zu Christus und zum
Gebet. Das ist das bleibende Zeugnis, das auf Gottes Wort
besteht, und das auch der Einfältigste haben kann, aber kein
Weltmensch.
C.O.Rosenius
So anders Gottes Geist in euch wohnt. Röm. 8, 9.
Dies ist eine sehr wichtige Bedingung. Es ist zugleich eine
Frage, die uns nicht nur zum Nachdenken und zur Selbstprüfung
erwecken muß, sondern uns auch eine unaussprechlich große
Gnade offenbart hat. Gottes Geist wohnt in Menschen, die
noch auf Erden sind. Glaubst du das? Welcher Mensch kann
ganz erfassen oder aussprechen, welch große Gnade, Ehre und
Herrlichkeit das enthält, des Geistes Gottes teilhaftig zu
sein? Ja, wer kann vollkommen glauben, daß dies wirklich so
ist? Wenn wir es recht glaubten, würden wir vor Freude,
Staunen und Verwunderung wohl kaum leben können. Und doch
ist es eine göttliche Wahrheit hinsichtlich aller derjenigen,
die geistlich neue Menschen werden oder geworden sind.
Viele meinen, daß Gottes Geist nichts anderes als eine
Kraft und Wirkung Gottes in der Seele, eine mit Gott
übereinstimmende Gesinnung, ja, der aus Gott in uns geborene
neue Mensch sei. Das bezeichnet das Wort ,,Geist" auch an
vielen Stellen der Schrift. Da der Apostel hier jedoch sagt
So anders Gottes Geist in euch wohnt deutet er auf den hohen
geheimnisvollen Umstand hin, daß der wahre lebendige Gott in
den Gläubigen wohnt und wirkt er meint hier mit Gottes Geist
die dritte Person in der Gottheit den persönlichen Geist der
dem Vater und dem Sohn in allen göttlichen Vollkommenheiten
gleich ist. In Vers 10 sagt der Apostel So Christus in euch
ist"; und in Vers 26 sagt er, daß der Geist unser Helfer und
Vertreter ist, welches alles augenscheinlich von dem
Innewohnen Gottes in den Gläubigen handelt. ,,Gottes Geist"
ist nicht nur eine Kraft und Wirkung Gottes im Menschen,
sondern eine Person des Dreieinigkeitswesens Gottes. Darüber
brauchen wir uns nur der eigenen Worte Christi zu erinnern,
als Er befahl, daß wir ,,im Namen des Vaters, des Sohnes
und des Heiligen Geistes" getauft werden sollen. Petrus faßt
das Werk des dreieinigen Gottes zu unserer Seligkeit kurz
zusammen und erwähnt ,,die Vorsehung Gottes des Vaters, die
Heiligung des Geistes und die Besprengung des Blutes Jesu
Christi". Schließlich sagt Paulus in dem Schlußwunsch, der
das neutestamentliche Segensgebet heißen kann: ,,Die Gnade
unseres Herrn Jesu Christi und die Liebe Gottes und die
Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen. Amen!"
So wird in der Schrift der Heilige Geist mit dem Vater und
dem Sohn als eine Person in dem ewigen Gotteswesen
zusammengestellt. Wie ausdrücklich redet Jesus von dem
Heiligen Geist als von einer Person und nicht von einer
bloßen Kraft -, indem Er spricht: ,,Ich will den Vater
bitten, und Er soll euch einen anderen Tröster (Fürsprecher)
geben, daß Er bei euch bleibe ewiglich, den Geist der
Wahrheit, welchen die Welt nicht empfangen kann; denn sie
sieht ihn nicht und kennt Ihn nicht; ihr aber kennt Ihn, denn
Er bleibt bei euch und wird in euch sein. Der Tröster, der
Heilige Geist, welchen Mein Vater in Meinem Namen senden
wird, der wird euch alles lehren und euch erinnern alles
dessen, das Ich euch gesagt habe. Er wird von Mir zeugen.
Er wird euch in alle Wahrheit leiten. Er wird Mich
verklären, denn von dem Meinen wird Er es nehmen und euch
verkündigen." Aus diesen Worten erfahren wir auch, was das
eigentliche Amt des Trösters auf Erden ist, nämlich das Werk
und die Worte Christi auf die Seelen anzuwenden, von Ihm zu
zeugen und Sein Reich aufzurichten, die Menschen im Reiche
Christi zu berufen und zu erleuchten, zu sammeln, zu leiten,
zu heiligen und zu bewahren. Der Vater hat sie dem Sohne
gegeben, der Sohn hat sie erlöst, und der Heilige Geist soll
sie sammeln, heiligen und in alle Wahrheit leiten. Alle
Menschen sind tot durch Übertretung und Sünden, bis ,,der
Geist des Lebens" ihre Herzen öffnet, Ihn zu umfassen, der
uns zum ewigen Leben gegeben ist, der sie mit Ihm vereinigt
und in ihrem Innern eine neue Kreatur bewirkt.
Der Apostel sagt hier nun, daß dieser Geist in den Gläubigen
wohnt. So sagt er auch 2. Kor. 6: ,,Ihr seid der Tempel
des lebendigen Gottes, wie denn Gott spricht: Ich will in
ihnen wohnen und in ihnen wandeln." Große, unbegreifliche
Herrlichkeit! Man könnte fragen: ,,Wie kann der Unendliche
in den Herzen Seiner Kinder wohnen? Zudem ist Gott ja
allgegenwärtig. Was bedeuten dann die Worte, daß Er in
Seinen Gläubigen wohnt und wandelt?" Man kann antworten:
Sie bezeichnen die innige Vereinigung zwischen Gott und der
gläubigen Seele, das beständige Verbleiben Gottes in ihr mit
Seinem Gnadenwerk und Seinem vertraulichen Umgang, von dem
Christus sagt: ,,Zu dem werde Ich eingehen und das Abendmahl
mit ihm halten und er mit Mir."
Eine andere Antwort lautet so: Dieses Geheimnis ist groß,
es übertrifft unseren ganzen Verstand; nur das Licht der
Ewigkeit wird es vollkommen erklären. Dennoch aber ist es
eine hohe, herrliche Wahrheit. Gottes Geist wohnt, lebt und
wirkt in den Herzen der Gläubigen. Dies ist das Geheimnis
des wundersamen Zustandes, den auch wir erfahren, daß bei
allen Versuchungsstürmen und allen besseren oder schlimmeren
Zeiten, die einen so mannigfachen Wechsel in unserem äußeren
Menschen hervorrufen, dennoch in der Tiefe der Seele ein Sinn
verbleibt, der immer heilig, immer derselbe ist, der über
das Böse und das Sündliche trauert, sich aber über das Gute
und das Heilige freut. Dieser Sinn, der sich immer gleich
bleibt, solange man nicht ganz ,,von der Gnade gefallen
ist und Christus verloren hat", ist nichts anderes als die
Wirksamkeit des hohen in der Seele wohnenden Gastes. Denn
ohne Gottes Geist kann sich nichts Heiliges in uns regen.
Sei unsre Kraft in schweren Stunden,
Wenn der Versucher uns bedroht,
Sei Wein und Öl für unsre Wunden
Und unser Tröster in der Not.
Laß unsre Hoffnung nicht vergehen,
Verleih uns feste Zuversicht,
Daß wir den Himmel offen sehen,
Wenn uns im Tod das Auge bricht.