Römerbrief

Röm 6,22 S.Keller Röm. 6, 22: «... Nun habt ihr eure Frucht, daß ihr heilig werdet.»

Unser Charakter, unser inneres Werden, gilt vor dem Herrn viel mehr als unser Tun und Arbeiten. Ist das Innere erst zu einer bestimmten Höhe und Reife gekommen, dann wird das Tun als reife Frucht von selbst kommen. In unserem Text ist sogar das Heiligwerden als Frucht hingestellt. Frucht ist die Folge einer gesunden natürlichen Entwicklung des guten Samens, wenn keine besonderen Hemmungen und Hindernisse diese Entwicklung stören. Hat Jesus sein gutes Werk in uns begonnen, so zielt solches Werk aufs Fruchttragen - auf die Heiligung jetzt und die Heiligkeit in jenem Leben. Die erfahrene Vergebung der Sünden zielt auf das völlige Geschiedenwerden von der Sünde hin; der erfahrene Frieden auf den vollen Frieden der Seligkeit; die erfahrene Freude auf die Vollkommenheit der Freude. Wollen wir mit uns selbst Geduld haben und den jungen Baum nicht verdammen, wenn seine Früchte noch nicht so groß und so süß sind, wie sie sein werden, wenn die Sonne der Ewigkeit sie reift. Ihre Art erkennt man doch. Beim Ungläubigen wird die Frucht seines Lebens böser und bitterer mit den Jahren; bei uns umgekehrt.

Herr Jesu, du verlangst jetzt nicht mehr als möglich ist im Schattenlande des Stückwerks, und doch soll man deine Veredlungsarbeit aus unseren Früchten erkennen. Da bitten wir dich, hilf uns, segne unser Wachsen und Werden um deinetwillen. Amen.