Röm 6,13
W.Nee
Gebet euch Gott dar als solche, die aus den Toten lebendig
geworden sind, und eure Glieder Gott zu Werkzeugen der
Gerechtigkeit. Römer 6,13
Viele verstehen das Wort »sich dargeben« so, als wenn es
»sich weihen« bedeutete, und haben seinen Inhalt nicht genau
untersucht. Zwar meint es tatsächlich »sich weihen«, aber
nicht in dem Sinn, wie wir meist meinen. Nämlich nicht so,
als wenn wir unseren »alten Menschen« mit seinen Trieben
und Fähigkeiten, seinem natürlichen Wissen, seiner Kraft
und seinen anderen Begabungen Gott weihten, damit er ihn
gebrauchte. Das geht aus den Worten hervor; »als solche, die
aus den Toten lebendig geworden sind«. Sie sagen aus, von
welchem Moment an unsere Hingabe überhaupt erst beginnen
kann. Denn geweiht werden soll nicht, was zum alten Menschen
gehört, sondern nur das, was durch den Tod zur Auferstehung
gelangt ist. Das »Sich-Dargeben«, von dem unser Vers
spricht, ist die Folge von zwei anderen Dingen: ich weiß, daß
mein alter Mensch gekreuzigt ist, und ich halte mich dafür,
daß ich Gott lebe in Christus Jesus. Wissen. sieh dafür
halten, sich ihm dargeben: das ist die Reihenfolge, wie Gott
sie gesetzt hat.
C.O.Rosenius
Begebt eure Glieder nicht der Sünde zu Waffen der
Ungerechtigkeit, sondern begebet euch selbst Gott. Röm.
6,13.
Der Apostel ermahnt hier: Wenn wir der inneren Regung der
Sünde in bösen Gedanken und Lüsten auch nicht entgehen
können, dürfen wir doch mit den Gliedern unseres Leibes das
Böse nicht ausführen, sondern sollen noch - dieser inneren
Bosheit schnurstracks entgegen - nach dem Wort Gottes leben
und reden. Darum meint er hier wirklich unseren Leib und
dessen Glieder: Augen, Ohren, Zunge, Hand, Fuß usw. So fühlt
z. B. dein Auge sich entweder von den vergänglichen
Schätzen der Erde oder von einer verführerischen
Leibesschönheit oder von dem Tand und Prunk der Welt
gereizt, und diese sichtbaren Gegenstände wollen dich zur
Sünde verleiten. Dann gilt es, der aufsteigenden Lust zu
entfliehen und das Auge den verführerischen Gegenständen
zu entziehen; sonst bietest du es der Sünde zu einer
Waffe der Ungerechtigkeit dar. Durch dein Ohr empfängst du
Versuchungen von sündiger und verführerischer Rede. Wenn du
dann stillstehst und lauschest, dann bietest du dein Ohr
der Sünde zu einer Waffe der Ungerechtigkeit dar. Du wirst
vom Zorn versucht, deinen Mitmenschen mit deiner Zunge zu
verwunden, zu sticheln oder herabzusetzen; du wirst von
heimlichem Groll und Neid versucht, deinen abwesenden
Nächsten zu verleumden oder in einen schlechten Ruf zu
bringen und seine Worte und Taten aufs schlimmste zu deuten.
Läßt du nun in solchen Versuchungen deiner Zunge die
Freiheit, bietest du sie der Sünde zu einer Waffe der
Ungerechtigkeit dar.
Sondern begebet euch selbst - d. h. Seele und Leib mit
allen inneren und äußeren Kräften - Gott. Erstens die
Furcht, das Vertrauen und die Liebe des Herzens, und ferner
allen Gehorsam und Dienst im Tun und Leiden, das ist es, was
wir Gott geben sollen. Ihm sollen wir uns selbst begeben mit
allem, was in uns ist. Keiner Arbeit, die Er von uns haben
will, keinem Leiden oder Kreuz, daß Er uns auferlegt, sollen
wir uns entziehen. Um Seinetwillen sollen wir unser Leben
nicht zu lieb halten. O, welche Gnade, sich Gott so ergeben
zu dürfen, daß Er uns zu Seinem Eigentum hat, ja, daß Er zu
einem armen Sünder sagt: ,,Gib Mir, Mein Kind, dein Herz!"
Haben wir uns nun Gott mit allem gegeben, was in uns ist,
dann müssen wir Ihm auch den Dienst unserer Glieder zu
Waffen der Gerechtigkeit weihen. Hier finden wir, daß jene
Frömmigkeit nicht die rechte ist, in der man Gott nur die
innere Verehrung des Herzens geben, die Glieder von der Sünde
abhalten, sodann aber untätig verbleiben und nichts im Dienst
des Herrn tun will. Der Apostel sagt hier, daß wir auch mit
unserem äußeren Menschen Gott dem Herrn, dienen sollen, daß
wir ,,Ihm unsere Glieder zu Waffen der Gerechtigkeit begeben
sollen." Wir sollen also nicht nur fromm sein und nichts
Böses tun, sondern auch wirksam sein und unsere Glieder im
Dienst des Herrn anwenden. Zu Waffen, sagt der Apostel.
Dies deutet darauf, daß unser König einen Krieg auf Erden
führt, in dem unsere Glieder als Waffen dienen sollen. Und
zu Waffen der Gerechtigkeit, sagt er. Unser König wird
,,Recht und Gerechtigkeit anrichten (üben) auf Erden", d.h.
alles das, was wahr, gut und heilig ist; und dazu dürfen wir
beitragen.
Dies können wir in mancherlei Art und Weise tun, ,,ein
jeglicher mit der Gabe, die er empfangen hat". Wir sollen
unsere Glieder, Augen, Ohren, Hände, Zunge, nicht nur dem
darbieten, was man gewöhnlich Gottesdienst nennt, sie nicht
nur zum Hören und Betrachten Seines Wortes, zu Seiner
Anbetung und zu Seinem Bekennen anwenden, sondern auch zu
allem, was die Liebe in unserem alltäglichen Treiben, im
Hause und in den irdischen Verrichtungen fordert, indem wir
- von der Liebe Christi gedrungen - unserem Nächsten gern
dienen. - Wenn du um des Herrn willen geduldig und ehrlich
arbeitest oder mildtätig von deinen irdischen Gütern
austeilst, dann bietest du deine Hände Gott zu Waffen der
Gerechtigkeit dar. Wenn du wegen der großen Gnade des Herrn
gern in den Aufträgen der Liebe gehst, dann bietest du dem
Herrn deine Füße dar. Wenn du aus Liebe das redest, was
heilsam und gut ist, entweder die Menschen im allgemeinen
ermahnst, tröstest und belehrst oder dich der Kinder, der
Kranken und der Traurigen annimmst, dann heiligst du deine
Zunge Gott zu einer Waffe der Gerechtigkeit. Ja, wenn ein
Arbeiter auf dem Felde oder in der Werkstatt, oder wenn ein
armer Knecht oder eine arme Dienstmagd, von der Gnade belebt,
treu ihren Beschäftigungen nachgehen und ihre Beschwerden mit
Geduld ertragen, dann sollen sie die Aufmunterung haben, daß
sie nicht nur den Menschen, sondern Gott dienen. Denn von
allen, die im Glauben und in der Liebe um Christi willen
ihren Nächsten gedient haben, wie sie es konnten, wird der
große, treue Herr eines Tages feierlich bezeugen: ,,Das habt
ihr Mir getan".
Welch ein starker Trost und welche Aufmunterung, wenn wir
dies immer bedächten! Welch ein seliger Beruf, daß wir,
während die Welt der Sünde dient, unser Leben mit allen
unseren Kräften und Gaben dem Dienst des großen Herrn weihen
und an Seinem heiligen Krieg auf Erden teilnehmen dürfen! Es
ist darum eine für den Geist überaus liebliche Aufforderung:
,,Begebet euch selbst und eure Glieder Gott zu Waffen der
Gerechtigkeit." Selig sind diejenigen, die wirklich so im
Glauben leben, daß ihr Geist und ihr Wandel hierzu Ja und
Amen sagen!
Da hast du Sinne, Leib und Glieder,
Verstand und Willen, Seel' und Geist;
Wir nahmen's Dir, ach, nimm es wieder,
Daß es Dir niemand mehr entreißt;
Nimm alles hin, wir wollen's gern;
Wir mögen keinen andern Herrn.