Röm 6,3
C.Eichhorn
Die Gnadentat in der Taufe
So viele euer getauft sind, die sind in Christi Tod
getauft. Röm. 6,3
Die Taufe ist nicht nur eine sinnbildliche Handlung, eine
sinnreiche Zeremonie. Es geschieht in ihr und durch sie eine
Gottestat. "Ihr seid in Jesu Tod hineingetauft." Es wird also
der Täufling mit Christo in eine tatsächliche Verbindung
gesetzt, er wird in ihn hineinverpflanzt, und zwar speziell in
seinen Tod. Er wird am Sterben Christi beteiligt, er stirbt
mit ihm. Das alte Leben findet seinen Abschluß. Das Ägypten
der Welt liegt hinter dem, der auf Jesum getauft ist. Nun geht
der Weg mach Kanaan (1. Kor. 10, 1.2). Das zeigt auch der
Taufbefehl. Wörtlich heißt es: "Taufet sie hinein in den Namen
des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes!" Der Name
darf von der Person nicht getrennt werden. Also wird durch die
Taufe eine wesentliche Verbindung geschlossen. "So viele euer
getauft sind, die haben Christum angezogen" (Gal. 3, 27). Wie
die heilige Taufe mit Christus vereinigt, so werden auch die
Getauften untereinander zu einem Leib getauft. - Das Wasser in
der Taufe bedeutet Reinigung vom alten Sündenwesen. Die Taufe
ist aber nicht nur das Abbild der Reinigung, sondern sie
bringt sie. "Christus reinigt durch das Wasserbad, und zwar
vermöge oder vermittels eines Wortes." Dies Wort ist nicht das
Einsetzungswort der Taufe, sonst hieße es vermöge des Wortes.
Vielmehr spricht Christus, der bei der Taufe der unsichtbar
Gegenwärtige und Wirkende ist, ein Gnaden- und Machtwort, etwa
so wie er einst bei der Heilung des Aussätzigen sprach: Sei
rein!, und er wurde rein (Eph. 5, 26). Wie Christus reden muß,
wenn wir das Wort verkünden - sonst ist es nur ein armseliges
Menschenwort -, so muß auch er im Grunde die Taufe vollziehen.
Petrus nennt darum die Taufe unser Rettungsmittel. Sie ist
nicht nur eine äußerlich-leibliche Reinigung, sondern sie
befreit vom Schmutz der Sünde. Wer sich ihr unterzieht,
spricht das Begehren nach einem guten Gewissen aus. -
Diese großen und herrlichen Aussagen von der Taufe können
nicht ohne weiteres Anwendung finden auf die Kindertaufe. Die
Apostel hatten es bei ihrer Arbeit mit erwachsenen Täuflingen
zu tun. Sie tauften allermeist solche, die auf Grund einer
persönlichen Entscheidung für Jesum diesen Schritt taten, wie
auch jetzt die Missionare unter den Heiden. Von unmündigen
Kindern kann man nicht sagen: "Ihr habt Christum angezogen."
Sie treten nicht vor Gott mit dem Verlangen nach einem guten
Gewissen. Sie verhalten sich nicht tätig, sondern rein
passiv. Man kann auf sie nicht das Wort anwenden: "Ihr seid
zu einem Leibe getauft." Denn sie sind keine Glieder der
Gemeinde.
C.O.Rosenius
Wisset ihr nicht, daß alle, die wir in Jesus Christus getauft
sind, die sind in Seinen Tod getauft? Röm. 6, 3.
Der Apostel will sagen: Denkt doch an das zurück, was euch
zu Christen gemacht hat! Ihr seid ja in Christus getauft.
Diese Taufe bedeutet zugleich, daß ihr durch die Vergebung
der Sünden nicht nur gewaschen und gereinigt seid, sondern
daß auch das sündliche Fleisch dadurch zum Tod verurteilt
und dem Tod überantwortet wurde und ganz ersäuft werden
soll. Euer ferneres Leben auf Erden soll ein beständiges
Töten der Sünde sein! Das ist der Bund mit Christus: ,,Wir
sind in seinen Tod getauft - und sein Tod war ein Sterben der
Sünde."
Dies aber dürfen nicht nur Worte und Gedanken sein, sondern
es muß Wahrheit, es muß Wirklichkeit sein. Möchte darum
jeder ernste Christ dies bedenken! Wenn jemand, der sich zu
Christus bekennt, aber noch nicht wirklich den neuen Sinn
hat, der in allen Dingen den Willen seines Herrn tun will,
sondern der einen oder der anderen Schoßsünde noch huldigen
und sie verteidigen oder noch in vertrautem Verhältnis zu
etwas offenbar gegen den Willen und die Gebote des Herrn
Streitenden stehen kann, dann betrügt er sich mit einem toten
Wahnglauben. In unserer Bekehrung kommen wir zu dem Bund mit
Christus, in den wir getauft wurden, zurück. Aber wir sind
in Seinen Tod getauft, - und Sein Tod war ein Sterben
der Sünde. Da ist z. B. ein Sklave des Geizes, dem das
Gewinnen und das Zusammenscharren dieses Irdischen die
Hauptsache sind. Oder da ist ein Sklave der Lustsünden, der
Unzucht oder der Völlerei oder der Zornsünden, des Hasses,
des Neides, der Lüge und der Verleumdung. Oder da ist einer,
der unredlich im Handel oder in der Arbeit ist. Wenn solche
sich zur Religion, zum Wort Gottes und zum Volke Gottes
wenden und jetzt den Glauben an die Gnade bekennen, in ihrem
früheren Verhältnis zur Schoßsünde aber verbleiben - höre
nochmals! -, dann betrügen sie sich mit einem falschen
Wahnglauben. Ihre Religion, ihr Kirchen- und
Abendmahlsbesuch sind unter solchen Umständen nur schnöde
Heuchelei. Der Bund mit Christus ist ein heiliger Bund.
,,Wir sind in Seinen Tod getauft."
Gewiß gibt es in Christi Reich viel Sünde und Jammer - und
wir reden nicht davon, daß nicht auch du alles Böse in deinem
Herzen und in den Lüsten und Begierden des Fleisches fühlen
wirst, oder daß nicht auch du fallen und dich vergehen kannst
-, es gehört dem Reiche Christi aber nicht an, wollten wir
im alten Verhältnis zur Sünde bleiben. ,,Ist jemand in
Christus, so ist er eine neue Kreatur." Alle Kinder Gottes
haben einen heiligen Sinn, der sich gegen die Sünde empört.
Daß du noch in ruhigem, vertrautem Verhältnis zu deinem Geiz
oder deiner Ehrsucht, deinem Neid oder deiner Unzucht, deinem
Zorn, deiner Zanksucht oder deinem Haß stehen, demselben
huldigen und es verteidigen kannst, das ist gerade das, was
ganz entschieden gegen dich zeugt. Unglücklich zu fallen und
sich zu vergehen, heißt noch nicht, den Bund mit Christus zu
brechen. Der Sünde aber Freiheit zu geben, ihr zu huldigen
und sie zu verteidigen, das heißt, den Bund zu brechen. Wir
sind in Seinen Tod getauft.
Um die Sünde wahrhaftig zu töten, mußt du einen willigen
Geist haben, auch wenn es dem Fleische bitter ist. Christi
menschliche Natur bebte zwar vor der Bitterkeit des Todes,
doch dem Geist nach war Er willig, den Kelch aus Seines
Vaters Hand zu nehmen. So sagte Er auch von Seinen
Gläubigen: ,,Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist
schwach". Wenn der willige Geist aus deinem Herzen entwichen
ist, dann ist jeder Kampf mit der Sünde eine gesetzlich
erzwungene Arbeit, ist also Heuchelei, weil er nicht aus dem
Herzen hervorgeht. Wenn der willige Geist jedoch bewahrt
werden soll, dann mußt du im Glauben leben, in diesem seligen
Trost und dieser seligen Gewißheit, daß Gott dir alle deine
Sünden vergibt. Dazu mußt du wissen: Wie es dir auch im
Streite ergehen mag und wie dir das Bekämpfen der Sünde
besser oder schlechter gelingt, steht der Gnadenbund bei Gott
doch allezeit unerschütterlich fest, und du lebst in diesem
Bund, solange du in dieser Übung bleibst und dich in Christi
Gerechtigkeit einhüllst; denn auf sie allein gründet sich das
über alle Sünden herrschende Gnadenreich. Wenn du die Gnade
glaubst und die Sünde tötest, hast du das sicherste Zeugnis,
daß du, wie übel es auch oft aussehen mag, doch in der wahren
Gnade lebst. Und solange du von Herzen an eine solche Gnade
glaubst, wirst du stets aufs neue belebt werden, deinem
treuen Heiland zu folgen und die Sünde zu töten. Dem
Fleische aber wird dieser Weg bitter. Das kannst du auch
daraus schließen, daß es heißt: ,,In Seinen Tod getauft";
denn der Tod Christi war ein bitterer Tod. Er hat unter
starkem Geschrei Seinen Geist aufgegeben. Die Kreuzigung des
Fleisches wird dir oft so bitter werden, daß auch du zu
schreien gezwungen wirst, wenn du in Not und Angst den Herrn
anrufst. Dann gilt es, nicht zu ermüden, sondern tief zu
bedenken, daß du, weil du ein Christ bist und mit Gott im
Bund stehst, ein unermeßlich großes Glück erlebt hast - du
gehst einer ewigen Herrlichkeit entgegen. Darum magst du
gern etwas dafür leiden. Die Krone ist der schöne Lohn für
alle redlich ausharrenden Kämpfer. Das ist gewißlich wahr:
,,Sterben wir mit, so werden wir mit leben; dulden wir mit,
so werden wir mit herrschen."
Die ihr Geduld getragen
und mitgestorben seid,
Sollt einst nach Kreuz und Plagen
In Freuden sonder Leid
Mitleben und regieren,
Und vor des Lammes Thron
Mit Jauchzen triumphieren
Und in der Siegeskron.