Röm 4,25
C.O.Rosenius
Welcher um unserer Sünden willen dahingegeben und um
unserer Gerechtigkeit willen auferweckt ist. Röm. 4, 25.
Diesen Spruch nennt Luther ein ,,Bündel, worin der ganze
christliche Glaube zusammengefaßt ist", weshalb er ihn auch
zur Überschrift der Schmalkaldischen Artikel setzte, als
Grund ,,des ersten und Hauptartikels, von dem kein Christ
weichen oder etwas nachgeben könne, es falle Himmel und Erde
oder was nicht bleiben will." Der Apostel hat diesen Spruch
mit tiefem Nachdenken verfaßt, weshalb er auch von uns
eine tiefe Erwägung erfordert. Er enthält, wie schon
bemerkt, eine kurze Zusammenfassung der Hauptstücke
des Versöhnungswerkes Christi und ist durch die hier
vorkommende Einteilung desselben besonders bedenkenswert.
Der Apostel sagt, daß Christus um unserer Sünden willen
dahingegeben und um unserer Gerechtigkeit (wörtlich: um
unserer Rechtfertigung) willen auferweckt ist. Wenn er
,,dahin gegeben" und ,,auferweckt" einander gegenüberstellt,
so merken wir, daß mit dem Wort ,,dahingegeben" - ,,in den
Tod dahingegeben" gemeint wird. Die Schrift stellt sonst
überall den Tod Christi als Grund unserer Rechtfertigung dar,
und Sein Versöhnungswerk war wirklich damit vollendet, wie Er
es am Kreuz mit dem Ausruf ,,Es ist vollbracht!" zu verstehen
gab. Darum ist es wirklich bedenkenswert, wenn der Apostel
hier sagt, daß Christus um unserer Sünden willen dahingegeben
und um unserer Gerechtigkeit willen auferweckt ist.
Die Meinung ist ohne Zweifel diese: In Seinem Tod war
Christus ein Sündenträger, beladen mit den Sünden der
ganzen Welt, die Er mit Seinem Leben bezahlte. In Seiner
Auferstehung war Er als unser Bürge gerechtfertigt und
brachte der Welt die ewige Gerechtigkeit, das Leben und ein
unvergängliches Wesen. In Seinem Tod war Er ,,für uns zur
Sünde gemacht" und erlöste uns dazumal von der Schuld der
Sünde und dem Fluch des Gesetzes, indem Er die göttliche
Gerechtigkeit befriedigte und den Tod erlitt, der der
Sünde Sold war. Seine Auferstehung aber war der Sieg der
Gerechtigkeit und des Lebens über die Sünde und den Tod,
wodurch Sein vollbrachtes Versöhnungswerk gekrönt und
besiegelt wurde. Als unser Mittler und Bürge, als der andere
Adam, hatte Er es auf sich genommen, für alle unsere Sünden
zu bürgen, unsere verdiente Strafe zu erleiden und die
Forderung der göttlichen Strafgerechtigkeit zu erfüllen.
Dies alles vollbrachte Er, als Er sich zu einem Opfer gab und
uns mit Seinem Blut erlöste. Aber mit Seiner Auferstehung
hat Er allen Menschen nicht nur einen Beweis davon gegeben,
daß Er als Gottes Sohn für die Sünden anderer und nicht etwa
gar um Seiner selbst willen litt und starb, sondern auch
bewiesen, daß die Genugtuung für unsere Sünden, die Er auf
sich genommen hatte, vom Vater für vollkommen gut und gültig
erklärt war. Die Schrift sagt, daß ,,Er lebendig gemacht
ist nach dem Geist" und dadurch zugleich ,,im Geist
gerechtfertigt ist", d. h. freigesprochen von allen
Schulden, Strafen und Urteilen, die Er als Bürge der Menschen
auf sich genommen hatte. Weil unser Bürge aber so ganz an
unserer Statt vor dem Gericht Gottes stand, als ob die ganze
Menschheit das getan und erlitten hätte, was Er tat und
erlitt -,,zumal wir halten, daß, so Einer für alle gestorben
ist, so sind sie alle gestorben" -, so gilt dies auch von
Seiner Auferstehung. Vor den Augen Gottes sind wir alle in
Ihm enthalten, so daß Er gerechtfertigt für alle auferstand,
als wären wir alle gerechtfertigt auferstanden; weshalb Er
auch ,,der Herr, unsere Gerechtigkeit" genannt wird. Darum
ist Christi Auferstehung auch im eigentlichen Sinn der Grund
unserer Rechtfertigung. Solches hat der Apostel gewiß mit
den Worten sagen wollen, daß Christus um unserer Sünden
willen dahingegeben und um unserer Gerechtigkeit willen
auferweckt ist.
Christus ist durch Seine Auferstehung aber auch in das ewige
Priestertum eingetreten, wodurch Er immerdar ,,vor dem
Angesicht Gottes für uns erscheint", ,,der Gerechte für die
Ungerechten". Wir haben einen solchen Hohenpriester, der da
sitzt zur Rechten auf dem Stuhl der Majestät im Himmel, und
ist ein Pfleger des Heiligen und der wahrhaftigen Hütte".
Denn Christus ist nicht eingegangen in das Heilige, so
mit Händen gemacht ist (welches ist ein Gegenbild des
Wahrhaftigen), sondern in den Himmel selbst, nun zu
erscheinen vor dem Angesicht Gottes für uns." Das ist
gewiß unsere vollkommene Gerechtigkeit vor Gott.
Aber was hören wir hier? Christus vor dem Angesicht Gottes
für uns? Ist das wahr? Dann gelten wir sicher etwas mehr
vor Gott als wir dachten. Dann sind wir gewiß vor Gottes
Augen in einer hohen, vollkommenen Gerechtigkeit. Daß
Christus an unserer Statt immerdar vor dem Vater erscheint
und des Gottesdienstes für uns als unser Hoherpriester
wartet, das ist unsere vollkommene Gerechtigkeit. Unsere
Rechtfertigung ist also in allen Beziehungen auf Christi
Auferstehung gegründet.
Nun Lob und Preis! Ich weiß nichts mehr,
Was übrig ist. Vollbracht ist alles
Bin ich auch noch so kalt und leer,
Ist Er doch wert des Jubelschalles,
Weil alles Er für mich vollbracht
Und mir am Kreuze hat vermacht
Seine Pracht.
Wenn mich die Sünde bange macht,
Weil alle Lust sich in mir reget,
Ich Einen hab, der Tag und Nacht
Für mich des Gottesdienstes pfleget.
So stehst Du, Jesus, auch für mich
Vor Gott, ein Priester ewiglich",
Auch für mich.