Apg 23,5
A.Christlieb
,,Denn es steht geschrieben."
Apostelgeschichte 23, 5 b.
Aus obigem Wort erkennen wir die Gebundenheit des Paulus
an das geschriebene Wort Gottes.
I.
Paulus befand sich in einer aufregenden Lage. Ein
Untergebener des Hohenpriesters hatte ihm einen Schlag ins
Gesicht gegeben. Mit dem gerechten Wort der Wahrheit hatte
er solche Handlungsweise gebührend zurückgewiesen. Nun wurde
er darauf aufmerksam gemacht, daß der von ihm Gerügte der
Hohepriester sei. Paulus hatte ein feuriges Temperament.
Dasselbe hätte ihn verleiten können, trotz der amtlichen
Hoheitsstellung diesen Mann mit Schmähworten zu überschütten
und ihm sein unanständiges Benehmen kräftig vorzuhalten.
Er, der einst mit Barnabas scharf aneinander geriet (Kap.
15, 39), hätte hier mit Ananias noch viel schärfer aneinander
geraten können. Paulus hatte ohne Zweifel biblisches
Material genug, um diesem unwürdigen Amtsträger die
Abscheulichkeit seines Verhaltens in aller Öffentlichkeit aus
dem Gesetzbuch eingehend zu beweisen und vorzuhalten. Er
Paulus hätte auch denken können: Wenn man diesen Mann wegen
seiner Amtsstellung noch berücksichtigt, so stärkt man ihn in
seiner gewalttätigen Art. Es wird Zeit, daß er davon geheilt
wird.
Diese und manche andere Gründe hätten viel Schein der
Berechtigung gehabt. Aber Paulus nahm eine andere Stellung
ein. Sobald er hörte, daß dieser Mann das hohepriesterliche
Amt bekleide, bat er um Entschuldigung und unterließ jeden
weiteren Tadel.
Was bewog ihn zu solcher Stellung? Etwa Menschenfurcht und
Angst vor nachteiligen Folgen? Nein! Ihm leuchtet im ersten
Augenblick ein Wort der Schrift auf, das ihm Wegleitung gab.
Es war das Wort: ,,Den Obersten in deinem Volke sollst du
nicht lästern". Dies Wort half ihm zur vollen Klarheit, was
in der gegenwärtigen Lage das Richtige sei.
Hätte er sich von seinem natürlichen Temperament bestimmen
lassen, so würde er ganz gewiß nicht so friedfertig und
demütig die Amtsstellung respektiert haben. Nachdem er sich
nun aber vom Wort Gottes leiten ließ, fand er diese gute
Stellung der Demut. Durch Gottes Wort wurde er bewahrt vor
den Irrwegen: B ö s e s m i t B ö s e m z u v e r g e l t e n ,
o b r i g k e i t l i c h e A m t s s t e l l u n g g e r i n g
z u a c h t e n u n d i n s e i n e m H e r z e n e i n e
b i t t e r e W u r z e l a u f k o m m e n z u l a s s e n .