Apg 22,21
A.Christlieb
Wie der Herr dem Paulus seine Aufgabe zuwies.
Apostelgeschichte 22, 21.
Der Herr nahm dem Saulus nicht nur eine Aufgabe weg, sondern
gab ihm auch eine andere. Davon redet unser Text. Er sagt
uns, wo, wann und wie Saulus seine Aufgabe empfangen sollte.
I.
Saulus wünschte in dem Land seiner Urväter, in Jerusalem,
unter seinen Volksgenossen wirken zu dürfen. Der Herr
bestimmt für ihn genau das Gegenteil. Er soll ,,in die
Ferne zu den Heidenvölkern" geschickt werden.
Wie oft ist auch heute noch die Führung des Herrn so, daß
sie unseren persönlichen Wünschen zuwiderläuft. Zwingli bat
Gott, ihn nur nicht nach Zürich kommen zu lassen. Und gerade
diese Stadt wurde sein Wirkungsfeld. Calvin wollte nicht in
Genf bleiben. Aber der Herr hielt ihn gerade dort fest.
Cand. theol. Stursberg wollte überallhin, nur nicht nach
Neukirchen. Und dahin führte ihn die ,,Wolken- und
Feuersäule".
II.
Der Herr sagt Saulus nicht, er solle jetzt sofort seine
Wirksamkeit unter den Heiden beginnen, sondern wies ihm diese
Aufgabe für die Zukunft an. (,,Ich w e r d e dich unter die
Heiden hinaussenden"; wörtlich). Also gab es noch eine
Wartezeit und Warteschule, bevor der brennende Wunsch von
Saulus erfüllt wurde, am gottgewollten Platz für Jesus zu
wirken. Auch bei uns führt der Herr oft langsamer, als wir
es möchten. David wurde der Thron Israels verheißen. Er
mußte aber erst viele Jahre als Flüchtling zubringen.
III.
Wie sollte er wirken? Worin bestand seine Aufgabe? Der Text
antwortet darauf nur: ,, Ich (hervorgehoben: ,,ich selbst")
werde dich ferne hinaussenden unter die Völker". Also ein
Gesandter Jesu sollte er werden unter den Heiden, als Jesu
Bote hinausgehen.
Dieser Ausdruck zeigt uns einerseits die Herrlichkeit, und
andererseits die große Verantwortung seines Berufes. Ein
Gesandter hat die ganze Macht und das Ansehen der ihn
aussendenden Regierung hinter sich. So trug Paulus als Bote
Jesu das Bewußtsein, daß der Herr ihn dorthin gestellt habe.
(,,Wir bitten an Christi Statt"; 2. Korinther 5, 20).
Andererseits zog ihm diese Aufgabe auch enge und feste
Grenzen. Ein Gesandter darf nicht dahin gehen, wohin es ihm
gefällt, sondern wohin seine Regierung ihn sendet. Ein
Gesandter hat nicht seine eigenen Gedanken, seine Weisheit
und Klugheit vorzutragen, sondern den Willen dessen, der ihn
sendet.
So ist auch ein wahrer Zeuge Jesu ein Mensch, der nicht seine
eigenen Meinungen vorträgt, sondern seinen Auftrags erledigt
und das bringt, was der Herr ihm aufs Herz gelegt hat. Wehe
dem Gesandten, der sich seiner völligen Abhängigkeit von dem
sendenden Herrscher nicht bewußt bliebe. Ihm würde jede
Vollmacht alsbald entzogen werden. Wohl dem Boten, der
nichts anderes sucht, als den Willen dessen zu vertreten, von
dem er geschickt ist. Er wird sein Bote bleiben und Lob
ernten.