Apg 21,40
A.Christlieb
Wie mitten im wüsten Volkstumult Gottes Herrlichkeit
hindurchleuchtet.
Bei der Gefangennahme des Paulus sehen wir die Hölle
losgelassen. Wir hören wüstes, lautes Geschrei. Eine
fanatisch-erregte Volksmenge stürzte sich auf Paulus. Wir
sehen rohes Dreinschlagen auf den stillen, unscheinbaren
Knecht Gottes. Zur inneren Erbauung scheint uns dieser
Anblick recht ungeeignet. Kann man sich da eine
Glaubensstärkung holen, wo wir nichts als Teufelswirksamkeit
vor uns sehen? Dennoch leuchtet aus dieser Schreckensszene
Gottes Herrlichkeit. In dreifacher Weise kann der Glaube sie
beobachten:
1. Gott zeigt seine Herrlichkeit, indem er sein Wort bestätigt.
Apostelgeschichte 21, 27 - 30.
Alles, was wir hier sehen, ist eine genaue Erfüllung des
Wortes Jesu und dessen, was sein Geist in der Gemeinde kund
gemacht hatte. In dem Volkstumult bewahrheitet sich das, was
Jesus allen seinen Jüngern vorausgesagt hatte: Haben sie mich
verfolgt, sie werden euch auch verfolgen (Johannes 15, 20).
Das, was der Geist Gottes in allen Städten gesagt hatte:
,,Den Mann, des der Gürtel ist, werden die Juden also binden
zu Jerusalem und überantworten in der Heiden Hände": d a s
a l l e s t r a f i n d i e s e r S t u n d e e i n !
Gottes Wort erwies sich als die Wahrheit, die nicht trügt.
Wie beruhigend ist es in besonderen Schreckenszeiten, wenn
der Glaube erkennt, daß alles genau nach Gottes Wort geht.
Wie tröstlich wird gerade diese Tatsache auch einst beim
Hereinbrechen der antichristlichen Trübsalszeit für die
Gemeinde Jesu sein! Sie weiß: Wenn das Schwere sich erfüllt,
was Gottes Wort voraussagt, dann wird auch das Herrliche, das
es in Aussicht stellt, Wahrheit werden.
2. Gott zeigt seine Herrlichkeit, indem er seinen Knecht
schützt und bewahrt.
Apostelgeschichte 21, 31 - 36.
Wie trostreich und glaubenstärkend ist auch die Tatsache,
daß sich hier ganze Scharen fanatisch-erregter Menschen
auf Paulus stürzen, um ihn zu töten (Vers 31) und ihn doch
nicht umbringen können. Trotz ihres vereinten Losschlagens
auf diesen schwächlichen Mann bleibt er fähig, eine
eindringliche, längere Rede an den großen Volkshaufen zu
halten.
Wer schützte den wehrlosen Knecht Gottes? Wer deckte und
bewahrte ihn mitten unter den Schlägen der wütenden Menge?
Wer erhielt sein Leben so lange, bis sein Tagewerk vollendet
war? D e r H e r r bewies seine Herrlichkeit, indem er
seinen Knecht schützte. Er bewahrte sein Lamm mitten unter
den reißenden Wölfen. (Matthäus 10, 16). Es durfte ihm kein
Haar vom Haupt fallen ohne den Willen des himmlischen Vaters.
(Matthäus 10, 30).
Nicht die Feinde bestimmten, wie lange Paulus wirken sollte,
d e r H e r r tat das. (2. Mose 15, 2 - 13).
3. Gott zeigt seine Herrlichkeit, indem er Raum macht für
das Zeugnis des Apostels.
Apostelgeschichte 21, 39 - 22, 2.
Wie wunderbar ist es doch, daß der ganze Volkstumult auslief
- fast möchte man sagen - in einem Gottesdienst oder in einer
Evangelisationsversammlung. Dieselbe Menge, die so wüst
schrie, daß der höchste Polizeibeamte nichts erfahren konnte
(21, 34), wurde so still, daß man manchen Gottesdiensten und
Versammlungen etwas mehr von dieser Stille wünschen möchte.
Nachdem der Höllensturm getobt hatte, mußte - wenn auch nur
für kurze Zeit - Stille zum Hören der Botschaft Gottes
einkehren. Die Juden aus Asien hatten Menschenmassen
herbeigerufen, um Paulus zu töten, und siehe da, diese
Scharen mußten dem Wort Gottes lauschen und zuhören, wie
Paulus seine Bekehrung erzählte.
Wer machte diese wütende Menge so still? Der, welcher einst
bei Daniel der Löwen Rachen gestopft hatte, konnte auch diese
Menschen besänftigen (Daniel 6, 21 - 23); der, welcher einst
dem Sturm auf dem Meer gebot, daß eine große Stille entstand
(Markus 4, 37 - 39), gebot auch diesem Sturm, daß es ganz
still wurde. Satan rief seine Armee zusammen, um Gottes
Reich zu schädigen. Der Herr machte, daß sein Werk dadurch
gefördert wurde.
Gelobt sei der Herr, der mitten unter seinen Feinden
herrscht! (Psalm 110, 2). Gelobt sei der, der seine
Herrlichkeit beweist mitten im höllischen Treiben der
Widersacher!