Apg 21,33
A.Christlieb
Die Höflichkeit des Paulus.
Apostelgeschichte 21, 33 - 40.
Des Paulus Wort an den Hauptmann: ,,Darf ich mit dir reden?"
ist ein schönes Beispiel von Anstand und Höflichkeit.
Mancher mag denken, daß eine Belehrung über Höflichkeit mit
dem Einen, was not ist, nichts zu tun habe. Das ist ein
Irrtum. Laßt uns die Höflichkeit des Paulus näher anschauen
und sehen, unter welchen Umständen sie sich zeigte, wie sie
sich äußerte und welche Folgen sie für die Sache Jesu hatte.
1. Wo sich die Höflichkeit des Paulus zeigte.
Sie zeigte sich zu einer Stunde, als alle Leute um ihn her
besonders unhöflich, ja geradezu roh waren. Die durch die
Juden aus Asien verhetzte Menge war über Paulus hergefallen.
Man hatte ihn mit den ungerechtesten Vorwürfen überhäuft (21,
28), ihn mißhandelt und geschlagen. Der Hauptmann hatte ihm,
als ob er ein Verbrecher wäre, Handschellen angelegt. In
s o l c h e r Stunde bewies Paulus Höflichkeit.
Mancher ist bereit höflich zu sein, wenn sich andere um
ihn her anständig benehmen. Wenn man sich aber frech und
ungerecht gegen ihn verhält, hört oft alle Höflichkeit auf.
So macht es der natürliche Mensch. Aber in solcher Stunde
und Lage, wie sie hier bei Paulus vorlag, Anstand und
Höflichkeit zu beweisen, braucht Gnade von Gott. Wohl allen,
die sie sich schenken lassen! (Johannes 18, 4 - 11).
2. Wie die Höflichkeit des Paulus sich äußerte.
Das Benehmen des Apostels ist dem Verhalten seiner Umgebung
direkt entgegengesetzt. Schon im Ton der Stimmen sehen
wir den Unterschied: Die Leute r i e f e n (Vers 34) und
s c h r i e n (Vers 27. 31. 36). ,,Paulus s p r a c h zu
dem Hauptmann". Die Gegner konnten nicht warten, bis sie an
die Reihe kamen zu reden. Einer fiel dem andern ins Wort und
fiel dazwischen. (21, 34; Sprüche 14, 16 b). Paulus dagegen
wartete, bis er reden durfte. Die andern fragten nicht erst
um Erlaubnis, ob sie etwas sagen sollten, sondern taten dies
ohne weiteres. Paulus bat bescheiden und demütig, ob es
gestattet sei, ein Wort zu sagen!
An diesen Unterschieden beobachten wir die Art der echten
Höflichkeit. Sie ist bescheiden, wartet still, bis sie an
die Reihe kommt, will nicht mit Frechheit und Gewalt ihr
Recht durchsetzen, sondern tritt demütig zurück, bis sie
hervortreten darf. Diese Höflichkeit hat Paulus nicht von
Menschen, sondern in der Schule des Geistes Gottes gelernt.
Dort wollen wir sie auch suchen. (1. Samuel 25, 23 - 31).
3. Welche Folgen die Höflichkeit des Paulus hatte.
Das höfliche und anständige Benehmen des Paulus machte auf
den Kommandanten der Besatzung einen solchen Eindruck, daß er
ihm die Genehmigung zu einer öffentlichen Ansprache erteilte.
So konnte der Apostel vor der großen Volksmenge ein Zeugnis
von Jesus ablegen und die Geschichte seiner Bekehrung
erzählen. S e i n e H ö f l i c h k e i t m a c h t
a l s o B a h n f ü r d a s W o r t G o t t e s.
Es hat oft Fälle gegeben - und wir wollen uns willig unter
solche Tatsache beugen -, wo unhöfliches, taktloses Benehmen
dem Wort Gottes Hindernisse bereitet und Türen zuschloß, die
sonst hätten offen sein können. Durch die Höflichkeit von
Paulus wurde hier eine Tür geöffnet. Auch heute noch kann
anständiges, höfliches Benehmen - besonders der Welt und den
Feinden gegenüber - für das Reich Gottes und die Sache Jesu
von großer Bedeutung werden und dem Wort Gottes Eingang
verschaffen.