Apg 21,24
A.Christlieb
Worauf Paulus um des Friedens willen verzichten konnte.
Apostelgeschichte 21, 24. 26
Es hat dann und wann Menschen gegeben, die dem Apostel wegen
seines Eingehens auf den Vorschlag der Brüder einen Vorwurf
machten, als sei er in seiner Nachgiebigkeit zu weit
gegangen. Wir müssen aber bedenken, daß Paulus jederzeit
denen, die unter dem Gesetz waren, sein wollte als ,,einer
unter dem Gesetz" (1. Korinther 9, 21). Mehr hat er auch
hier nicht getan.
Jeder wußte, daß Paulus in keiner Weise auf derartige
Gesetzesbeobachtung sein Vertrauen setzte oder sie auch nur
im Geringsten für nötig erachtete. Aber aus Liebe konnte
er sich einer solchen Gesetzesbeobachtung freiwillig
unterziehen, um denen entgegenzukommen, die nun einmal auf
solche Dinge Gewicht legten. Eine Verleugnung der Wahrheit
des Evangeliums können wir in des Apostels Handlungsweise
nicht erblicken, wohl aber einen Beweis, daß er auf vieles
verzichten konnte um des Friedens willen. Vor allen Dingen
auf dreierlei.
1. Er verzichtet um des Friedens willen auf eine Geldsumme.
Zunächst war mit dem Vorschlag der Brüder für Paulus eine
Geldausgabe verbunden (,,Wage die Kosten an sie"). Wenn
jemand sich an solchem Nasiräatsgelübde beteiligt, so hatte
er die Kosten der damit verbundenen Opfer mitzutragen.
Menge übersetzt: ,,Wir haben vier Männer, die ein Gelübde
(Nasiräatsgelübde) zu erfüllen haben. Diesen schließe dich
an. Laß dich mit ihnen weihen und b e z a h l e a u c h
f ü r s i e d i e K o s t e n ".
Hier würde mancher an Pauli Stelle gesagt haben: Ich habe
meinen geringen Besitz durch saure Arbeit als Teppichmacher
verdient; es ist unbillig, von mir zu verlangen, daß ich
einen Teil desselben für einen solchen Zweck ausgebe. Zu
einer äußeren Gesetzeserfüllung wäre ich wohl bereit, aber
nicht zur Bezahlung der damit verbundenen Kosten. So sprach
Paulus nicht. Wegen der mit diesem Vorschlag für ihn
verbundenen Unkosten verlor er kein einziges Wort. Ohne
weiteres war er willig, von seinem Besitz so viel herzugeben,
wie nötig war.
Laßt auch uns niemals an diesem Punkt einen Friedensvorschlag
scheitern lassen! Laßt uns jederzeit bereit sein, um des
Friedens willen ein Geldopfer zu bringen, auch wenn wir
unseren Besitz lieber zu anderen Zwecken verwenden würden
(1. Mose 13, 7 - 18).
2. Er verzichtet um des Friedens willen auf Zeit.
Die Erfüllung eines derartigen Gelübdes mit den damit
verbundenen Opfern im Tempel nahm mehrere Tage in Anspruch.
(,,Er ließ sich sehen die Tage"). Nun wissen wir, wie
vielbeschäftigt der Apostel gewesen ist und können nicht
daran zweifeln, daß es für ihn in den Tagen seines
Aufenthalts in Jerusalem allerlei zu tun gab. Dennoch nahm
er sich die Zeit, ,,in den Tempel zu gehen und sich sehen
zu lassen, wie er aushielte die Tage". Ein anderer hätte
vielleicht gesagt: Ich habe wahrlich genug anderes zu tun,
als mich hier im Tempel mehrere Tage sehen zu lassen, wie ich
mich dem Gelübde unterziehe, das doch meiner Seligkeit nicht
helfen kann. Meine Zeit ist viel zu kostbar. Aber um des
Friedens willen konnte Paulus auch von seiner kostbaren Zeit
eine Anzahl von Tagen opfern.
Laßt uns doch auch jederzeit bereit sein, wo es erforderlich
und am Platz ist, um der inneren Verbindung mit anderen
willen ein Opfer an Zeit zu bringen! Wenn Paulus seine
besonders wertvolle Zeit um solches Zweckes willen hergab,
wieviel mehr sollten wir dies tun (1. Mose 26, 26 - 31).
3. Er verzichtet um des Friedens willen auf Bequemlichkeit.
Das Aufsichnehmen des Gelübdes bedeutete für Paulus auch für
einige Tage eine Freiheitsbeschränkung. Er konnte in den
betreffenden Tagen nicht dahin und dorthin gehen, wie er
wollte, sondern war für die gesetzlich festgelegte Zeit
gebunden, im Tempel zu bleiben. Auch dieses Opfer brachte
Paulus, ohne ein Wort des Widerspruchs dagegen zu sagen.
Sein Geld, seine Zeit, seine Freiheit und Bequemlichkeit
opferte er ohne weiteres sofort um des Friedens willen.
Laßt uns doch auch jederzeit bereit sein, um dieses Zwecks
willen Opfer zu bringen, je nachdem es die Verhältnisse bei
uns nötig erscheinen lassen! Laßt uns an nichts festhalten,
was Paulus um der Liebe willen zu den Brüdern und um der
Einigkeit willen der Gemeinde Jesu gerne fahren ließ!
(Markus 9, 50 b; Römer 12, 16 - 18; 15, 5; 2. Timotheus
2, 22).