Apostelgeschichte

Apg 21,18 A.Christlieb Drei Merkwürdigkeiten bei der Versammlung im Haus des Jakobus. Apostelgeschichte 21, 18 - 26 a.

Am Tage nach dem Empfang von Paulus in Jerusalem versammelten sich die leitenden Brüder der Christengemeinde mit Paulus und seinen Begleitern im Haus von Jakobus. Dort fand eine gemeinsame Beratung statt, die uns aufs höchste interessiert. Wenn wir uns im Geist in jene Versammlung hineinversetzen und den Worten lauschen, die dort geredet wurden, so können uns besonders drei Merkwürdigkeiten auffallen.

1. Ein Mensch, der trotz größter Erfolge demütig blieb.

Wir sehen hier zuerst einen Menschen, der wie kein anderer die größten Erfolge in der Reichsgottesarbeit hinter sich hatte und trotzdem auch nicht eine Spur von Eitelkeit zeigte, sondern im Gegenteil einen demütigen Eindruck machte. Paulus begann nach gemeinsamer Begrüßung mit einem eingehenden, genauen Bericht seiner Missionstätigkeit. Wie leicht hätte er sich hier ein wenig spiegeln können in all den Erlebnissen und Erfolgen, die seine Arbeit aufwies. Nichts davon ist zu merken. Er trat bei seiner Erzählung wie auch nach seiner ersten Missionsreise (Kap. 14, 27) mit seiner eigenen Person zurück. Er berichtete nicht, was er, sondern ,,was Gott getan hatte unter den Heiden". So spricht die Demut.

Eitle Menschen machen ihre eigenen Leistungen groß. Wahre Gottesknechte erheben ihren Herrn. Die Demut des Apostels ist die erste Merkwürdigkeit in jener Versammlung.

2. Brüder, die sich neidlos freuen, daß Gott einen anderen Bruder mehr gebraucht als sie.

Der Bericht von Paulus hätte gar mannigfache Wirkungen ausüben können. Wie leicht hätte sich in diesem und jenem Bruder beim Anhören dieser herrlichen Erfolge des Paulus der Neid regen können. Die Frage konnte bei ihnen auftauchen: Weshalb hat jener gerade so große Erfolge, während bei meiner Tätigkeit solches ausbleibt? Hätten jene Ältesten von Jerusalem ihre eigene Ehre und ihren eigenen Ruhm im Auge gehabt, so hätten sie sicherlich Gott nicht gelobt und gedankt für alles, was sie hier vernahmen. Da sie nun aber des Herrn Sache suchten, wurden sie voll Lob und Dank für die reichen Segnungen, die Gott durch einen andern geschenkt hatte.

Ihr Loben und Danken zeugt von einer selbstlosen inneren Stellung, die von dem stammt, der sagen durfte: ,,Ich suche nicht meine Ehre" (Johannes 8, 50).

Wer droben einst dabeisein will, wenn des Herrn Ruhm von allen Himmelsbewohnern erhöht wird, der sehe zu, daß sein Herz hier schon vom Neid gereinigt werde und er jenen Ältesten in Jerusalem ähnlich werde (Johannes 5, 41 - 44; Philipper 2, 3; Galater 5, 26).

3. Christen, die trotz schwieriger Streitfragen in völliger Harmonie bleiben.

Der Gegenstand der Beratung war eine heikle, strittige Frage. Es handelte sich um die Stellung zum mosaischen Gesetz. Hier platzten allerlei Geister und Meinungen aufeinander. Menschlich gesprochen war wenig Aussicht auf völlige Einigung vorhanden. Ein bedenklicher Eifer für das Gesetz steckte zu tief in vielen Herzen. Dennoch kam eine liebliche Harmonie und ein einmütiger Beschluß zustande.

Diese von Gott geschenkte Einigkeit in einer so schwierigen Frage ist die dritte Merkwürdigkeit, die uns bei jener Zusammenkunft auffällt. Sie erweckt in uns die Hoffnung, daß mit Gottes Hilfe da und dort bedrohte Einigkeit unter Christen vor Zusammenbruch bewahrt und schon zerstörte Verbindung wieder hergestellt wird.