Apg 20,38
A.Christlieb
Paulus nimmt Abschied von den Ältesten der Gemeinde zu Ephesus.
Apostelgeschichte 20, 37 - 21, 1 a.
Unser Text beschreibt eine ernste Trennungsstunde. Sie
spielte sich am Strand der Hafenstadt Milet ab. Paulus mit
seinen Reisegefährten nahm hier Abschied von den Ältesten der
Gemeinde zu Ephesus, die ihn bis zum Schiff begleitet hatten.
Die einzelnen Ausdrücke, die den Vorgang des Abschieds
beschreiben (Vers 37 und 38), lassen uns die tiefe
Gemütsbewegung der voneinander Scheidenden erkennen.
Der Ausdruck ,,von ihnen gewandt" wird in Menges Übersetzung
deutlicher, in der es heißt: ,,Als wir uns dann von ihnen
g e r i s s e n hatten". Die Trennung war also ein
,,Sichlosreißen". Wir merken es auch diesem Wort an, daß
ihnen der Abschied nicht leicht wurde. Dies ist bei der
innigen Verbindung, die sich zwischen Paulus und den Ältesten
gebildet hatte, recht begreiflich. Von diesen Ältesten war
wohl der größte Teil erst durch Paulus zum Glauben geführt
worden, so daß sie ihm das Beste verdankten und in ihm
ihren geistlichen Vater sahen. Alle hatten jedenfalls drei
Jahre hindurch die Segnungen und Drangsale der besonderen
Erweckungszeit in Ephesus mit Paulus zusammen durchlebt (Kap.
19, 1; 20, 31). Solche Zeiten und Erfahrungen verbinden sehr
untereinander. Nun galt es, für immer Abschied zu nehmen
(Kap. 20, 38).
Daß unter solchen Umständen, wo die Herzen so verbunden waren
und keine Aussicht auf ein Wiedersehen vorhanden war, die
Trennung ein ,,Sichlosreißen" war, verstehen wir gut. Auf
solche Trennungen muß sich jedes Gotteskind gefaßt machen.
Niemand braucht sich dabei des Schmerzes zu schämen, der hier
auch bei den führenden Männern der ersten Christenheit zu
sehen ist (Johannes 11, 33 - 35; 1. Samuel 30, 3 - 5; 2.
Könige 8, 11 - 13).