Apg 20,23
A.Christlieb
Wichtige Tätigkeiten des Gottesgeistes
Apostelgeschichte 20, 22 f. u. 28
»Und nun siehe, ich, im Geist gebunden, fahre hin gen
Jerusalem, weiß nicht, was mir daselbst begegnen wird, nur
daß der Heilige Geist in allen Städten bezeugt und spricht,
Bande und Trübsale warten mein daselbst. . . So habt nun
acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, unter welche
euch der Heilige Geist gesetzt hat zu Bischöfen.«
In der Abschiedsrede des Paulus in Milet vor den Ältesten von
Ephesus ist dreimal vom Heiligen Geist die Rede. Jedesmal
wird uns eine wichtige Tätigkeit des Gottesgeistes gezeigt.
1.
Zuerst sehen wir, daß der Heilige Geist eine bindende
Machtwirkung ausüben kann. Paulus sagt, daß er, »im Geist
gebunden«, nach Jerusalem reist. Das ist ein starker
Ausdruck. Er will sagen: »Der Heilige Geist treibt mich
mit solcher Macht und Klarheit nach Jerusalem hin, daß es
mir einfach ganz unmöglich ist, einen andern Weg zu gehen.
Ich bin wie von himmlischen Ketten gebunden und gezwungen,
dorthin zu reisen.« Auch wenn es in diesem Fall ein schwerer
Weg war, den der Apostel gehen mußte - es ist selig, durch
den Geist Gottes gebunden zu sein!
Wir alle wissen, daß die Sünde einen Menschen binden kann.
Es ist etwas Unheimliches um die bindende Macht des Geizes,
der Trunksucht, der Unreinigkeit usw. Aber herrlich und
köstlich ist es, von dem Geist Gottes gebunden und so in den
Wegen des Herrn geübt zu werden, daß wir sein klares Führen
von andern gefährlichen Einflüssen deutlich unterscheiden
können.
2.
Sodann sehen wir, wie der Heilige Geist dem Paulus Licht und
Klarheit über die Zukunft gibt: »Der Heilige Geist in allen
Städten bezeugt und spricht: Bande und Trübsale warten mein
daselbst.«
Es gibt viele Menschen, die auf verbotenem Weg durch
Zauberei, Spiritismus, Wahrsagerei und dergleichen Licht
über die Zukunft suchen. Fliehen wir solches wie die Pest!
Wahres, gesundes Licht kommt von oben herab durch den
Heiligen Geist. Wenn es nötig ist, kann er uns auch über
die Zukunft Licht geben zu unserer eigenen Vorbereitung. Wie
manchmal hat der Herr gläubigen Menschen Licht über nahe
Gefahren oder über bevorstehenden Abschied aus diesem Leben
gegeben (2. Petr. 1, 14)! Und wo dies nicht geschieht,
will der Heilige Geist uns das Wichtigste offenbaren, nämlich
unsern Herzenszustand und Jesu Rettermacht. In diesem Licht
können wir in unsere persönliche Zukunft hineingehen, wie
hell oder dunkel sie auch sein mag. Es tröstet uns auch das
Licht, das aus dem prophetischen Wort der Bibel auf den Weg
der ganzen Weltgeschichte bis zu ihrem Ende und dem Kommen
des Herrn fällt.
3.
Endlich sehen wir noch eine wichtige Tätigkeit des Geistes:
Er will den einzelnen Jüngern ihren Platz und ihre Tätigkeit
anweisen. Paulus sagt zu den Ältesten, der Heilige Geist
habe sie zu Bischöfen (Aufsehern) in der Gemeinde Gottes
gemacht.
Was gibt einem Jünger Jesu Kraft und Freudigkeit, an einem
Platz mit Geduld auszuharren und das Werk des Herrn zu
treiben? Nur das bestimmte Bewußtsein: Der Herr hat mich für
diesen Platz bestimmt, der Heilige Geist hat mich dazu
gesetzt, dieses Werk zu treiben.
Die Ältesten von Ephesus durften diese Gewißheit haben, weil
Paulus sie unter göttlicher Leitung für diesen Dienst
bestimmt hatte. Es ist etwas überaus Trauriges, wenn man
sich in allerlei wichtige und einflußreiche Aufgaben im Reich
Gottes hinein drängt. Aber köstlich ist es, wenn ein Mensch
vor dem Herrn stille wird, bis dieser ihn über die ihm
bestimmte Aufgabe gewiß machen kann. Der geringste Dienst im
Reich Gottes, zu dem uns der Heilige Geist bestimmt hat, ist
tausendmal besser und für die Ewigkeit fruchtbarer als alle
hohen, großen Aufgaben, die wir uns selbst erkoren haben.