Apg 20,3
A.Christlieb
Die Änderung des Reiseplanes.
Apostelgeschichte 20, 3.
Durch die Nachricht von einem feindlichen Anschlag der Juden
wurde Paulus bewogen, seine Reise - statt wie beabsichtigt
zur See - auf dem Landweg fortzusetzen.
Diese Änderung seines Reiseplanes beweist uns die Vorsicht,
Besonnenheit und Nüchternheit des Apostels. Er verwechselte
niemals waghalsige Tollkühnheit mit echtem Glaubensmut und
wahrem Gottvertrauen. Wie töricht wäre es gewesen, wenn
jemand in der Lage des Paulus den gefährlichen Weg
beibehalten und dies womöglich noch für besonders starken
Glauben gehalten hätte. Ein solcher hätte sicher nicht den
Apostel an Glauben übertroffen, vielmehr einen großen Mangel
an biblischer Klarheit und Besonnenheit offenbart.
Paulus war gewiß kein Feigling (Kap. 19, 30 a). Ihm fehlte
nicht der Glaubensmut. Hätte er eine göttliche Weisung
gehabt, so wäre er ohne Zögern trotz aller Gefahren sofort
den Weg gegangen, auf dem die Juden ihm nachstellten. Aber
ohne solche wäre dies ein Leichtsinn und eine frevelhafte
Gottversuchung, gleichsam ,,ein Sprung von des Tempels Zinne"
gewesen, wie selbst Jesus ihn trotz aller biblischen
Begründung nicht machen wollte (Matthäus 4, 6). Paulus
verließ sich nicht auf besonderen göttlichen Schutz, wo die
von Gott verliehene Vernunft einen Weg zur Vermeidung der
Gefahr an die Hand gab.
Laßt uns seiner Nüchternheit folgen (Sprüche 22, 3; 14, 15 -
18; 2. Timotheus 4, 5).
Es sei erlaubt, den hier erwähnten Vorgang auch als Bild und
Gleichnis anzusehen. Paulus verläßt hier einen Weg, den er
als gefährlich und verderbenbringend erkennt. Sobald er
merkt, daß sein Bleiben auf diesem Pfad Unheil nach sich
zieht, kehrt er um, schlägt eine ganz neue Richtung ein und
begibt sich auf einen völlig anderen Weg. Die Erkenntnis der
Gefahr zeitigt in dem Apostel den Entschluß der Umkehr und
ließ diesen Entschluß zur Tat werden.
Wir möchten manch einem in viel tieferem Sinne eine
Wegänderung wünschen. Der sich vom gefährlichen Wege
abwendende Paulus dünkt uns diejenigen zu strafen, die einen
Weg beibehalten, der nicht nur zeitliche, sondern ewige
Gefahr in sich schließt. Wie groß ist doch die Verantwortung
derer, welche die Erkenntnis empfangen haben, wie gefährlich
ihr Weg ist, und ihn dennoch nicht verlassen wollen! (Psalm
34, 15; Jona 3, 8; Daniel 4, 24).