Apg 19,23
A.Christlieb
Der Aufruhr des Demetrius.
Apostelgeschichte 19, 23 - 28.
Von einem Ausbruch wütender Feindschaft gegen die Arbeit des
Paulus erzählt uns der hier beginnende neue Abschnitt. Sein
erster Vers gibt uns zusammenfassend Zeit, Umfang und Ziel
dieser Bewegung an.
1. Die Zeit des Aufruhrs.
Der Ausdruck ,,um dieselbe Zeit" weist uns darauf hin, daß
jener Aufruhr im Anschluß an die herrlichen Siege des
Evangeliums (Vers 8 - 20) entstand und gerade dann losbrach,
als Paulus seine Pläne zur Weiterreise machte (V. 21 und
22).
Beides hat uns etwas zu sagen. Wenn Gott seine himmlischen
Winde durch eine Gegend wehen läßt, wenn viele Seelen zum
lebendigen Glauben an Christus kommen, wenn ,,das Wort des
Herrn wächst und überhand nimmt", dann wird gewiß der Teufel
nicht still bleiben. Gerade in solcher Zeit macht er sich
auf und setzt neben die himmlische eine höllische Bewegung.
Die Geschichte des Reiches Gottes bietet dafür viele Belege.
Deshalb gilt es, sich in den herrlichsten Gnaden- und
Erweckungszeiten zu freuen - ,,mit Zittern" - (Psalm 2, 11)
und über dem Jubel nicht die Wachsamkeit und innere Wappnung
für die hereinbrechenden Gefahren zu vergessen (Lukas 10, 17
- 20; Johannes 11, 45. 53; 1. Korinther 16, 9).
Die Tatsache, daß der Ausbruch dieser furchtbaren Gefahr
gerade während der Ausarbeitung neuer Reisepläne für Paulus
erfolgte, ruft uns zu: Laßt uns bei allem Plänemachen daran
denken, daß leicht unerwartete Umstände und Schwierigkeiten
eintreten können, die all unser Vorhaben in Frage stellen.
Alle Pläne des Paulus hätten durch diesen Aufruhr des
Demetrius für immer vernichtet werden können. Deshalb wollen
wir den Rat des Jakobus befolgen und bei allen Zukunftsplänen
beifügen: ,,So der Herr will und wir leben, wollen wir dies
oder das tun" (Jakobus 4, 15).
2. Der Umfang des Aufruhrs.
Der Umfang wird uns mit den Worten ,,eine nicht kleine
Bewegung" gezeigt. In der Tat beschränkte sich dieselbe
nicht etwa auf einen Kreis der in ihren Interessen
geschädigten Arbeiter, sondern zog die ganze Stadt in
Mitleidenschaft (V. 29) und veranlaßte die höchsten Beamten
zum Eingreifen (Vers 31 und 35).
Dieser große Umfang der christentumsfeindlichen Bewegung kann
uns vor leichtfertiger Überschätzung der Erfolge in einer
Erweckungszeit bewahren. Gewiß war auf alle Einwohner der
Stadt eine heilige Furcht gefallen (Vers 17). Gewiß war der
Name Jesu zu hoher Anerkennung gelangt (Vers 17 c). Trotzdem
war aber noch eine g r o ß e Feindschaft in der Stadt
vorhanden.
Es gehört zur geistlichen Nüchternheit, daß man in besonderen
Erweckungszeiten bei aller berechtigten Freude über die
göttlichen Siege doch die noch vorhandenen Widerstände nicht
aus den Augen verliert oder unterschätzt. Wie wir in Zeiten
geistlichen Tiefstandes nicht zu schwarz sehen wollen,
sondern vielmehr an die ,,7000" glauben, die ihre Knie vor
Baal nicht gebeugt haben (1. Könige 19, 18), so wollen wir
umgekehrt in herrlichen Erweckungszeiten nicht vergessen, daß
noch 7000 vorhanden sein können, die treu zu B a a l halten,
wenn es darauf ankommt (1. Petrus 5, 8).
3. Die Zielscheibe des Aufruhrs.
Gegen die von Paulus gepredigte Lehre (,,über diesem Weg")
erhob sich die ganze Woge des Aufruhrs. Sicherlich gab es
damals in Ephesus mancherlei Verhältnisse, die Grund zu
Klagen boten. Gegen keine derselben wandte sich dieser
schreckliche Tumult, sondern nur gegen ,,diesen Weg" der
Religion des Paulus.
Das ist ,,der Weg", den Satan haßt. Wer ,,diesen Weg" geht,
muß sich auf die Wut der Hölle gefaßt machen (Johannes 16, 1
- 4; Matthäus 10, 17). Gegen ,,diesen Weg" wird einst noch
in der letzten Trübsal alles sich aufmachen (Matthäus 24, 9).
Schon Stilling sagte, daß Zeiten kommen würden, wo man gegen
alles duldsam sein würde, nur nicht gegen das wahre biblische
Christentum. Dieser Weg, den die Welt haßt, der seinen
Anhängern Schmach und Verfolgung einbringt, soll unser Weg
sein und bleiben (2. Korinther 4, 9 - 11; Galater 6, 17).