Apg 19,9
A.Christlieb
Der Anlaß zum Verlassen der Synagoge.
Apostelgeschichte 19, 9 a.
Die Zahl der Juden, welcher der Arbeit des Paulus
entgegentraten, war nicht groß. Es waren nur ,,etliche".
Viele waren offenbar für das Evangelium gewonnen worden.
Viele erkannten die Wahrheit des von Paulus verkündigten
Wortes an. Aber einige lehnten sich dagegen auf und
verstockten sich. Und diese kleine Zahl der feindseligen
Leute, diese ,,etlichen" waren schuld daran, daß Paulus die
Synagoge verließ und der Leuchter des Evangeliums von dieser
Stätte genommen wurde.
Wie kann doch eine geringe Zahl übel gesinnter Menschen für
eine ganze Gegend oder Gemeinde viel Schlimmes anrichten!
Als Martin Boos in Gallneukirchen (Österreich) eine herrliche
Erweckung erleben durfte und fast die ganze Gemeinde dem
Evangelium freundlich gesinnt zu werden schien, da waren es
einige wenige Feinde, die ihn so lange verklagten, bis er von
seiner Behörde von dort entfernt wurde.
Daß doch niemals aus unserer Mitte jemand zu diesen
,,etlichen" gehöre! Ihre Verantwortung ist furchtbar
(Galater 5, 9; Jeremia 38, 22; 2. Timotheus 2, 17;
Apostelgeschichte 15, 24)
A.Christlieb
Paulus verläßt die Synagoge.
Apostelgeschichte 19, 9 b.
Wie stellte sich Paulus zu der ausbrechenden Feindschaft in
der Synagoge? Er vermied drei Gefahren, in die Knechte
Gottes in ähnlichen Lagen leicht hineingeraten können.
1. Wenn Menschen (wie jene ,,etliche") sich innerlich
verhärten und dem Wort Gottes ,,ungehorsam" (wörtlich) sind,
so entsteht leicht für den Prediger die Gefahr, in ein
unfruchtbares Streiten und Disputieren hineinzugeraten. Er
glaubt, solche Leute durch seine Gründe doch noch überzeugen
zu können. Wenn aber Zuhörer sich derart verstocken, daß sie
den göttlichen Heilsweg öffentlich schmähen, so gilt es sehr
oft, sich still zurückzuziehen. Auch Paulus ,,wich von
ihnen". Solches Weichen war keine feige Flucht, sondern
demütige Nachfolge dessen, der nicht schrie noch rief (Jesaja
42, 2; vergleiche Jeremia 28, 11 c; 1. Timotheus 6, 5 c).
2. Sodann gilt es an eine zweite Gefahr zu denken: Man darf
nicht die jung erweckten und bekehrten Seelen den Einflüssen
solcher Lästerzungen aussetzen. Paulus ,,sonderte ab die
Jünger". In treuer Fürsorge für die Herde suchte er alles zu
vermeiden, was ihnen inneren Schaden bringen konnte.
Auch heute ist es oft nötig, die anvertrauten Seelen
,,abzusondern" von solchen Orten und Kreisen, wo der Weg des
Heils geschmäht wird. Das müssen auch gläubige Väter und
Mütter im Blick auf ihre Kinder bedenken (2. Korinther 6, 14
- 18).
3. Eine dritte Gefahr besteht darin, daß die Knechte Gottes
durch die ausbrechende Feindschaft entmutigt und verzagt
werden können. Wie sehr Paulus diese Klippe vermied, zeigt
der Schluß unseres Textes. Statt ängstlich die Verkündigung
von Jesus jetzt aufzugeben, predigte er an einem anderen Ort
jeden Tag auf das mutigste weiter. Man sieht, daß er kein
Feigling war, der sich einschüchtern ließ. Aus der Synagoge
ging er wohl fort. Aber die Predigt von Jesus setzte er
eifrig fort.
Laßt uns bei ausbrechender Feindschaft (besonders in
Erweckungszeiten) diese Bahnen des Apostels beibehalten
(Psalm 40, 10 - 12).