Apostelgeschichte

Apg 19,1 A.Christlieb Mit Heiligem Geist oder ohne ihn? Apostelgeschichte 19

Die in diesem Kapitel erzählte Geschichte der Erweckung in Ephesus zeigt uns nach drei Seiten hin die Wichtigkeit und Bedeutung des Pfingstgeistes.

1. Jünger ohne den Heiligen Geist und andere mit demselben

Wir sehen am Anfang des Kapitels Jünger ohne den Heiligen Geist. Es sind die 12 Johannesjünger, die Paulus in Ephesus antrifft. Der Apostel spricht ihnen zwar nicht jeden Glauben ab, aber er durchschaut klar ihren Mangel und drückt das in der Frage aus: »Habt ihr den Heiligen Geist empfangen, da ihr gläubig wurdet?« (V. 2). Sie geben ohne weiteres zu, daß sie davon keine Ahnung haben.

Wie waren diese denn zu einem Jüngerleben gekommen, dem das Beste fehlte? Sie waren bei Menschen, bei dem großen Buß- und Erweckungsprediger Johannes stehengeblieben. Sie hingen ihm an, sie verehrten ihn treu - und dabei war es geblieben. Sie waren nicht wirklich zu Jesus selber gelangt.

Nun wollen wir die Treue, die diese 12 Jünger dem Johannes erwiesen, durchaus nicht verachten. Wir wollen auch gar nicht bestreiten, daß diese 12 vor Gottes Augen höher standen als solche, die trotz besserem Wissen sich in grobem Welt- und Sündendienst gehen ließen. Aber bedauern müssen wir doch, daß diese Leute nicht von Johannes weiter zu dem gingen, auf den Johannes selbst hinwies und für den er die Bahn bereiten wollte.

Wie anders sehen dieselben Jünger aus, als sie sich ihren Mangel aufdecken ließen und dann unter der Handauflegung des Paulus den Heiligen Geist empfingen (V. 6)! Wie wird das ganze Bild der Christengemeinde in Ephesus so erfreulich! Viele Neue werden für den Herrn gewonnen, und sie scheiden sich gründlich von ihrem alten Leben und Wesen, besonders vom Umgang mit der Zauberei (V. 18-20). Das Feuer Gottes brennt hell in Ephesus.

Ist es nicht heute noch so, daß mancher liebe Namenchrist deshalb die Kraft des Geistes Gottes nicht kennt, weil er zu sehr an Menschen hängt, anstatt an Jesus selbst und seinem Wort? Nur Menschen, die mit Jesus selbst Glaubens- und Geistesgemeinschaft haben, können in Gottes Reich Zeugen und Wegbereiter sein.

2. Arbeit an andern mit leeren Worten oder in göttlicher Kraft

Ohne Heiligen Geist arbeiten die sieben Söhne des Hohenpriesters Skevas. Sie sind Beschwörer, welche die Besessenen mit der Formel heilen wollen: »Wir beschwören euch bei dem Jesus, den Paulus predigt« (V. 13). Diese Leute machen den Versuch, den Paulus nachzuahmen, ohne daß sie den Weg des Paulus durch gründliche Bekehrung zur Kraft des Geistes gegangen sind.

Ach dieses elende Nachmachen! Ich hörte von einem Mann, der zu den gesegnetsten Gottesmännern in die Kirche ging, die eindrucksvollsten Stellen ihrer Predigten aufschrieb und in seine eigenen Predigten hineinbrachte, aber trotzdem ohne Erfolg und Segen blieb. Warum? Die Worte tun es nicht, sondern die Kraft, welche hinter den Worten ist. Die Macht der Finsternis höhnte über die Nachahmung der Arbeit des Paulus (V. 15 f.), und sie wird heute kaum mehr Respekt haben vor aller Arbeit, die in Worten und im äußeren Nachahmen von Gottesknechten besteht.

Wie anders ist die Arbeit an andern, die Paulus und seine Mitarbeiter durch den Heiligen Geist treiben! Da müssen finstere Mächte zurückweichen und Menschen kommen zur herrlichen Freiheit in Christus. Da wird der Name des Herrn Jesus hochgelobt (V. 17). Gott gebe uns viele Arbeiter, die in seiner Kraft, im Heiligen Geist an den Menschen arbeiten und zu deren Dienst er sich mit bleibendem Segen bekennen kann!

3. Bewegung von oben und von unten

Eine große Bewegung bringt der Goldschmied Demetrius zustande (V. 23 ff.). Er braucht nur die Menschen an ihrem empfindlichsten Punkt anzufassen: der Liebe zum Mammon. Als er seinen Kollegen die Gefahr eines verminderten Einkommens zeigt, dazu noch den religiösen Fanatismus ihres väterlichen Götzendienstes in geschickter Weise erregt, da ist eine große Volksbewegung schnell fertig. Voll Zorn auf den bösen Paulus schreit die Menge einmütig: »Groß ist die Diana der Epheser« (V. 28)! Aber es ist eine Bewegung ohne den Heiligen Geist, deshalb verläuft sie trotz des großartigen Anfangs kläglich im Sande.

Wie anders ist doch die Bewegung, die Gottes Wort hervorbringt am gleichen Ort! Die treue tägliche Verkündigung, die Paulus in der Schule des Tyrannus treibt, bringt eine himmlische Bewegung hervor, durch die viele Menschen für die Ewigkeit erneuert werden. Diese Bewegung verläuft nicht im Sande wie die erste, sie geht vielmehr trotz aller Anfeindung durch die ganze römische Provinz Asien hindurch (V. 10), und ihre Wirkung reicht bis in den Himmel hinein, wo bei den Engeln Freude ist über Sünder, die Buße tun.





A.Christlieb Paulus in Ephesus. Apostelgeschichte 19, 1.

1. Unser Vers erwähnt in beachtenswerter Weise zwei gesegnete Reichsgottesarbeiter. Zwei Männer arbeiten hier g l e i c h z e i t i g im Weinberg Gottes. Jeder kommt in das Arbeitsfeld des andern hinein und setzt dessen Arbeit fort: Apollos wirkt in Korinth, wo Paulus vorher gewesen war, und Paulus kommt nach Ephesus, wo Apollos bis dahin gewirkt hatte.

Auch das hat uns etwas zu sagen. Unser Heiland braucht gar mancherlei Werkzeuge bei seinem großen Tempelbau. Der eine soll die Arbeit des anderen ergänzen. Einer muß pflanzen, der andere begießen (1. Korinther 3, 6). Es gibt nur einen einzigen Baumeister droben, aber viele Knechte, die er benutzt.

2. Die Reise des Paulus nach Ephesus war die Erfüllung eines von ihm gegebenen Versprechens. Bei seiner letzten Durchreise hatte er den Jüngern in Ephesus gesagt: ,,Will's Gott, so will ich wieder zu euch kommen" (Kap. 18, 21). Diese Zusage löst er ein. Auch wir wollen gegebene Versprechungen halten, und uns hüten, Hoffnungen zu erwecken, die wir nicht erfüllen. Es macht der Sache des Herrn Unehre, wenn ein Arbeiter im Reich Gottes da und dort Zusage gibt, die er ohne ganz klare und zwingende Gründe nicht erfüllt (Sprüche 25, 14).

3. In Ephesus angekommen, fand Paulus etliche Jünger. Jeder pflegt auf seinen Reisen das zu finden, was zu ihm paßt und ihn interessiert. Der Weltmensch findet bald seine Vergnügungslokale, der Leichtsinnige hat schnell Anschluß an Leute, die ihm ähnlich sind. Paulus findet Menschen, die nach Gott fragen. Sie sind ihm noch wichtiger als allerlei Sehenswürdigkeiten der Stadt.

Wahre Gotteskinder freuen sich auf ihren Wanderungen, wenn sie ,,etliche Jünger finden". Bei ihnen finden sie Verständnis für die Dinge des Reiches Gottes, die ihnen die Hauptsache sind (Psalm 50, 18; 1. Petrus 4, 4; Psalm 1, 1).