Apg 18,12
A.Christlieb
Was wir von den Feinden des Paulus in Korinth lernen können.
Apostelgeschichte 18, 12. 13.
Wir wollen sicherlich jene Ankläger des Paulus in Korinth
nicht als Vorbilder für unsere Handlungsweise nehmen. Wir
verwerfen vielmehr ihre fleischliche Kampfesart, in der sie
Paulus vor der weltlichen Behörde als Irrlehrer anklagen, um
seine Arbeit zu unterdrücken. Und dennoch können wir auch
von ihnen einiges lernen, nämlich: Eifer, Klugheit und
Einmütigkeit. Wenn wir nach Jesu Wort sogar von einem
betrügerischen Haushalter etwas Gutes für unseren
Christenlauf lernen können (Lukas 16, 1 - 8), warum nicht
auch von diesen Feinden des Paulus?
1. Eifer.
Wie eiferten jene Leute für die Erhaltung des
Buchstabengesetzes! Wenn jemand nach ihrer Überzeugung ,,dem
Gesetz zuwider" lehrte, so blieben sie nicht gleichgültig,
sondern entbrannten vor Zorn. Niemand sollte ihnen dieses
Wort antasten! Gewiß eiferten sie mit Unverstand (Römer 10,
2), in blindem Fanatismus. Uns ziemt ein anderer Eifer:
Nicht für das Gesetz, sondern für das Evangelium, nicht ein
fleischlicher, sondern ein geistlicher. Aber doch darf ihr
brennender Eifer für das Gesetz unseren oft lauen Eifer für
das Evangelium beschämen. Es darf uns nicht gleichgültig
lassen, wenn wir sehen, wie da und dort, von rechts und
von links das teure Evangelium verdunkelt und verfälscht
wird. Wir wollen mit geistlichen Waffen das Wort befolgen:
,,Kämpfet für den Glauben, der einmal den Heiligen übergeben
ist" (Judas 3; Psalm 119, 139; 4. Mose 25, 11 - 13; Römer
12, 11).
2. Klugheit.
Laßt uns ferner auf die kluge Ausnutzung einer sich bietenden
Gelegenheit bei jenen Feinden achten. Ein neuer Statthalter,
namens Gallion, war als Inhaber der obersten Regierungsgewalt
nach Korinth gekommen. Die Juden mochten wohl eine gewisse
Gutmütigkeit bei ihm erkennen, die sich auch in unserer
Geschichte bemerkbar macht. Sofort nutzen sie den
Amtsantritt dieses Mannes, um ihn für ihre
evangeliumsfeindlichen Absichten zu gewinnen. Man merkt,
diese Leute sind augenblicklich auf dem Plan, wenn es gilt,
dem Wort Gottes einen Schlag zu versetzen. Sie benutzen aufs
klügste einen gegebenen Zeitpunkt für ihre Zwecke.
Hier wollen wir von ihnen lernen. Auch im Reich Gottes gibt
es für die Jünger Jesu Zeiten und Stunden, wo es gilt, auf
dem Plan zu sein und die Gelegenheit mit göttlicher Klugheit
auszukaufen. Wenn hier eine Seele in das Fragen nach dem
ewigen Heil hineinkommt, wenn dort ein Widersacher des Volkes
Gottes in Not kommt und durch einen Liebesdienst beschämt
werden könnte, wenn in einem weltlichen Kreis ein Wort des
Spottes fällt, das ein ernstes, festes Bekenntnis für die
göttliche Wahrheit nahelegt, dann gilt es mit himmlischer
Weisheit solche Gelegenheit zu nutzen, wie jene ihre irdische
Klugheit dort brauchten (1. Petrus 3, 15; Matthäus 10, 16;
Epheser 5, 16; 1. Samuel 25, 14 - 19).
3. Einmütigkeit.
Vor allem laßt uns die Einmütigkeit jener Feinde betrachten
(,,die Juden empörten sich einmütig gegen Paulus"). Es
unterliegt keinem Zweifel, daß jene zahlreichen Gegner des
Paulus in diesem und jenem Punkt verschieden dachten. Sie
mochten wohl in manchen Sachen bisweilen recht uneins
untereinander sein. Aber in Einem waren sie geschlossen
einig, nämlich in der Feindschaft gegen das Wort von Jesus.
Wohlan, wir wollen von ihnen lernen. Gotteskinder denken
auch in manchen Fragen sehr verschieden. Sie haben nicht
alle denselben Katechismus. Ihr Erkennen bleibt Stückwerk.
Aber in einer Sache sollte man sich in unzertrennbarer
Einigkeit jederzeit zusammenfinden, nämlich in dem Eintreten
für das, was jene Feinde in Korinth bekämpften. Wenn die
Welt einmütig ist in ihrem Haß gegen das Wort vom Kreuz, so
wollen wir um so mehr eins sein in der Liebe zu demselben
und in seiner Verteidigung, wie auch in seiner Ausbreitung.
Keine Liebhaberei und Sonderlehre soll uns trennen von dem
inneren Zusammenschluß mit allen denjenigen, die von ganzem
Herzen das alte teure Evangelium lieben, bekennen und
verbreiten (Römer 15, 5. 6; Philipper 2, 1. 2; Epheser 4,
3; Apostelgeschichte 1, 14; 2, 1. 46; 4, 24).