Apg 17,28
A.Christlieb
Drei Hilfsmittel zu fruchtbarer Wortverkündigung.
Apostelgeschichte 17, 17. 18. 23. 28.
Das wichtigste Hilfsmittel zu fruchtbarer Wortverkündigung
ist die Salbung mit dem heiligen Geist, das Gebet um
Erleuchtung und Kraft aus der Höhe. Ohne dies wird die beste
Vorbereitung wenig helfen. Jedoch schließt diese wichtigste
Voraussetzung die Verwertung guter menschlicher Hilfsmittel
durchaus nicht aus. Gerade bei dem Vortrag des Paulus in
Athen können wir dies beobachten.
Bei diesem Meisterstück einer wohldurchdachten und
zielbewußten Predigt können wir drei Hilfsmittel erkennen,
die dem Apostel dienen mußten, und die auch heute noch bei
dem göttlichen Zeugendienst treffliche Dienste tun können.
Erstes Hilfsmittel: Unterredung mit Menschen über göttliche
Dinge.
Paulus ließ sich auf dem Marktplatz Athens zuerst mit einer
größeren Anzahl von Personen ins Gespräch über den Weg zur
Seligkeit ein. Bei diesen Gesprächen hörte er auch, was für
Gedanken und Fragen die Athener beschäftigten. Er lernte
ihre Anschauungen kennen. Nachher sprach er in seiner
öffentlichen Rede gerade über die Dinge, welche die Athener,
auch die zahlreichen Philosophen unter ihnen, bewegten. Er
predigte nicht über Dinge, die ihnen ganz fern lagen. Man
hörte es seiner Rede an, daß er die richtige Fühlung mit
seinen Zuhörern vorher gewonnen hatte. Er hatte gelernt,
seine Zuhörer zu verstehen. Deshalb verstanden seine Zuhörer
auch ihn. Auch heute noch können die Unterredungen über
göttliche Dinge, die seelsorgerlichen Gespräche, allen Zeugen
des Evangeliums ein treffliches Hilfsmittel zu verständlicher
und praktischer Wortverkündigung werden. (Matthäus 10, 42).
Zweites Hilfsmittel: Aufmerksames Beobachten dessen, was im
Leben angetroffen wird.
Ein weiteres wichtiges Hilfsmittel zu fruchtbarer
Wortverkündigung wurde für Paulus die aufmerksame Beobachtung
dessen, was er im Leben antraf. Gewiß war sein Inneres
bei seinen Gängen vor allen Dingen auf den Herrn selbst
gerichtet. Aber diese treu-innige Gemeinschaft mit Gott ließ
ihn nicht etwa einseitig nur tief in sich gekehrt durch die
Straßen Athens dahinwandern, sondern machte ihn zugleich
in gutem Sinne weltoffen. Er beobachtete das, was am Weg
lag. Aber nicht so, daß er dadurch zerstreut und von Gott
abgezogen wurde, sondern so, daß er göttliche Fingerzeige
für seinen Dienst entdeckte.
Es gibt eine falsche Weltoffenheit, die uns schädigt und
schwächt. Aber die Weltoffenheit des Paulus ist gesund und
wird zum Hilfsmittel für die Arbeit im Reich Gottes. Der
Anblick jenes Altars gab ihm Ausgangspunkt und Thema für
seine Rede. So haben die Gottesknechte oft durch das, was
sie auf ihren Wegen sahen oder hörten, Stoff für ihre
Wortverkündigung erhalten.
Spurgeon erzählt, wie einst der Anblick eines gesprenkelten
Vogels, der von andersfarbigen Vögeln gepickt wurde, ihm
Licht über den rechten Gegenstand seiner Predigt gab. Er
sprach darüber, wie die Jünger Jesu von den andersgearteten
Weltmenschen gehaßt und verfolgt werden müßten. Ein anderes
Mal bot ihm der Gang einer Gerichtsverhandlung, an der er
während eines Sonnabends als Zeuge teilnehmen mußte, Thema
und Teile, um am folgenden Tag von dem künftigen Gericht,
dem Ankläger, Verteidiger und Richter usw. zu reden.
Samuel Zeller fand durch das Schild auf einem Bahnhof: ,,Vor
Taschendieben wird gewarnt!" ein Thema und sprach längere
Zeit über die Dinge, die uns innerlich den wichtigsten Besitz
rauben können.
Wie hat Jesus selbst alle Beobachtungen in der Natur und im
Menschenleben zu fruchtbarer Wortverkündigung verwertet, z.
B. die Küchlein, die Schafe und Böcke, den Weinstock, die
Lilie, die Bauarbeit usw.
Laßt uns mit offenen Augen durchs Leben gehen und alles in
den Dienst des himmlischen Meisters und seiner Sache stellen
(Matthäus 6, 26 - 30; Sprüche 30, 24 ff.)
Drittes Hilfsmittel: Worte großer Denker und Dichter.
Auf ein drittes Hilfsmittel macht uns obiger Vers aufmerksam.
Paulus verschmäht es nicht, auch aus dem Schatz der
griechischen Dichter und Denker ein Wort zu entnehmen, um
seine Zuhörer der Wahrheit näher zu bringen. Mochten jene
Dichter im übrigen zur göttlichen Wahrheit stehen, wie sie
wollten, eines war gewiß: Es lag in ihren Worten ein Ahnen
von einem höheren göttlichen Ursprung der Menschen. Daran
konnte Paulus anknüpfen, und er tat es. Diese griechischen
Dichter mußten mithelfen, die Seelen zu Jesus zu führen.
Wenn Paulus solche Hilfsmittel nicht verwirft, brauchen wir
dies auch nicht zu tun. Nur laßt uns dabei auf eines achten:
Die Worte menschlicher Dichter nehmen in Paulus' Rede eine
dienende und nicht eine herrschende Stellung ein. Es gibt
geistliche Reden, in denen sehr viel von Dichtern und
Denkern, aber sehr wenig von Gott und dem Himmelreich die
Rede ist. Die Verfasser solcher Reden haben kein Recht, sich
auf die Predigt des Paulus in Athen zu berufen. Nie sollen
unsere Predigten Menschen verherrlichen, auch nicht Poeten,
sondern allein den Herrn. Wo aber das Wort eines anerkannten
Dichters dazu geeignet ist, Seelen zum Heil zu locken, wollen
wir es an der rechten Stelle gern benutzen.
Laßt uns jedes gottgewollte und biblisch berechtigte
Hilfsmittel zur Wortverkündigung dankbar gebrauchen und dazu
Paulus als Vorbild benutzen. (Vergleiche Titus 1, 12).