Apg 17,11
A.Christlieb
Die Benutzung der Bibel in Beröa.
Apostelgeschichte 17, 11. 12; (5. Mose 6, 6 - 9).
Die vorliegenden Betrachtungen sollen Anleitung geben zu
rechtem Gebrauch der Schrift. Zur Erreichung dieses Zieles
kann uns gerade der Anblick der Christen in Beröa recht
behilflich sein. Laßt uns beachten: wann, wie und mit
welchem Erfolg sie ihre Bibel brauchten.
1. Wann die Leute in Beröa ihre Bibel benutzten.
W a n n nahmen sie das Wort Gottes zur Hand? Nicht etwa nur
am Sabbat oder an besonderen Feiertagen, sondern auch
außerhalb dieser Zeit. Jeden Tag sah man sie in diesem Buch
lesen.
So wollen auch wir uns nicht auf die Sonntage, auf die
Gottesdienste und Versammlungen beschränken, sondern auch
außerhalb derselben in der heiligen Schrift lesen. Wollte
doch Gott schon im Alten Testament, daß man das Gesetzbuch
Moses bei jeder Gelegenheit daheim und auf den Reisen, bei
Tag und Nacht, benutze (5. Mose 6, 6 - 9; Psalm 1; Psalm
119, 97. 148). Vielmehr gilt dies von dem Evangelium, das
im ganzen Wort Gottes enthalten ist. Wie könnten einst die
Leute von Beröa gegen die Christen der heutigen Zeit
auftreten, weil sie ihr Altes Testament so treu gebrauchten,
während heute so viele über dem Lesen weltlicher und
christlicher Blätter ihr bestes Buch verstauben lassen.
2. Wie die Leute zu Beröa ihre Bibel benutzten.
(Johannes 5, 39)
W i e soll man seine Bibel gebrauchen?
Diese Frage ist von größter Wichtigkeit. Die Leute von Beröa
können es uns zeigen. ,,Sie f o r s c h t e n im Wort". Sie
lasen nicht nur einen biblischen Abschnitt, um eine religiöse
Pflicht erfüllt zu haben. Sie suchten etwas im Wort.
Sie wollten wissen ob die Botschaft von Christus im Alten
Testament bezeugt sei, wie Paulus es gesagt hatte. Sie
überließen diese Frage nicht den gelehrten Theologen. Sie
wollten selbst im Wort Gottes Klarheit und Gewißheit hierüber
erlangen. Die göttlichen Zeugnisse im Worte waren in
Wahrheit ihre ,,Ratsleute" (Psalm 119, 24), mit denen sie
sich über die wichtigste Frage des rechten Weges zur
Seligkeit berieten. Und weil ihnen Paulus den Heiland als
einzigen Weg zum Himmel bezeugt hatte, so suchten sie im
Wort nach diesem Jesus, den der Apostel gepredigt hatte.
Das ist der rechte Gebrauch des Bibelbuches auch für uns. Es
gilt für jeden, den richtigen Weg zur Seligkeit in demselben
zu suchen und den Heiland darin finden zu wollen, wie jene es
taten. Wer also täglich im Worte forscht, dem wird der Segen
nicht fehlen.
3. Mit welchem Erfolg die Leute zu Beröa ihre Bibel benutzten.
Der Segen des treuen Forschens im Wort Gottes bestand für die
Leute in Beröa darin, daß sie zum Glauben geführt wurden.
Sie wurden von der Richtigkeit der Predigt des Paulus
überzeugt. Sie erkannten den von ihm gepredigten Jesus als
wahren Messias, den auch sie als ihren Retter und Heiland
annehmen durften und annahmen. Sie waren auch klar darüber,
daß sie damit nicht etwa die Religion der Väter verleugneten,
sondern sich im Gegenteil auf dem Weg befanden, den Gott
schon dem Abraham und anderen Gottesmännern gewiesen hatte.
Wenn man sie etwa von ungläubiger Seite aus der Sektiererei
beschuldigte, so wußten sie: Nicht wir sind eine Sekte,
vielmehr trennen diejenigen sich von der großen
Gottesgemeinde auf Erden, welche diesen Weg des Glaubens an
Jesus ablehnen, obwohl er klar und deutlich in der Schrift
bezeugt ist.
Auch für uns besteht die Segenswirkung eines rechten
Bibelgebrauches darin, daß wir zum Glauben geführt und immer
tiefer in demselben gegründet werden. Jeder Lichtstrahl, der
durch den Geist Gottes aus der Bibel in unser Herz dringt,
bringt uns Glaubenslicht und führt uns auf den Glaubensweg.
Wohl uns, wenn wir zu der Zeit, auf die Art und mit dem
Erfolg jener Leute unser Bibelbuch brauchen.
A.Christlieb
Eine wichtige Voraussetzung zu gesegnetem Schriftgebrauch.
(Psalm 19, 8 - 12; 119, 96 - 105).
Wenn wir jene Zuhörer des Paulus in Beröa in ihrem
Schriftgebrauch beobachten und damit vergleichen, wie heute
viele Christen ihre Bibel zur Hand nehmen, so fällt uns ein
Unterschied auf, der uns mit tiefer Wehmut erfüllt. Wir
meinen diesen: Den Zuhörern des Paulus in Beröa war es eine
selbstverständliche Sache, daß die Schrift ausschlaggebend
sei, weil Gott in ihr seinen heiligen Willen kundgetan und
sich darin geoffenbart hatte. Leider können wir diesen
richtigen Standpunkt jener Leute heutigen Tages nicht bei
jedem Christen voraussetzen. Das Schlangengift einer
hochmütigen Kritik hat viele verdorben. Statt diesem Wort
Gottes untertan zu sein, stellen viele ihre eigene Vernunft
und Meinung über dasselbe.
Über diesen Hochmut und Mangel an Gottesfurcht gilt es
Buße zu tun, wenn das Wort Gottes seine ganze Segenskraft
bei uns entfalten soll. Die Leute zu Beröa kamen mit ihrer
kindlichen und demütigen Stellung zur Bibel unendlich weiter
in göttlicher Erkenntnis als viele Weise nach dem Fleisch (1.
Korinther 1, 26), denen dies fehlt. Es ist besser, mit dem
Psalmisten nach Luthers Übersetzung zu flehen: ,,Laß deinen
Knecht dein Gebot fest für dein Wort halten, daß ich dich
fürchte" (Psalm 119, 38), statt dem Versucher unser Ohr zu
leihen, wenn er seine Zweifelsfrage ,,Sollte Gott gesagt
haben?" in unser Herz werfen will.
Wollen wir die Gotteskraft, die im Wort liegt, am eigenen
Herzen erfahren, so müssen wir auch um die Stellung zur
Bibel beten, die nach Gottes Willen die richtige ist.
C.Eichhorn
Das unablässige Forschen in der Schrift
Die Beröenser nahmen das Wort auf ganz willig und
forschten täglich in der Schrift, ob sich's also
verhielte. Apg. 17, 11
Bibelchristen sind leider dünn gesät. Man wird ein solcher
nicht über Nacht. Es gilt im Wort lesen, forschen, sinnen.
Dazu müssen wir uns Zeit nehmen. Die Entschuldigung "Ich
habe keine Zeit" ist eine faule Ausrede. Wir müssen die Zeit
auskaufen. Wer seine Taschenbibel bei sich trägt, findet
stets Augenblicke, hineinzuschauen. Ein Weltmensch hängt
seinen weltlichen Gedanken nach. Gotteskinder sollten sich
mit den Angelegenheiten und mit den Gedanken ihres Vaters im
Himmel beschäftigen. So war Jesus schon mit zwölf Jahren in
"die Sachen seines Vaters" vertieft. In unserer Zeit des
Autos und der Flugzeuge muß alles schnell gehen. Für stilles
Ausreifen, Werden und Wachsen ist wenig Verständnis. Kaum
bekehrt, fangen viele eine Arbeit für den Herrn an. Sie
maßen sich an, über Gottes Wort zu reden, ehe sie in Gottes
Wort eingedrungen sind. Der Herr Jesus hat bis zu seinem
dreißigsten Jahre in der Stille geforscht und das Bibelwort
in sich aufgenommen. Er war in das Alte Testament
eingedrungen. Wer ein Geschäft ausübt, ohne es gründlich
gelernt zu haben, ist ein Pfuscher. Und wer über Gottes
Wort redet, ohne in die Bibel eingedrungen zu sein, ist
ein Schwätzer. "Ein jeder Mensch sei schnell, zu hören,
langsam aber, zu reden!" Zum Hören gehört auch das Lesen.
Bibelforscher bekommen mit der Zeit einen Blick für
die Gedanken und Wege Gottes und geraten nicht in
Einseitigkeiten. Bibelchristen bleiben auch vor einem
oberflächlichen und schnell verrauschenden Gefühlswesen
bewahrt. Gefühle sind wie Funken. Die Erkenntnis aber, die
der Heilige Geist aus dem Wort schenkt, ist wie ein stetig
scheinendes Licht. Gründliche Bibelchristen können dann aus
dem Schatz ihrer Erkenntnis und Weisheit auch andern etwas
bieten. Weil sie einnehmen, können sie ausgeben. Wie nötig
sind in unseren Tagen gediegene, in der biblischen Wahrheit
fest gegründete Christen, die nicht von jeder neu
auftauchenden Erscheinung sich blenden und hinreißen lassen,
die imstande sind, zu prüfen, und nur das behalten, was in
den Linien der ganzen Bibelwahrheit liegt! Wir haben viele
schnell fertige Leute, die viel scheinen und wenig sind.
Sie treten schnell heraus, verschwinden aber oft auch bald
wieder. - Ein Schustergeselle bat im Anfang seiner Erweckung
um eine nachdenkende Seele. Gott erhörte dieses Gebet. Er
faßte das Wort tief in sich. So konnte er auch anderen etwas
geben. Wenn er in einer Erbauungsstunde sprach, blieben
gewöhnlich etliche zurück, die noch unter vier Augen mit ihm
sprechen wollten. Der Heiland liebt feine, gute Herzen, die
das Wort in sich bewegen und bewahren und dann auch Frucht
bringen in Geduld.
J.MacArthur
"Diese [die Beröer] aber waren edler als die in Thessalonich;
sie nahmen mit aller Bereitwilligkeit das Wort auf und
untersuchten täglich in der Schrift, ob dies sich so
verhielte" (Apg. 17,11).
Gott ehrt geistliche Einsicht.
Auf seiner zweiten Missionsreise predigte Paulus in
Begleitung des Silas den Thessalonichern das Evangelium von
Jesus Christus. Es dauerte nicht lange und das Evangelium
schlug Wurzeln und viele bekehrten sich von ihrem
Götzendienst, um "dem lebendigen und wahren Gott zu dienen"
(1.Thess. 1,9). In 1. Thessalonicher 2,13 sagt Paulus:
"Darum danken auch wir Gott unablässig, dass, als ihr von
uns das Wort der Kunde von Gott empfingt, ihr es nicht als
Menschenwort aufnahmt, sondern, wie es wahrhaftig ist, als
Gottes Wort." Ihre klare Antwort auf das Wort Gottes machte
sie zu einem Vorbild für alle Gläubigen in jener Gegend
(1. Thess. 1,7).
Aber so beispielhaft die Thessalonicher auch waren, ihre
Glaubensgenossen in Beröa waren es noch mehr. Gott nennt
sie "edel" (Apg. 17,11). Sie brannten darauf, zu hören, was
Paulus und Silas zu sagen hatten, doch prüften sie alles an
Gottes früherer Offenbarung im Alten Testament, bevor sie das
Neue als Gottes Wort annahmen. Sie hatten gelernt, alles zu
prüfen und das Gute festzuhalten (1. Thess. 5,21).
Die Kirche unserer Tage weist einen eklatanten Mangel an
dieser Art Einsicht auf. Viele Hörer lassen sich durch
neuartige Lehren oder gar regelrechte Ketzereien betrügen.
Sie werden "hin- und hergeworfen und umhergetrieben von jedem
Wind der Lehre" (Eph. 4,14). Wir brauchen höchst nötig ein
neues Geschlecht von Beröern, die das Banner gesunder Lehre
hochhalten und keine Kompromisse eingehen.
Mit diesem Ziel vor Augen werden wir diesen Monat das Wesen
und den Segen des göttlichen Wortes betrachten. Da wirst du
sehen, dass es die Quelle geistlichen Wachstums und Dienstes
ist und dass es Segen, Sieg, Wahrheit und Erkenntnis bringt.
Auch wirst du erkennen, wie unfehlbar, irrtumslos,
autoritativ, inspiriert und allgenugsam es ist.
Ich bete dafür, dass du am Ende dieses Monats mit mehr
Hingabe das Wort untersuchst, dass biblische Grundsätze dir
mehr denn je bedeuten und dass du so ein edler Beröer von
heute wirst.