Apg 16,30
A.Christlieb
2. Wie kam der Kerkermeister zu seiner Frage?
Apostelgeschichte 16, 26 - 30; 5. Mose 8, 2 - 5.
Was und wie Gott im Verborgenen am Herzen des Kerkermeisters
gearbeitet hat, weiß niemand. Zwei Dinge aber wissen wir:
1. In dem Erdbeben empfing er einen Eindruck von der
furchtbaren Macht Gottes, die in einem Augenblick alle
menschlichen Pläne vernichten kann.
2. In der Freundlichkeit Pauli leuchtete ihm ein Strahl der
göttlichen Liebe entgegen.
Beides zusammen ist wohl geeignet, ein hartes Herz zu
schmelzen. Ob er Paulus vorher predigen hörte, wissen wir
nicht, gewiß aber ist, daß er die Behandlung, welche die
Apostel erfuhren, und die Art, wie sie die Behandlung
ertrugen, mit seinen Augen geschaut hat. Diese Predigt des
Wandels hat er sicherlich beobachtet, selbst wenn er sich um
die bisherige Missionstätigkeit dieser Männer nie bekümmert
haben sollte. Als nun das Erdbeben die Bande löste und die
Türen öffnete, da wird er eine höhere Hand gemerkt haben, die
schützend für diese Männer eingriff. Dies alles wirkte nicht
vergeblich auf das Herz dieses Mannes ein. Ihn ergriff das
Verlangen, innerlich das zu besitzen, was er an den beiden
Gefangenen beobachtet hatte. So kam er dazu, daß er zitternd
vor Schrecken und innerer Bewegung ihnen zu Füßen fiel und
nach dem Weg zur Seligkeit fragte.
Gott hat gar verschiedene Weisen, um Menschen zum Fragen nach
der Seligkeit zu bringen. Doch pflegt er in seinem Wort und
in seiner Führung die beiden Mittel des Ernstes und der Liebe
zu gebrauchen, die er bei dem Kerkermeister anwandte (Römer
11, 22; 2. Mose 19, 4).