Apg 16,22
A.Christlieb
5. Die Wirkung der Anklage.
Apostelgeschichte 16, 22 - 24; (Matthäus 10, 17;
Apostelgeschichte 9, 16; Hebräer 11, 36; Psalm 34, 20).
Die Wirkung der gehässigen Anklage war die gewünschte.
Die öffentliche Meinung wandte sich gegen die Apostel (,,das
Volk wurde erregt"). Die Behörde ließ sie auspeitschen und
einkerkern. Im innersten Gefängnis werden ihre Füße zwischen
zwei Hölzer eingeschraubt, weil der Kerkermeister dem
erhaltenen Befehl gemäß sie ,,wohl verwahren", d. h. gegen
etwaige Fluchtversuche alle Sicherheitsmaßregeln treffen
wollte. In dreifachem Elend lagen nun die Apostel im
Gefängnis:
Zuerst waren sie gequält von den körperlichen Schmerzen,
indem zu den Folgen der furchtbaren Auspeitschung auf
entblößtem Rücken auch noch die Qualen der eingeschraubten
Füße hinzukamen. Sodann war ihre Ehre öffentlich mit Füßen
getreten worden, denn diese Auspeitschung war eine entehrende
Strafe, so daß Schmach und Schande jetzt auf ihnen lasteten.
Endlich war ihre Missionsarbeit, für die sie mit heiligem
Eifer lebten, völlig verhindert. Keine Möglichkeit zur
Fortsetzung derselben schien vorhanden zu sein.
So etwas mußte Paulus erleben, nachdem er im Gehorsam gegen
die göttliche Weisung den Weg nach Mazedonien gegangen war
und die Arbeit daselbst begonnen hatte! Wundern wir uns
nicht, wenn Gott seine Kinder bisweilen in Lagen hineinkommen
läßt, die für den Augenblick völlig unbegreiflich erscheinen.
Wenn alles um uns her dunkel und jeder Weg verschlossen ist,
so bleibt der Weg zum Gnadenthron offen. Diesen kann man
auch mit eingeschraubten Füßen betreten.