Apg 16,9
A.Christlieb
2. Paulus hatte Klarheit über den inneren Zustand seines
neuen Arbeitsfeldes.
Apostelgeschichte 16, 9; (Psalm 12, 6).
In Troas bekam Saulus nicht nur Klarheit über den Weg, den er
zu gehen hatte, sondern auch Licht über den inneren Zustand
des Arbeitsfeldes, auf dem er wirken sollte. Der Mazedonier,
der ihm im Gesicht erschienen war, hatte ihn gebeten: ,,Komm
herüber und hilf uns!"
In dieser Bitte lag ein Bekenntnis. Der Vertreter des
mazedonischen Volkes bekannte, daß er sich allein nicht
helfen könne und sich nach Hilfe von außen sehne. Paulus
konnte aus dieser Erscheinung den Schluß ziehen, daß in dem
mazedonischen Volk ein besonderes Sehnen nach innerer Hilfe
vorhanden war.
Das mußte ihn stark anziehen. Wie ein Weltmensch gern an
Orte geht, wo Vorteil, Ehre oder Annehmlichkeit zu finden
sind, so sucht ein rechter Prediger am liebsten die Plätze
auf, wo verlangende Seelen ihn erwarten.
Nicht immer hat Gott seinen Knechten solch günstiges Licht
über ihren Wirkungskreis gegeben. Einem Jesaja zeigte er,
daß er zu einem Volk komme, dessen Herzen verstockt und
dessen Augen geblendet sein würden (Jesaja 6, 8). Ein
Jeremias muß hören, daß sein Volk ihm mit Feindseligkeit
gegenüberstehen werde (Jeremia 1, 18) Ein Hesekiel erfährt
vom Herrn, daß seine Zuhörer zwar äußerlich sehr begierig
nach Gottes Wort zu sein schienen, aber im Herzen gar nicht
daran dächten, ihr Leben nach diesem Wort einzurichten
(Hesekiel 33, 30 - 33)
Wie schön wäre es, wenn unser Herzensacker niemals dem jener
Prophetenzuhörer gliche, sondern etwas von der Sehnsucht des
Mazedoniers zeigte, die Gott durch sein Wort stillen will.