Apg 16,1
A.Christlieb
Zwei neue Mitarbeiter des Paulus.
II. Timotheus.
1. Wo Paulus den Timotheus fand.
Apostelgeschichte 16, 1; 14, 19 - 22.
Neben Silas gewann Paulus einen ganz besonders tüchtigen
Mitarbeiter in der Person des Timotheus.
Laßt uns zuerst darauf achten, an welchem Ort er ihn fand.
Er fand ihn an dem Platz, wo er früher besonders schmerzliche
Erfahrungen gemacht hatte, nämlich in Lystra. Dort hatten
die Bewohner den Paulus auf seiner ersten Missionsreise
gesteinigt. Mancher hätte durch eine solche Behandlung
eine Abneigung gegen diesen Platz bekommen und wäre nicht
mehr gern dorthin gegangen. Bei Paulus war von solcher
Empfindlichkeit und von irgendwelchem Nachtragen keine Rede.
Er war nicht nur am Schluß seiner Missionsreise aufs neue
nach Lystra gegangen (Kap. 14, 21), sondern ging auch am
Anfang der zweiten Reise wieder dahin.
Wie gut war es, daß er sich nicht durch jene Steinigung in
irgendwelchen Zorn und in Bitterkeit gegen diesen Ort und
seine Bewohner hineinbringen ließ und ihm gekränkt fern
blieb. Denn hier gerade fand er den Timotheus, der ihm
zeitlebens eine so kräftige Hilfe wurde.
Laßt auch uns nie durch böse Erfahrungen an irgendwelchen
Plätzen gegen dieselben entfremdet oder verbittert werden,
sondern in der Liebe bleiben und nicht vor ihnen
zurückscheuen. Gott kann uns gerade an den Orten, wo wir
die schwersten Leiden zu erdulden hatten, die lieblichsten
Erfahrungen und die köstlichsten Erquickungen schenken.
A.Christlieb
2. Die Familie des Timotheus.
Apostelgeschichte 16, 1; 2. Timotheus 1, 5; 3, 15.
Nicht nur der Ort, sondern auch die Familie, in der Paulus
den Timotheus fand, ist beachtenswert. Es war eine
,,Mischehe", der er entstammte. Die Mutter, Eunike, war eine
Israelitin, der Vater ein Grieche. Zu dem Unterschied der
Nationalität kam ein innerer Unterschied hinzu. Nur der
Mutter gibt die Schrift das schöne Zeugnis, daß sie gläubig
war. Der Vater scheint innerlich eine andere, nicht näher
bekannte Stellung eingenommen zu haben.
Die Mutter ließ sich durch die Stellung des Vaters nicht vom
Glauben abbringen. Sie erzog ihren Sohn für den Herrn. Es
war für sie keine leere Form, wenn sie ihrem Sohn den Namen
Timotheus, d. h. ,,einer, der Gott fürchtet", gab. Ihr
wichtigster Wunsch war in Wahrheit der, daß ihr Sohn ein
gottesfürchtiger Mensch werde. Mit diesem Wunsch hat sie
den Knaben von Kind auf im teuren Wort Gottes unterwiesen
(2. Timotheus 3, 15).
Vor allen Dingen fehlte in ihrer Erziehung das Wichtigste
nicht, nämlich das persönliche Beispiel. Sie führte selbst
ein Leben des ungefärbten, d. h. durch und durch wahren,
echten, lauteren Glaubens (2. Timotheus 1, 5). In diesem
ihrem Wandel und in der Erziehung des Sohnes für den Herrn
wurde sie von ihrer Mutter Lois unterstützt, die voll und
ganz ihre innere Stellung teilte. Der Segen dieses Vorbildes
und dieser Erziehung blieb nicht aus. Ihr Sohn wurde ein
gesegneter Mithelfer im Reich Gottes.
Dieses Beispiel kann alle ermuntern, ihre Kinder mit
eigenem Vorbild und mit Unterweisung im Wort Gottes für
das Himmelreich zu erziehen. Selbst wenn es der Fall sein
sollte, daß ihre Ehemänner eine andere innere Stellung
einnähmen, so dürften sie dennoch suchen, ihre Kinder dem
Heiland zuzuführen. Welch ein unberechenbarer Segen kann
doch von dem Vorbild und den Worten einer gläubigen Mutter
auf ihr Kind ausgehen Wie ganz anders wird eine Eunikemutter
in der Ewigkeit dastehen, als viele Eltern, die nur irdische
Vorteile für ihre Kinder suchten, oder gar als eine
Athaljamutter, die ihren Sohn dazu anhielt, daß er gottlos
war (2. Chronika 22, 2. 3).