Apg 15,39
A.Christlieb
Der weitere Verlauf des Zwiespalts.
Apostelgeschichte 15, 39 - 41. (Lies Kolosser 4, 10. 11; 2.
Timotheus 4, 11; Philemon 24).
Da eine Einigung zwischen Paulus und Barnabas nicht zu
erzielen war, so blieb nichts anderes übrig, als daß beide
sich trennten. Trotz aller menschlichen Schwachheit
und Irrung mag doch in dieser Trennung eine göttliche
Absicht gewaltet haben, weil jetzt Paulus in der zweiten
Missionsreise die führende Stelle einnahm, zu der Gott ihn
bestimmt und ausgerüstet hatte. Die an den Trennungsbericht
sich anschließenden Schlußverse enthalten eine dreifache
Bestätigung des Paulus.
1. Zuerst ist der bei den Aposteln zu Jerusalem in hohem
Ansehen stehende Silas (V. 27) bereit, Paulus zu begleiten.
Hätte derselbe Barnabas zugestimmt, so würde er wohl kaum zu
diesem Weg Freudigkeit gehabt haben.
2. Sodann reist Paulus ab unter den Segenswünschen der
übrigen Brüder, was bei Barnabas nicht erwähnt wird. So
deutet der Text wohl an, daß die Brüder in der vorliegenden
Frage mehr auf der Seite des Paulus als auf der des Barnabas
standen.
3. Endlich geht eine gesegnete Wirkung von der Arbeit des
Paulus aus. ,,Er stärkte die Gemeinden". Sehen wir zu, daß
wir in allen Schwierigkeiten solche Stellung einnehmen, daß
bewährte Jünger Jesu gern auf unsere Seite treten, daß die
Segenswünsche des Volkes Gottes unsere Arbeit begleiten, und
daß Ewigkeitssegen unsere Arbeit begleiten kann.
Mit diesen Versen ist aber die Geschichte des Zwiespaltes von
Barnabas und Paulus noch nicht beendigt. Vielmehr erfahren
wir aus anderen Stellen, daß Paulus in späterer Zeit doch
wieder den Johannes Markus als Mithelfer bei sich hatte, so
daß die Meinungsverschiedenheit über die Hinzuziehung dieses
Bruders im Laufe der Zeit völlig verschwunden ist. Sobald
Markus sich wirklich bewährte, trug Paulus keine Bedenken
mehr, ihn als Mithelfer zu gebrauchen. Gebe Gott, daß alle
Differenzen zwischen Gotteskindern unter der Zucht der Gnade
auch also beseitigt werden mögen wie diese, und nicht durch
Satans List in Haß und Feindschaft ausarten.
S.Keller
Apostelgesch. 15, 39: «Und sie kamen scharf aneinander, also
daß sie voneinander zogen ...»
Warum stehen solche "Ärgernisse", fragt mancher, der am
liebsten alles nach seiner Meinung eingerichtet sähe - in
der Natur, in der Bibel und am Leben. Um der Wahrheit willen!
Weil die Großen am Reich Gottes auch schwache fehlende
Menschen geblieben sind. Du brauchst ja daran kein Ärgernis
zu nehmen. Ärgernis nehmen kann ebenso oft Sünde sein
wie welches geben. - Mir sind solche Stellen nicht ein
behagliches Polster für das Sichgehenlassen, sondern ein
Trost. Der Herr warf beide darum nicht fort. Der Herr hat
Geduld und möchte auch aus den Fehlern seiner Knechte noch
etwas Gutes schaffen. Wenn ich also manchesmal ähnlich
gesündigt habe wie jene, dann beuge ich mich, wie sie es
später auch getan haben (denn Markus ist einige Jahre später
mit Paulus zusammen), und suche Vergebung und finde sie.
Lieber wäre es mir, es käme dergleichen nie mehr bei mir vor.
Denn des Menschen Zorn richtet keine Gerechtigkeit vor Gott
an. - Ob aber in der Sache nicht doch Paulus recht hatte,
wie die Zukunft lehrte! Aber das Rechthaben in der Sache
entschuldigt das Unrecht in der Form nicht! Rechthaberei
bleibt für uns eine böse Klippe, an der schon mancher Segen
gescheitert ist.
Und du, Herr Jesus, hattest gewiß recht und hast doch das
Widersprechen der Sünder erduldet. Sie sprachen dich sogar
in den Tod hinan, und du betetest für sie und starbst für
sie! Ach, Herr, gib uns nur etwas von deiner Art. Erbarme
dich unser, o Jesu. Amen.