Apg 14,22
C.H.Spurgeon
,,Er ermahnte die Jünger, daß sie im Glauben blieben."
Apg. 14, 22.
Beständigkeit ist das Kennzeichen der wahren Christen. Das
Christenleben besteht nicht nur in einem Anlauf auf den Wegen
Gottes, sondern im Ausharren, so lange unser Leben währt. Dem
Christen geht es wie einem Eroberer, der spricht: ,,Siege haben
mich zu dem gemacht, was ich bin, und durch Siege muß ich es
bleiben." So hat dich, lieber Bruder im Herrn, nächst Gott das
Überwinden zu dem gemacht, was du bist, und durch Überwinden
allein kannst du es bleiben. Dein Wahlspruch muß heißen: ,,Immer
besser." Nur der ist ein rechter Überwinder und wird am Ende
die Krone empfangen, der so lange ausharrt, bis die
Kriegsposaune nicht mehr erschallt. Ausdauer ist aber auch der
Schild und das Panier aller unsrer geistlichen Feinde. Die Welt
macht dir keinen Vorwurf deshalb, daß du seit einiger Zeit ein
Christ bist, aber sie hört nicht auf, mit allen Mitteln dich von
deiner Pilgrimschaft abwendig zu machen, und dich zu verleiten,
dich mit ihr in der Stadt Eitelkeit niederzulassen und zu kaufen
und zu verkaufen. Das Fleisch sucht dich zu berauschen und dich
an deinem Vorwärtsdringen zur Herrlichkeit zu hindern: ,,Das
Pilgerleben ist gar mühselig; komm, gib es auf. Soll ich immer
ertötet werden? Soll ich nie zur Ruhe kommen? Gib mir wenigstens
einen Urlaub von diesem fortwährenden Streit und Kampf." Satan
macht wütende Angriffe auf euer Beharren im Glauben; es ist die
Zielscheibe aller seiner Pfeile. Er sucht euch in eurem
Gottesdienst zu verhindern; er gibt euch ein, es könnte euch
schaden und ihr bedürftet der Ruhe. Es ist sein Bestreben, euch
das Leiden zu verleiden, er flüstert euch ein: ,,Ja, segne Gott
und stirb." Oder er stürmt auf euren Eifer ein: ,,Was nützt es,
so geschäftig zu sein? Gönne dir Ruhe, halt' ein wenig ein;
schlafe ein wenig wie andere, laß dein Lämpchen verlöschen wie
die Jungfrauen." Oder er greift eure Überzeugungen und
Empfindungen an: ,,Warum schließest du dich so streng von der
Welt ab, vernünftige Menschen sind weitherziger; sie rücken die
Grenzen ihres Gesichtskreises weiter hinaus; du mußt mit der
Zeit voranschreiten." Halte deinen Schild fest, lieber Christ,
fasse deine Waffen fest in die Hand, und rufe heftig zu Gott,
daß du beharren mögest bis ans Ende.
C.H.Spurgeon
,,Wir müssen durch viele Trübsal in das Reich Gottes gehen."
Apg. 14, 22.
Gottes Kinder haben viel Schweres. Als Gott die Seinen
auserwählte, war seine Absicht nicht, daß sie nie sollten
heimgesucht werden mit allerlei Trübsal. Sie wurden erwählt in
dem Ofen des Elends; sie wurden nicht erwählt zu irdischer
Freude und zum Frieden, den die Welt gibt. Freiheit vom
Siechbette und von den Leiden des sterblichen Leibes war ihnen
nie verheißen; als aber der Herr den Gnadenbrief ihrer Vorrechte
niederschrieb, verordnete Er, daß unter den Gütern, die sie
unfehlbar ererben sollten, auch die Züchtigungen nicht fehlen
dürften. Prüfungen sind ein Teil unsers Erbes; sie waren in
Gottes heiligem Ratschluß uns zugedacht, und wurden in Christi
letztem Willen auf uns bestätigt. So gewiß als die Sterne von
seiner Hand gebildet, und ihre Bahnen von Ihm vorgezeichnet
sind, so gewiß sind unsre Prüfungen uns zugeteilt; Er hat ihre
Zeit und ihren Ort bestimmt, ihre Größe und die Wirkung, die sie
auf uns ausüben sollen. Brave Menschen sollen nie erwarten, daß
sie der Trübsal werden überhoben sein; täten sie es, so würden
sie sich getäuscht finden, denn keiner ihrer Vorläufer ist
hierin verschont geblieben. Merket auf die Geduld Hiobs; denket
an Abraham, denn er ward versucht, und ist durch seinen Glauben
unter viel Trübsal ,,ein Vater der Gläubigen" geworden. Achtet
wohl auf das Leben aller Erzväter, Propheten, Apostel und
Blutzeugen: so werdet ihr finden, daß keiner von allen, die Gott
zu Gefäßen seiner Gnade erwählt hat, verschont blieb von der
Läuterung im Ofen des Elends. Es ist von alters her so
verordnet, daß das Kreuz der Trübsal muß eingegraben werden auf
jedes Gefäß der Gnade, als das königliche Wappen, womit des
Königreichs Gefäße der Herrlichkeit geschmückt werden. Aber
wenngleich Trübsal der Pfad der Kinder Gottes ist, so bleibt
ihnen dennoch der Trost der Erkenntnis, daß ihr Meister ihnen
vorangegangen ist auf diesem Pfade; seine Gegenwart und seine
Barmherzigkeit erquickt sie, seine Gnade trägt sie, und sein
Beispiel lehrt sie dulden und tragen; und wenn sie ,,das Reich"
ererben, so werden sie mehr als bloß entschädigt werden für so
,,viele Trübsal", durch welche sie hindurchgehen mußten, um
einzukommen zur Herrlichkeit.
,,Zu des Himmels höchsten Freuden
Geh'n wir ein durch Schmerz und Leiden."
C.H. Spurgeon
Und sie sagten, daß wir durch viele Trübsale in das Reich
Gottes eingehen müssen. Apostelg. 14, 22.
Der gesprungene Topf.
"Die Schadhaftigkeit eines Gefäßes sieht man nicht, wenn es
leer ist; aber wenn es mit Wasser gefüllt wird, so werden wir
sehen, ob es leck ist oder nicht."
Unser Wohlergehen ist die Zeit, in der wir geprüft werden. Den
Menschen wird ihr Inneres nicht völlig aufgedeckt, bis sie
durch die Fülle des Erfolgs versucht werden. Das Lob findet
den Spalt des Stolzes heraus, Reichtum offenbart den Riß der
Selbstsucht, und Gelehrsamkeit deckt den Leck des Unglaubens
auf. Die Sünde, die David anklebte, wurde wenig ersichtlich
auf den Pfaden der wilden Ziegen, aber sie wurde sichtbar auf
den Terrassen seines Palastes. Erfolg ist der Schmelztiegel
des Charakters. Deshalb mag das Wohlergehen, was einige als
unvermischte Gunst willkommen heißen, mit weit mehr Recht als
eine Art starker Prüfung betrachtet werden.
O Herr, behüte uns, wenn wir voll sind ebensosehr, als wenn wir
leer sind.
(Th.Manton)
C.O.Rosenius
Wir müssen durch viel Trübsal in das Reich Gottes gehen.
Apg. 14, 22.
Das ist der Weg, den alle Kinder Gottes durch dieses Leben
haben gehen müssen. Mit mehr Alter und Gnade, mehr Glauben
und Gaben sind stets auch schwerere Versuchungen verbunden
gewesen. Hier gestattet der Herr, daß der Satan Seine
Gläubigen sichten darf wie den Weizen, so daß ein David oder
ein Petrus in die gröbsten Sünden fällt; dort gestattet Er
bösen Menschen, Unglücksfällen und langwierigen Anfechtungen,
das ganze irdische Wohlergehen eines Christen zu zerstören,
wie es dem Hiob geschah. Hier gibt Er Seinem Freunde Abraham
den Befehl, Isaak, den Sohn der Verheißung, der dem
Vaterherzen die größte Freude und Verwunderung war, zu
opfern; dort muß der Lieblingssohn Israels, Joseph, mit all
seinen Hoffnungen und Offenbarungen als ein Sklave in ein
fremdes Land verkauft und entführt werden. Hier läßt der
Herr einen Paulus zu mehreren Malen um Erlösung vom Teufel
bitten und gibt ihm eine abschlägige Antwort. Dort läßt Er
einen Johannes, ,,den Freund des Bräutigams", ,,den Größten,
der (nächst dem Sohn Gottes) von einem Weibe geboren ist",
gleichsam gänzlich verlassen im Gefängnis des Herodes sitzen
und zuletzt, wie zum Scherz, verächtlich getötet werden, ohne
daß er wie andere Märtyrer vor einer Schar Zuschauer mit
seinem Glauben und seiner Freimütigkeit Gottes Kraft preisen
könnte. Es heißt nur: ,,Gib mir her auf einer Schüssel das
Haupt des Johannes."
Wie deutlich wird hier doch, daß Glauben ohne Sehen
erforderlich war. Daß Johannes ein Augapfel Gottes, ein
Liebling Seines Herzens und der nächste Freund Seines Sohnes
auf Erden war und darum mit einer besonderen Liebe von Gott
umfaßt wurde, konnte man nicht sehen; jetzt war die Liebe
Gottes wahrlich tief verborgen. So aber pflegt Gott mit
denen zu handeln, die Er am meisten liebt, die Er am meisten
begabt hat und am meisten verherrlichen will. Gegen sie
stellt Er sich so, als wollte Er gar nichts von ihnen wissen,
läßt allerlei Not und Sorge über sie ergehen, läßt ihre
eigenen Sünden und Gebrechen sie erschrecken, die Welt und
den Teufel sie anfechten, und wenn sie zu Gott, ihrem
alleinigen Trost und Helfer, fliehen, dann stellt Er sich
lange Zeit, als hörte Er sie nicht. Da jammern dann die
lieben Kinder Gottes ängstlich und wähnen, von Gott um ihrer
Sünden willen mit Recht und auf immer verlassen zu sein.
Dann hört man den Mann nach dem Herzen Gottes bitter klagen:
,,Ich bin von Deinen Augen verstoßen!" Dann jammert Jeremias:
,,Der Herr hat Seine Hand gewendet wider mich und mich mit
Galle und Mühe umgeben. Er hat mich vermauert, daß ich nicht
heraus kann. Er hat meinen Weg vermauert mit Werkstücken und
meinen Steig umgekehrt. Und wenn ich gleich schreie und
rufe, so stopft Er die Ohren zu vor meinem Gebet." - Und
Daniel, der durch einen Engel das Zeugnis von Gott erhalten
hatte: ,,Du bist lieb und wert", bricht, als er sechs Tage
und sechs Nächte hindurch in der Löwengrube gewesen war und
der Herr ihm endlich Essen zusendet, in Verwunderung darüber
aus, daß Er ihn nicht vergessen habe, denn er ruft aus:
,,Herr Gott, Du gedenkst ja noch an mich!"
Welcher Beispiele bedürfen wir weiter! Der Vorgänger in
allem, der eingeborene, geliebte Sohn Gottes, ruft in Seiner
tiefsten Not: ,,Mein Gott, Mein Gott, warum hast Du Mich
verlassen? Ich heule, aber Meine Hilfe ist ferne." Wenn alle
Heiligen Gottes so geklagt haben und dabei doch in der
größten Gnade bei Ihm gewesen sind, sollten dann nicht auch
wir uns auf denselben Weg bereiten? Derjenige, dessen Glaube
nicht geprüft und nicht angefochten wird, hat wahrlich keinen
lebendigen Glauben. ,,Seid ihr ohne Züchtigung, so seid ihr
Bastarde und nicht Kinder." Zum mindesten wird jeder wahre
Christ von seinen eigenen Sünden so angefochten werden, daß
es ihm schwerfallen wird, Gottes Gnade zu glauben. Danach
werden auch der Teufel und die Welt auf allen Seiten ihn
anfechten, so daß er auf Erden nicht viel Ruhe haben wird,
wie Prätorius so deutlich sagt: ,,Jeder Christ muß zuerst
einen Teufel, danach einen Judas, danach einen Kaiphas und
Pilatus haben und sich bis aufs Blut wohl geißeln lassen.
Wenn der eine aufhört, müssen zwei andere angreifen, und wenn
diese aufhören, müssen sich vier einfinden, der eine ärger
als der andere, und so fort, bis das Leiden vollendet ist.
Je heiliger Christ, desto größerer Märtyrer. Ein frommer
Christ muß alles Bittere schmecken und oft keinen einzigen
Tröster haben."
Und die Ursache dieser verwunderlichen Regierung ist diese,
daß Gott, der Herr, kein besseres Mittel gefunden hat, um
unseren alten Adam zu töten. So will Er den adamitischen
Sinn bei uns ersticken, der immer sehen, begreifen, mit dem
Herrn Rechnung halten und über Seine Wege und Absichten
urteilen will. So will Er das in uns wirken und üben, was
eigentlich Glaube heißt. Darum hat Er all das Böse, das aus
dem Fall Adams geflossen ist, bei uns gelassen: Die ganze
Sündenflut, das ganze innere Verderben, sowie die Schar von
bösen Geistern und ihre Einwirkung auf unsere Sinne nebst der
Finsternis und Qual, die sich davon herleiten und ein Herz
plagen, das heilig und rein, geistlich und himmlisch sein
wollte. Da nun das Herz eines Erweckten das zarteste und
kleinmütigste Ding auf Erden ist, so empfindlich wie eine
offene Wunde, in der ein Sandkorn und ein Windhauch Schmerzen
verursachen, so kann man sich leicht vorstellen, wie das
Leben eines Christen von bitteren Gefühlen, Besorgnissen
und Anfechtungen erfüllt sein muß, welche die Seelen der
Gläubigen wie dicke und schwarze Wolken umgeben.
Züchtigung wir nötig haben,
Nötig haben wir sie sehr;
Sie gehört zu Gottes Gaben,
Ist sie manchmal noch so schwer.
Leicht erstickt das Gnadenleben,
Hätten Frieden wir allzeit;
Eitel wäre alles Streben,
hielt uns Gott nicht stets im Streit.