Apg 14,5
A.Christlieb
Die Verfolgung in Ikonien.
Apostelgeschichte 14, 5 - 7.
Je mehr wir der Zeit der letzten antichristlichen
Christenverfolgung entgegengehen, um so mehr interessieren
uns die einzelnen kleinen Vorspiele, die in der Geschichte
des Reiches Gottes vorkamen. Auch hier in Ikonien sehen wir
ein solches. Laßt uns den Ansturm der Feinde, das weise
Verhalten der Apostel ansehen und den Segen, der aus dieser
Verfolgung erwuchs.
1. Der Ansturm der Feinde.
Wie eine große, schwere Wetterwolke zog sich die Macht der
Evangeliumsfeinde in dieser Stadt zusammen. So verschieden
sonst die Anschauungsweise der Juden und Heiden auch war, so
mißhellig beide manchmal untereinander sein mochten, hier, wo
es gegen die gläubigen Christen und Zeugen Jesu ging, waren
sie geschlossen einig. Mit ihren Führern an der Spitze
verbündeten sie sich, der Tätigkeit des Paulus und Barnabas
ein Ende zu machen. Auch vor Mord und Totschlag schreckten
sie nicht zurück, um ihr Ziel zu erreichen.
Welch eine unheimliche Höllenmacht tritt uns hier entgegen!
Wie könnte man bei ihrem Anblick erzittern und erbeben und
für die Sache des Evangeliums das Schlimmste befürchten!
So hat es oft ausgesehen, und so wird es einst aussehen,
wenn der letzte Ansturm gegen das Christentum hereinbricht
(Offenbarung Johannes 19, 19). Wenn einst der große
Zusammenschluß aller christusfeindlichen Mächte erfolgen
wird, und unser Herz vor ihm erbeben will, dann laßt uns
daran gedenken, daß frühere ähnliche Gewitterstürme der
Gemeinde Jesu nicht haben schaden und sie nicht haben
vernichten können. Der Herr, der damals sein Volk
hindurchtrug, wird es auch dann tun. Wir brauchen also nicht
zu erschrecken und zu verzagen. (Psalm 76, 11; 1. Petrus 3,
14).
2. Das weise Verhalten der Apostel bei dem feindlichen Ansturm.
Das Verhalten der Apostel in dem gegen sie hereinbrechenden
Ansturm zeigt uns eine große Weisheit. Drei Abwege vermieden
sie, die in solchen Stunden naheliegen können:
1. Sie mieden den Abweg irgendwelcher fleischlichen
Gegenwehr. Sie sammelten nicht etwa die zu ihnen haltenden
Einwohner der Stadt, die ja auch ,,eine große Menge" bildeten
(V. 1), um Macht gegen Macht zu entfalten. Das lag ihnen
völlig fern. Sie kannten ihres Meisters Wort: ,,Wer das
Schwert nimmt, soll durchs Schwert umkommen" (Matthäus 26,
52).
2. Sie mieden aber auch den Abweg der völligen Untätigkeit.
Es wäre Gottversuchen gewesen, wenn sie auf wunderbare
Bewahrung und Schutz von oben gehofft hätten, wo es in ihrer
Macht lag, für die eigene Sicherheit zu sorgen. Sie kannten
auch das andere Wort Jesu: ,,Wenn sie euch aber in einer
Stadt verfolgen, so flieht in eine andere" (Matthäus 10, 23).
Dieser Weisung folgend, entzogen sie sich der Gefahr durch
die Flucht.
3. Endlich mieden sie auch den Abweg der Furcht und
Verzagtheit. Sie hätten durch die Macht und den Haß der
Feinde Mut und Freudigkeit zu weiterer Missionstätigkeit
verlieren können. Daß dies nicht der Fall war, beweist die
Tatsache, daß sie sofort in der benachbarten Gegend, in
Lykaonien, fortfuhren, das Evangelium zu verkündigen (V. 7).
Von dem falschen Mut, der sich in fleischlicher Gegenwehr
gezeigt hätte, und von dem falschen Vertrauen, das sich in
untätigem Abwarten offenbart hätte, wollten die Apostel
nichts wissen. Aber den richtigen Mut und das wahre
Gottvertrauen bewiesen sie, indem sie fortfuhren, dem
Befehl ihres Meisters gemäß sein Wort zu verkündigen.
Dies ist die richtige, Gott wohlgefällige Stellung in Zeiten
hereinbrechender Verfolgung.
3. Der Segen der Christenverfolgung.
,,Ihr gedachtet es böse zu machen, aber Gott gedachte es gut
zu machen", sprach einst Joseph zu seinen Brüdern (1. Mose
50, 20). Dieses Wort dürfen wir auch auf die Feinde des
Evangeliums in Ikonien anwenden, welche die Verfolgung gegen
die Apostel herbeiführten. Ihr Treiben mußte gegen ihren
Willen sowohl den Aposteln, als auch der Christengemeinde zu
Ikonien und endlich der ganzen Reichssache Jesu Gewinn
bringen.
1. Für die Apostel bestand der Segen darin, daß sie nach
all ihren großen Erfolgen und den herrlichen Erweckungen vor
falschen Höhen bewahrt und in der Niedrigkeit und Demut
gehalten wurden. Die Feinde mußten dazu dienen, daß ihnen
das gefährliche Ausruhen auf Siegeslorbeeren unmöglich
gemacht wurde.
2. Die Christengemeinde zu Ikonien wurde durch die
Verfolgung wetterfest und selbständig gemacht. Die
jungen Christen wurden davor bewahrt, an den Werkzeugen
hängenzubleiben, durch die sie zum Glauben geführt worden
waren. Wie es für den Kämmerer aus dem Mohrenland heilsam
war, daß er von Philippus getrennt wurde, so hatte es für die
Christen von Ikonien sein Gutes, daß sie sich nicht mehr auf
menschliche Segensträger stützen konnten, sondern auf den
Herrn selbst angewiesen waren.
3. Vor allen Dingen - und darauf weist uns der Text hin -
mußte die Verfolgung dazu dienen, daß das Evangelium auch
an anderen Orten und in weiteren Gegenden noch schneller
verbreitet wurde. Die Gegner glaubten, dem Wort Gottes eine
große Niederlage bereitet zu haben; sie mußten aber gerade
seinen Siegeslauf fördern.
Welch ein großer und herrlicher Gott, der das Treiben seiner
Feinde seinen Knechten, seinem Volk und seiner ganzen
Reichssache dienstbar macht (Psalm 119, 91; Philipper 1, 12).