Apostelgeschichte

Apg 13,49 A.Christlieb Die Folgen des Irrweges. Apostelgeschichte 13, 44. 49; 15, 38 - 40.

Gottes Barmherzigkeit und Treue hat es so eingerichtet, daß jeder selbstgewählte Weg seine empfindlichen Folgen zu unserer inneren Heilung nach sich zieht. Das war auch bei Johannes Markus der Fall.

Sein Ausscheiden aus dem Missionsdienst der Apostel hat ihm viel Schaden zugefügt. Den bald nach seiner Umkehr geschenkten großen Missionserfolg, die herrliche Erweckung in Antiochien (Vers 44 ff.) hat er nicht miterlebt; er verlor das Vertrauen des Paulus für längere Zeit, was ihm nicht leicht gewesen sein kann (Apostelgeschichte 15, 38 - 40), und wurde von dessen zweiter Missionsreise ausgeschlossen, was eine nicht geringe Demütigung für ihn bedeutete. Wir schweigen von all den peinlichen Gefühlen, die sein Herz durchdringen mußten bei dem Gedanken, daß durch seine Heimreise in Perge jene Schwierigkeit zwischen Paulus und Barnabas entstanden war. Hätte man Markus nach einem längeren Zeitraum gefragt, ob er heute noch (wenn es in seiner Macht stände) wiederum in Perge umkehren würde, so wäre seine Entscheidung wohl anders ausgefallen. Seine Bereitwilligkeit, zur zweiten Missionsreise mitzugehen, beweist dies aufs deutlichste. Wieviel Schmerzen könnten wir uns doch ersparen, wenn wir sorgfältiger auf Gottes Willen achteten und eigene Wege mieden (Sprüche 15, 10 a; Jona 1, 15).

3. Die Umkehr vom Irrweg.

Die Heilige Schrift gibt uns an drei Stellen Auskunft über den weiteren Weg von Johannes Markus (Kolosser 4, 10. 11; 2. Timotheus 4, 11; Philemon 23. 24). Aus denselben sehen wir, daß Johannes Markus wieder völlig zurechtgekommen ist. Er hat sich wieder in den Dienst von Paulus gestellt, ist von diesem aufgenommen worden und bewährte sich bei ihm als brauchbar und ,,nützlich zum Dienst".

Diese Tatsache wirft sowohl auf Paulus wie auf Johannes Markus ein gutes Licht. Bei Paulus sehen wir einen neuen Beweis dafür, daß er nicht nachhielt und nachtrug (2. Korinther 2, 6 - 10). Wohl hatte ihn Johannes Markus mit seiner Fahnenflucht in Perge tief betrübt. Aber deshalb lehnt er nicht etwa für immer jede Verbindung mit ihm ab. Er verzieh ihm und war bereit, sein Urteil über ihn zu ändern, sobald sich dies mit dem göttlichen Willen vereinigen ließ.

Wie falsch ist es doch, über fallende Menschen für immer den Stab zu brechen und ihnen frühere Fehltritte immer noch vorzuhalten, auch wenn sie sich in Wahrheit beugten und umkehrten. (Epheser 4, 32; Kolosser 3, 13; Lukas 17, 3 b). Aber auch Johannes Markus lernen wir hier schätzen. Wir erkennen die Echtheit seines inneren Zurechtkommens. Es gehört Demut dazu, sich in den Dienst des Mannes zu stellen, der sein früheres Verhalten in Perge so scharf verurteilte und dadurch seinem ganzen Ansehen in der Christenheit geschadet hatte. Mancher würde sich an Markus Stelle trotzig von Paulus abgewandt und ihm nie wieder irgendwelche Dienstleistung getan haben. Er aber handelte nicht aus gekränktem Ehrgefühl. Vielmehr muß er die Gerechtigkeit jenes scharfen Urteils anerkannt und dann die Verbindung mit Paulus wieder aufgenommen haben. Solche Beugung ist köstlich vor Gott (Psalm 119, 67). Und wie hat er sich jetzt bewährt! In einer Zeit, wo es gefährlich war, sich zu Paulus zu halten, bewies er sich für ihn als ,,brauchbar zum Dienst". Er übertraf jetzt manche andere, die Paulus verließen (2. Timotheus 4, 10; Matthäus 19, 30).