Apg 13,8
A.Christlieb
Ein wunderbarer Zweikampf.
1. Ein Knecht Satans tritt auf und entfaltet seine Künste.
Der Gewinnung des Sergius Paulus für den Glauben ging
ein wunderbarer Zweikampf voraus. Der eine Kämpfer ist
Bar-Jesus, auch Elymas genannt. Drei Bezeichnungen werden
ihm beigelegt:
Er wird Z a u b e r e r genannt. Damit wird jenes
unheimliche Gebiet berührt, das bis in unsere Zeit so
verwüstend wirkt. Gerade diese Stelle beweist, daß jene von
Gott verbotene Kunst nicht nur bei geringen Leuten, sondern
auch bei Menschen der höchsten Gesellschaftsklassen, ja bei
,,verständigen" Leuten vorkommt - sogar bei Menschen, die
Gottes Wort begehren. - Hüten wir uns vor denselben (5.
Mose 18, 10; Micha 5, 11).
Weiter wird Elymas ein ,,f a l s c h e r P r o p h e t"
genannt. Mit diesem Ausdruck wird vor allem auf die falsche,
von Gott abziehende Lehre gedeutet, die mit dem Anspruch
göttlicher Offenbarung auftritt.
Auch in unserer Zeit tauchen immer neue falsche Propheten
auf, welche die Seelen in Irrwege hineinlocken (Jeremia 23,
9 - 22).
Endlich wird er ,,e i n J u d e" genannt. Er war also ein
Glied des Volkes, dem Gott sein Wort anvertraut hatte (5.
Mose 4, 7. 8; Römer 3, 1. 2; Psalm 147, 19. 20). Dennoch
wandelte er auf solch traurigem Abweg.
Wir leben in einer Zeit, in der sich ein großes Verlangen
nach übernatürlichen Kräften regt. Weil aber der natürliche
Stolz den von Gott gezeigten Weg nach höherer Kraft ablehnt,
darum eilen so viele auf diese gefährlichen Gebiete los, die
ihnen Befriedigung in Aussicht stellen. Laßt uns wachen und
beten, daß wir nirgendwo in Elymasschlingen geraten!
2. Ein Knecht Gottes tritt mit göttlicher Ausrüstung auf den
Plan.
Es ist eine gefährliche Sache, sich mit der Macht der
Finsternis in einen Kampf einzulassen. Gar mancher, der
dies in eigener Kühnheit versuchte, hat am eigenen Leib böse
Folgen erfahren müssen (Apostelgeschichte 19, 13 - 16). Nur
e i n e Macht und Ausrüstung hilft in solchem Kampf. Es ist
die, welche Paulus hier hat: ,,Voll Heiligen Geistes" tritt
er gegen Elymas auf.
Wenn wir die starken Ausdrücke, die Paulus gegen Elymas
braucht, hören, so könnte es uns im ersten Augenblick
scheinen, als ob menschlicher, natürlicher Zorn ihn
fortgerissen habe. Aber an bestimmten Kennzeichen merken
wir, daß nicht unheiliges, sondern von Gottes Geist gewirktes
Strafen hier vorliegt. Wir sehen dies zuerst daran, daß kein
einziges Wort über die Linie der Wahrheit hinausgeht. So
stark die Ausdrücke auch waren, so entsprachen sie doch alle
genau der Wirklichkeit. Elymas war in der Tat ein ,,Kind
des Teufels" (Johannes 8, 44; 1. Johannes 3, 8. 10). Wir
erkennen den heiligen Unwillen auch daran, daß Paulus nicht
für persönliches Interesse, sondern für die Sache seines
Gottes streitet. Weil Elymas ,, d e s H e r r n W e g e "
und Absichten zu hindern und zu durchkreuzen suchte, war ein
göttliches Eingreifen zum Gericht nötig.
Endlich ist die heilige Strenge daran zu merken, daß sie
mit Barmherzigkeit verbunden ist; denn nicht ein möglichst
scharfes Vernichtungsurteil spricht Paulus aus, sondern nur
eine zeitweise und vorübergehende Blindheit verhängt er über
ihn. Er, der selbst eine Zeitlang zu Damaskus die Sonne
nicht mehr gesehen und dadurch unendlichen Gewinn und Segen
empfangen hatte (Apostelgeschichte 9, 8. 9), möchte nun auch
dem armen Gegner eine solche Zeit wünschen, die ihm, wie kaum
etwas anderes, Gelegenheit zur inneren Umkehr bieten konnte.
Wer voll Heiligen Geistes redet, wird nie in persönlichem
Haß, sondern in solcher Gesinnung sprechen, die auch für den
schlimmsten Feind Heil und Segen sucht (Lukas 9, 55. 56;
Johannes 2, 14 - 17).
3. Der Ausgang des Zweikampfes.
Der Ausgang konnte nicht zweifelhaft sein. Die Strafe,
welche Paulus in göttlichem Auftrag verhängt hatte, trat
sofort ein. Das traurige Bild des blind umhergehenden und
nach Handleitern suchenden Elymas ruft uns zu: Wehe dem, der
Gottes Werk hindern und seinem Wirken widerstehen will! Wehe
dem, der einer Seele, die nach Gott verlangt, Ärgernisse in
den Weg legt! (Matthäus 18, 6. 7). Wehe dem, der Gottes
Knechte und Diener in der Ausrichtung ihres ihnen befohlenen
Dienstes zu hemmen sucht! (4. Mose 16, 31 - 34).
Es ruft aber auch den Zeugen Jesu zu: Erschrecket nicht vor
Feinden und Gegnern eurer Arbeit! Gott kann mit ihnen fertig
werden. Der Zauberer, welcher des Paulus Arbeit hindern und
stören wollte, mußte gegen seinen Willen dieselbe gerade
befördern und zu ihrer Bestätigung dienen. Seine Bestrafung
half dem Landvogt zum Glauben!
Dies Bild kann aber auch alle, die Jesus verwerfen, daran
erinnern, welch ein Los ihnen bevorsteht, wenn sie nicht
umkehren. Wenn für jenen Elymas schon diese vorübergehende
Finsternis eine harte, empfindliche Strafe sein mußte,
wie furchtbar muß erst das göttliche Gericht der ewigen
Finsternis (Matthäus 8, 12; 22, 13) denen sein, welche
ihr zum Opfer fallen. Gott bewahre uns vor Elymaswegen
und Elymasstrafen! (Epheser 5, 11).
Die Bedeutung der Glaubensstellung des Landvogts für das Werk
Gottes.
Für das ganze Missionswerk auf der Insel Zypern bedeutete die
neue Glaubensstellung des Landvogts einen nicht unwichtigen
Schutz. Gewiß kann Gott sein Volk auch ohne gläubige
Regenten schützen und bewahren. Aber doch ist es für
die Jünger Jesu unter Umständen eine große Hilfe und
Erleichterung, wenn die oberste Regierung des Landes eine
freundliche Stellung zu den gläubigen Christen einnimmt
(Apostelgeschichte 19, 31. 35). Solange Sergius Paulus auf
der Insel Zypern Vertreter der höchsten kaiserlichen Gewalt
war, konnte nicht leicht irgendeine Christenverfolgung
entstehen. Man konnte hier leichter zum Christentum
übertreten als da, wo die Jünger Jesu von der obersten
Behörde bekämpft wurden. Gott segne, stärke und erhalte
ganz besonders alle diejenigen Staatsmänner und Machthaber,
die das wahre, biblische Christentum verstehen, achten und
schützen, damit Sein Reich ungehindert gebaut werden kann
(1. Timotheus 2, 1 - 4; Esra 1, 1 - 8; 6, 1 - 12; 7, 11 - 28;
Daniel 3, 29; 2. Chronika 34, 1 - 7).
Die gläubige Stellung des Landvogts brachte aber nicht
nur allerlei gute, hilfreiche Folgen und Wirkungen für das
Christentum mit sich. Es entstand auch eine Gefahr dadurch,
die nicht übersehen werden darf.
An allen Orten, wo Inhaber von Macht und Einfluß gläubig
werden, entsteht für viele Leute, namentlich für solche,
die in einem Abhängigkeitsverhältnis von den betreffenden
Machthabern stehen, die Gefahr der Heuchelei. Wie leicht
konnten manche Einwohner von Zypern, die von dem Landvogt
irgend etwas erreichen wollten, den Schein einer gleichen
Glaubensstellung annehmen, um sich dadurch bei ihm in Gunst
zu setzen. In dem Einflußbereich gläubiger, höherer Personen
ist die Gefahr der Heuchelei, die den Mantel nach dem Wind
hängt, viel größer als da, wo man die Gläubigen bekämpft
(Psalm 107, 7; Apostelgeschichte 8, 13. 18. 19; Lukas 12,
1 b). Trotz dieser Gefahr blieb es doch eine Gnade und
Hilfe für Gottes Werk in Zypern, daß der Regent dieser Insel
gläubig wurde. Besonders für die Apostel Barnabas und Paulus
bedeutete dieser Erfolg eine große Stärkung und Erquickung.
Bisher hatten sie, wie es scheint, nicht viel auffallende
Frucht sehen können. Nun kam dieser Landvogt als ein
Erstling zum Glauben. Wie wird ihr Herz mit Freude und
Dankbarkeit erfüllt worden sein! Dieser Sieg göttlicher
Gnade labte sie inmitten einer Reise, die mannigfache
Entbehrungen mit sich brachte. Für alle Mühen waren sie
durch dieses Erlebnis reich entschädigt.
Gott weiß auch heute noch seine Knechte und Mägde durch
ermutigende Erfahrungen auf ihrem Weg zu erquicken (Psalm
4, 8; 23, 3 a; 103, 5).