Apg 12,23
A.Christlieb
Alsbald schlug ihn der Engel des Herrn, darum, daß er die
Ehre nicht Gott gab, und ward gefressen von den Würmern und
gab seinen Geist auf. Apg. 12, 23
Das Gottesgericht bricht über Herodes herein. Es kommt, wie
immer, zur rechten Stunde. Gottes Mühlen mahlen langsam.
Lange Zeit durfte Herodes von einem Erfolg zum andern
fortschreiten. Alles schien ihm zu gelingen. Vor kurzem
noch hatten die mächtigen Handelsmetropolen Tyrus und Sidon
sich vor ihm in den Staub gebückt. Er stand auf der Höhe
seiner Macht. In seiner Rede hat er gewiß den glänzenden
Aufstieg geschildert und dem Volk den Himmel auf der Erde
versprochen. Und voll Begeisterung hatte das Volk gerufen:
,,Das ist Gottes Stimme!" In diesem Augenblick traf Gottes
Strafe ihn. ,,Alsbald" schlug ihn der Engel des Herrn.
Urplötzlich kam das Gericht. Mit Wehegeschrei und
Klagegeheul kehrte er in den Palast zurück. Es ging ihm, wie
manche Tyrannen das erlebt haben nach Psalm 73, 19: ,,Wie
werden sie so plötzlich zunichte!" (Vgl. 2. Thess. 2, 8) -
Und woraufhin wird das Gericht Gottes vollzogen? Schon viel
Böses hatte Herodes verübt. Aber all seine Untaten haben ihm
nicht den Untergang gebracht. Gott schlug ihn erst ,,darum,
daß er die E h r e n i c h t G o t t gab"! Vor Menschen
wogen seine Morde und Grausamkeiten wohl schwerer. Gott traf
ihn vernichtend, weil er geschwiegen, als das Volk ihn
vergötterte! - Und wie hat Gott ihn geschlagen! So wie er
es verdiente und wie Gott es immer fügt. Der trotzige Pharao
wurde ersäuft im Meer (2. Mose 5, 2; 14, 26 f.); den
prahlerischen Riesen Goliath bezwang ein Hirtenbüblein
mit einem Kieselstein (1. Sam. 17, 49); des ruhmredigen
Sanherib großes Heer schlug Gott in einer Nacht ohne Spieß
und Speer: ein Pesthauch tötete die ganze Armee (Jes. 37,
36 ff.); und Herodes, den grausamen Christenverfolger
und strahlenden Halbgott, ließ Gott bei lebendigem
Leibe verfaulen und von Würmern auffressen. -
Ja, ,,Gottes Gerichte sind wahrhaftig und recht"
(Offenbarung 16, 7).
A.Christlieb
Das Gottesgericht über Herodes
Apostelgeschichte 12, 23
»Alsbald schlug ihn der Engel des Herrn, darum, daß er die
Ehre nicht Gott gab; und ward gefressen von den Würmern und
gab den Geist auf.
Unser Text zeigt uns das erschütternde Gottesgericht über
Herodes. Laßt uns beachten: 1. wann, 2. warum und 3. wie
es hereinbrach!
1. Die Zeit des Gottesgerichtes
Gott sucht sich die rechte Stunde für seine Gerichte aus.
Lange Zeit ließ er Herodes gegen die Jünger Jesu wüten und
toben. Lange Zeit durfte Herodes von einem Erfolg zum andern
fortschreiten. Mächtige Handelshäuser bückten sich demütig
vor ihm und suchten seine Gunst (V. 20). Alles schien ihm
zu gelingen. Nun stand er auf dem Höhepunkt seiner Macht und
seines Glanzes. Vom Volk wurde er bewundert und vergöttert
(V. 21 u. 22). In diesem Augenblick, während seiner
Vergötterung, traf ihn Gottes Strafe (»alsbald«).
Bei der Zeit des Gerichtes über Herodes müssen wir uns über
zweierlei wundern:
a. Wie l a n g s a m handelt Gott, indem er viele Jahre
wartete und die Sünde dieses Mannes ausreifen ließ!
b. Wie s c h n e l l und plötzlich handelt Gott, indem er
ihn in einer Stunde, da niemand es erwarten mochte, jäh
aus seiner Höhe stürzte.
Wenn wir einen Gottlosen mächtig emporkommen sehen, so laßt
uns daran denken: Es kommt auch bei ihm sein »Alsbald«. »Wie
werden sie so plötzlich zunichte« (Ps. 73, 19; 2. Thess.
2, 8)!
2. Der Grund des Gottesgerichtes
Viel Böses hatte Herodes getan. Er hatte Jakobus getötet,
Petrus in den Kerker geworfen und eine Anzahl von gläubigen
Christen gepeinigt (V. 1-4). Wieviel sonstige Gottlosigkeit
mag in seinem Leben vorgekommen sein! Aber all diese Sünden
des Herodes werden nicht als Grund des furchtbaren Gerichts
über ihn angegeben. Etwas anderes, das in den Augen vieler
gar nicht als besonders schlimm angesehen wird, bildete die
Ursache. Das Annehmen der Verehrung, das Unterlassen seiner
Zurückweisung der Schmeichelworte war der Grund, weshalb Gott
ihn so furchtbar heimsuchte (»darum, daß er die Ehre nicht
Gott gab«)
Nicht eine Tat-, sondern eine Unterlassungssünde führte
seinen Sturz herbei. Er hatte nicht einmal sich selbst
gerühmt und erhoben. Er hatte es sich nur gefallen lassen,
daß andere dies taten. Er hatte zu seiner Vergötterung
geschwiegen und sie nicht gehindert. Das war ein Raub an der
göttlichen Ehre.
Laßt uns zittern vor dieser Sünde! Wie leicht regt sich in
unseren Herzen ein geheimes Wohlgefallen, eine innere
Bejahung, wenn Menschen uns über Gebühr erheben! Hüten wir
uns in solchen Augenblicken vor Herodes Fußstapfen! Der
Grund des Gottesgerichtes über diesen Herrscher ist eine
Mahnung zur Demut, wie sie ernster kaum gedacht werden kann
(Jes. 42, 8; 10, 12-16).
3. Die Art des Gottesgerichtes
Gott sucht für jeden die rechte Zuchtrute aus. Die murrende
Mirjam, die gern mehr gelten wollte in Israel, ließ er eine
Zeitlang aussätzig werden (4. Mose 12, 15). Über Usia, der
im Stolz mit den Priestern zankte, verhängte er bleibenden
Aussatz (2. Chron. 26, 16-21). Dem hochmütigen Sanherib
vernichtete er in einer einzigen Nacht sein gewaltiges Heer
durch die Pest (Jes. 37, 36-38). Den ruhmredigen Riesen
Goliath warf er durch einen Hirtenknaben zu Boden (1. Sam.
17, 43-50). Den trotzigen Pharao machte er durch mancherlei
Plagen gefügig und stürzte ihn zuletzt ins Meer (2. Mose 5,
2; 12, 29-33; 14, 26-28).
Den Christenverfolger Herodes ließ er bei lebendigem Leibe
von Würmern verzehren.
»Ja, Herr, deine Gerichte sind wahrhaftig und gerecht« (Offb.
16, 7). »Wer stolz ist, den kann er demütigen« (Dan. 4,
34).
Wie mannigfaltig sind doch die Zuchtmittel Gottes! Die
schnell zum Tode führende furchtbare Krankheit des Herodes
widerlegt am besten die Torheit der ausgesprochenen
Schmeichelworte (V. 22). Sie war auch geeignet, den Feinden
der Christengemeinde einen heilsamen Schrecken einzuflößen
(Ps. 21, 9). Den Jüngern Jesu aber stärkte sie das
Vertrauen zu dem, der alle Hindernisse seines Wortes viel
besser zu beseitigen versteht, als Menschen es je könnten
(Ps. 27, 2).