Apg 12,14
A.Christlieb
Rhode tat das Tor nicht auf vor Freuden, lief ins Haus und
verkündigte, Petrus stände vor der Tür. Apg. 12, 14
Eine schlichte Magd, die das Herz auf dem rechten Fleck hat.
Daß sie so flink läuft und springt, ist schon ein Zeichen
dafür, daß sie zu den brauchbaren Menschen gehört, die das
ihnen obliegende Werk m i t L i e b e tun. Daß ihr Herz
aber jubelt vor Wonne darüber, daß der Apostel den Christen
erhalten war, das zeigt, daß die Interessen des Reiches
Gottes in ihr lebten. Im Herzen der Hausbesitzerin, der
Mutter des Johannes Markus, war viel Verständnis für die
Belange der Gemeinde Jesu vorhanden, sonst hätte sie ihr Haus
nicht als Versammlungsraum hergegeben. Aber ihre Magd hat
ihr im Eifer für die Sache des Herrn nicht nachgestanden.
Solche Gesinnung hebt und adelt die schlichte Magd. Dieselbe
gehört mit zu der vornehmsten Gesellschaftsklasse, die es
gibt, zu dem Fürstenstand der K i n d e r G o t t e s, des
Allerhöchsten. Turmhoch steht sie über den Gliedern der
sogenannten ,,besseren" Stände, deren Eifer sich verzehrt in
den Nichtigkeiten weltlicher Eitelkeit und selbstsüchtiger
Interessen (Spr. 28, 6; Jak. 2, 1 ff.). - Und welche
Fertigkeit zeigt dieses Mädchen! Als Rhode die frohe Kunde
in die Versammlung hineinrief: ,,Petrus steht vor dem Tor!"
erklärte man sie für ,,unsinnig". Sie ließ sich nicht
wankend machen. Alle waren anderer Meinung. Die ganze
Gemeinde stand gegen sie. Aber sie ließ sich nicht
erschüttern. Sie war nur eine Magd, aber sie ließ sich nicht
irre machen durch Widerspruch. Sie war nur eine Dienerin,
aber sie stand fest gegenüber der Herrschaft, nicht aus
Eigensinn oder Halsstarrigkeit, sondern in gottgewirkter
Gewißheit. Wie beschämt die Rhode so manche, die sich leicht
von anderen, besonders von höhergestellten Leuten, umstimmen
und unsicher machen lassen. In der Gemeinde Jesu bekommt
jeder seine von Gott gewollte und gewirkte Selbständigkeit
und Festigkeit (Gal. 1, 11 ff.; 1. Kor. 15, 58).
W.Nee
In ihrer Freude tat sie das Tor nicht auf, sondern
lief hinein und meldete, Petrus stehe vor dem Tore.
Sie aber sagten zu ihr: Du bist von Sinnen.
Apostelgeschichte 12,14 - 15
Schon viele Leute sind zu mir gekommen und haben mir von
ihren Ängsten und Zweifeln erzählt, die sie auch dann
befielen, wenn sie auf den Herrn zu vertrauen suchten. Sie
haben ihre Bitten vor ihn gebracht, haben sich an Gottes
Verheißungen gehalten, und doch steigen ständig Zweifel in
ihnen auf. Ich erinnere dann gern an die Geschichte, wie
Petrus aus dem Gefängnis zurückkam und an die Tür klopfte, wo
die Gemeinde betete, und die Gläubigen riefen: »Es ist ein
Engel«.
Es gibt heute Menschen, die behaupten, sie hätten einen
stärkeren Glauben als die damals im Hause Marias
Versammelten. Sie sind gewiß, Gott werde einen Engel
schicken und jede Tür im Gefängnis werde sich vor ihm öffnen.
Wenn ein Windstoß kommt: »Jetzt klopft Petrus an die Tür!«.
Wenn Regen herniederprasselt: »Das ist wieder Petrus!« Solche
Leute sind allzu leichtgläubig, allzu siegesgewiß. Ihr
Glaube ist nicht unbedingt echt. Denn auch der frömmste
Christ, dessen aufrichtiges Glaubensleben mit Sicherheit zu
einer Antwort von Gott führen muß, kennt jenen Zustand, wo
gleich um die Ecke die Frage lauert, ob er nicht vielleicht
doch im Irrtum ist.