Apg 12,7
A.Christlieb
Und siehe, der Engel des Herrn weckte den Petrus und sprach:
Gürte dich! Wirf deinen Mantel um dich! Folge mir nach!
Apg. 12, 7 f.
Laßt uns darauf achten, daß der Engel nicht mehr tat, als
nötig war. Er beschränkte sich darauf, das zu tun, was dem
Apostel n i c h t möglich war. Er ließ es hell werden in dem
Kerker. Er weckte ihn. Er löste die Ketten von seinen
Händen und Füßen. Er führte ihn hinaus. Er öffnete die Tür
zum Hof und die schwere Eisentür zur Stadt. Alles andere
aber ließ er den Petrus tun. Es hätte in Gottes Macht
gelegen, den Petrus auf den Händen der Engel an einen
sicheren Ort zu tragen. Aber das geschah nicht. Petrus
mußte sich ankleiden und gürten, die Sandalen anlegen und den
Mantel überwerfen. Petrus sollte mittätig sein in der großen
Stunde seiner Errettung. Das will uns sagen: Wir wollen
nie göttliche Hilfe und Wunderkraft in Anspruch nehmen, wo
eigener Gehorsam und eigenes Tun nach Gottes Willen am Platze
ist. - Und wie die göttliche Hilfe nicht früher einsetzte
und nicht mehr wirkte, als nötig war, so dauerte sie auch
nicht länger, als erforderlich. Bereits am Ende der ersten
gemeinsam durchwanderten Straße verschwand der himmlische
Begleiter von des Petrus Seite. Wir möchten es wohl als
gut angesehen haben, wenn der Engel mit Petrus in der
Gebetsversammlung im Hause der Maria erschienen wäre. Aber
das geschah nicht. Die in jener Nacht zum Gebet versammelten
Christen erlebten genug Wunderbares. Für ihre innere
Belebung war eine Engelerscheinung in dieser Stunde durchaus
nicht notwendig. Auch Petrus bedurfte des Engelgeleits nicht
länger. Der Engel verschwand von ihm. Aber der, welcher den
Engel gesandt hatte, blieb zu seiner Seite. Der Glaube hält
an Gottes Gegenwart fest, auch wenn nichts von Wundern zu
sehen ist (Mark. 9, 8; Matth. 28, 20).