Apg 11,28
A.Christlieb
Eine Liebesgabensammlung in der ersten Christenheit.
Apostelgeschichte 11, 28. 29.
1. Zweck der Sammlung.
Unser Text zeigt uns eine Liebesgabensammlung. Diese wirft
manches Licht auf das Gebiet der Liebestätigkeit. Laßt uns
zuerst den Z w e c k d e r S a m m l u n g beachten. Sie
war zur Abwendung einer Not für die gläubigen Christen Judäas
bestimmt. Durch die bevorstehende Teuerung (V. 28) mußten
die Christen Jerusalems und Judäas ganz besonders hart
betroffen werden, weil dieselben bereits unter der
Christenverfolgung (Kap. 8, 1) sehr gelitten und sich ihres
Grundbesitzes vielfach entäußert hatten (Kap. 4, 34). Um
solcher Not der Brüder entgegenzusteuern, wurde eine Sammlung
in der antiochischen Gemeinde veranstaltet.
Dieser Zweck gibt den Jüngern Jesu einen Hinweis. Wo sollen
diese i n e r s t e r L i n i e mit ihren äußeren Gaben
dienen? Sie werden ja für allerlei Zwecke in Anspruch
genommen; ihre Freigebigkeit wird da und dort ausgenutzt;
sie sind meist nicht in der Lage, alle Wünsche erfüllen
zu können. Aber in einem Fall werden sie, wenn es irgend
möglich ist, ihre Hand nicht verschließen, nämlich da, wo
gläubige Brüder in Not geraten. Es gilt Gutes zu tun an
jedermann, allermeist aber an des Glaubens Genossen
(Galater 6, 10). Diese Glaubensgenossen sind nicht etwa
die Zugehörigen der gleichen äußeren Kirchengemeinschaft,
sondern die, welche durch den Heiligen Geist desselben
wahren Glaubens an Christus teilhaftig geworden sind.
Diesen gehört unsere Liebe in erster Linie.
Die Jünger in Antiochien haben sicherlich ihre Hand auch für
a l l e notleidenden Volksgenossen nach Kräften geöffnet.
Aber ganz besonders taten sie dies ihren Mitbrüdern
gegenüber. Sie erfüllten durch solche Liebesübungen zugleich
eine Dankespflicht, weil sie von Judäa aus das teure
Evangelium empfangen hatten.
Da, wo Dankespflichten für uns vorliegen, laßt uns zwiefach
zum Helfen und Geben willig sein (Römer 15, 26. 27; 1.
Korinther 9, 11).