Apg 11,22
A.Christlieb
Die Gemeinde zu Jerusalem sandte Barnabas, daß er hinginge
nach Antiochien. Apg. 11, 22
Die große Erweckung in Antiochien konnte nicht verborgen
bleiben. Die Kunde davon drang bis nach Jerusalem. Wie
stellten sich nun die ,,alten" Christen zu den ,,jungen"?
Sie vermieden die beiden Abwege, die neue Bewegung abzulehnen
oder sie jubelnd gutzuheißen. Sie beschlossen, Barnabas
hinzusenden und mit ernster Sorgfalt die Vorgänge an Ort
und Stelle zu prüfen. Nicht jeder ist zu solcher Aufgabe
befähigt. Darum wählte die Gemeinde einen erprobten Mann:
Barnabas, einen Mann ,,voll heiligen Geistes und Glaubens".
Menschliche Bildung und Gelehrsamkeit hätte dafür nicht
ausgereicht (1. Tim. 3, 6, Jak. 3, 1). Daß Barnabas der
rechte Mann für diese schwierige Aufgabe war, zeigt schon V.
23: ,,Er sah die Gnade Gottes." Er besaß also die Fähigkeit,
zwischen Menschen- und Gotteswerk zu unterscheiden. Und das
ist in Erweckungszeiten nicht leicht, weil sich da öfter
menschliche Mache und Treiberei neben dem Wirken Gottes
einstellt. Von Barnabas heißt es weiter: ,,Er wurde froh."
Wahre Knechte Christi können angesichts echter, göttlicher
Segenswirkungen nicht kühl und kritisch bleiben. Ihr Herz
wird voll Freude. Aber diese Freude bleibt nüchtern und
besonnen und vergißt nicht, daß Befestigung der Neubekehrten
notwendig ist. Dann heißt es sogleich weiter: ,,Er ermahnte
sie alle, daß sie mit festem Herzen an dem Herrn bleiben
wollten." In diesem Rat ist alles enthalten, was junge
Anfänger auf dem Lebensweg nötig haben. Nichts darf ihre
Gemeinschaft mit dem Herrn Jesus lockern oder stören. Alles
muß sie stärken und vertiefen (1. Joh. 2, 27). Dem Wirken
des Barnabas war ein voller Erfolg beschieden. Vers 24 sagt:
,,Und es wurde ein großes Volk dem Herrn zugetan." Nicht für
eine menschliche Partei, nicht für eine religiöse Auffassung,
nicht für eine bestimmte Dogmatik werden sie gewonnen. Nein:
Für den Herrn! Wohl dem Ort, wo in Tagen der Erweckung
solche Barnabasarbeit getan wird.
A.Christlieb
Die Bewährung der Gemeinde zu Antiochien im praktischen
Leben.
Apostelgeschichte 11, 22. 25 - 28.
In einer Zeit, wo so vieles sich als Schein erweist, tut
es wohl, Männer kennenzulernen, deren Echtheit außer
Frage steht. In der Christengemeinde zu Antiochien sehen
wir solche.
1. Echte Lehrer.
waren Barnabas und Saulus. Ein Kennzeichen ihrer Echtheit
besteht darin, daß keiner von sich selbst aus ohne klare
Sendung gelaufen ist. (Jeremia 23, 21). Barnabas wurde von
der Gemeinde in Jerusalem ausgesandt; Saulus ließ sich von
Barnabas in den Dienst berufen.
Falsche, verwirrende Lehrer drängen sich selbst in den
Dienst, auch wenn niemand sie beruft. Von ihnen heißt es:
Sie ,,sind ausgegangen, welchen wir nichts befohlen haben"
(Kap. 15, 24). Echte Lehrer tun dies nicht.
2. Echte Propheten
kamen aus Jerusalem und besuchten die Gemeinde. Schon die
Tatsache, daß Lukas ihnen ohne Einschränkung die Bezeichnung
,,Propheten" beilegt, deutet auf ihre Echtheit hin.
Bestätigt wird dies durch das Eintreffen der aus ihrer Mitte
hervorgegangenen Weissagung. Die durch Agabus angekündigte
Teuerung ,,geschah unter dem Kaiser Claudius". An der
Erfüllung des Geweissagten soll man ja nach der Schrift
die Echtheit eines Propheten erkennen. ,,Wenn ein Prophet
Frieden weissagt, den wird man kennen, ob ihn der Herr
wahrhaftig gesandt hat, w e n n s e i n W o r t
e r f ü l l t w i r d" (Jeremia 28, 9).
Es hat immer wieder Menschen gegeben, welche mit dem Anspruch
göttlicher Sendung als Propheten auftraten und Ereignisse
weissagten, die nicht eintrafen. Unbegreiflich ist es, daß
Jünger Jesu auch nur einen Tag solchen Irrlehrern ihr Ohr
weiter leihen konnten, nachdem die Ereignisse die Unechtheit
ihrer göttlichen Sendung bewiesen hatten. Agabus' Weissagung
traf genau ein. Er war ein echter Prophet. (5. Mose 18, 20
- 22).
3. Echte Christen.
Die Welt macht meistens ein großes Fragezeichen, wenn sie
von Bekehrungen hört. Sie zweifelt an ihrer Wirklichkeit.
Hier in Antiochien können wir die Echtheit der zahlreichen
Bekehrungen an einer bestimmten Begebenheit prüfen. Die
Nachricht von einer bevorstehenden großen Teuerung war eine
Probe. Wie nahe lag es da für den natürlichen Sinn, nur
an sich selbst und an die eigene Versorgung zu denken.
Die Antiochier bestanden diese Probe. Sie bewiesen eine
selbstlose Liebe in der Spende, die uns noch beschäftigen
soll.
Hier zeigte sich die verborgene, innere Erneuerung auch nach
außen in ihren Früchten (Matthäus 7, 17 - 20). Hier konnte
man sehen, daß das Christentum jener Gläubigen nicht nur in
Gefühlen und Worten, sondern in aufopfernder Tat bestand.
Wohl uns, wenn auch unser Christentum in ähnlichen Lagen die
Probe besteht! (Galater 5, 6 b; 1. Johannes 3, 17. 18;
Kolosser 1, 4).