Apg 11,20
A.Christlieb
Sie redeten auch zu den Griechen und predigten das Evangelium
von Jesus. Apg. 11, 20
Die Verkündigung des Evangeliums an Leute, die nicht zu
Israel gehörten, war damals etwas Unerhörtes. Unter den
Flüchtlingen befanden sich aber Männer aus Zypern und Kyrene,
die fingen an, das Evangelium auch den Griechen zu sagen.
Schwere Bedenken sind sogleich dagegen erhoben worden. Denn
zu allen Zeiten hat es etwas Aufregendes, wenn alte Bahnen
verlassen werden, auf denen sichtlich Gottes Segen geruht
hat. Drei Gründe wollen wir dafür anführen, daß in diesem
Fall das Einschlagen eines neuen Pfades völlig gerechtfertigt
war. Dieser neue Weg stand im Einklang mit dem Wort Gottes,
das schon im Alten Testament (Jes. 49, 6; Ps. 67, 3; 98, 3
u. a.) a l l e n Völkern das wahre Heil Gottes in Aussicht
gestellt hatte. Ausschlaggebend ist, daß der Herr Jesus
selbt den Befehl gegeben hatte (Matth. 28, 19: ,,Gehet hin
in a l l e Welt und lehret a l l e Völker." Hätte damals
jemand den eifrigen Leuten aus Zypern und Kyrene Vorwürfe
machen wollen, so hätten sie sich auch auf den Apostel Petrus
berufen können, dem durch eine Reihe von Gesichten die Scheu
vor der Verkündigung an die Heiden von Gott selber genommen
war. Die eifrigsten Judenchristen, die sich vor dieser
Neuerung entsetzt hatten, mußten (Kap. 11, 1-14) diesen
Schritt billigen. Die eigene Lebensführung der Männer aus
Zypern und Kyrene aber wies sie schon auf die Arbeit unter
den Griechen hin. Vermutlich waren sie Proselyten, Heiden,
die sich zu den Juden getan, das Pfingstfest in Jerusalem
miterlebt hatten und dort zum Glauben gekommen waren. Sie
hatten lebenslang unter Griechen gewohnt, kannten ihre
Sprache und ihre Sitten und fühlten sich dadurch zu ihnen
hingezogen. Sie konnten es nicht lassen, ihnen die frohe
Kunde zu bringen, die ihre Rettung geworden war. Das
Verlassen herkömmlicher Bahnen hat oft schon Verwirrung und
Schäden angerichtet. Wo es aber wie hier, unter göttlicher
Leitung geschieht, wird es nachträglich auch als heilsam
beglaubigt.