Apg 10,44
W.Nee
Noch während Petrus diese Worte redete, fiel der heilige
Geist auf alle, die das Wort hörten. Apostelgeschichte 10,44
Gott mußte Petrus immer unterbrechen! Auf dem Berg der
Verklärung, »da Petrus noch redete«, ertönte die Stimme
des Vaters. »Das ist mein geliebter Sohn«, sagte sie, »ihn
höret!« In Kapernaum, als Petrus zu seinem Herrn ging und
ihm sagen wollte, daß die Tempelsteuer eingezogen werde, »kam
ihm Jesus zuvor« und zeigte ihm, inwiefern seine Auffassung
verkehrt war. Und hier in Cäsarea war es der Heilige Geist,
der Petrus, während er noch redete, in seiner Predigt
unterbrach, indem er sich sichtbar auf die ihm zuhörenden
Heiden herabsenkte: Petrus' Gefährten sahen es und konnten
daher, als er den Brüdern in Jerusalem Bericht erstattete,
sein Zeugnis bestätigen. Der Vater, der Sohn und der Heilige
Geist, alle fielen Petrus ins Wort. Wenn es Gott selbst ist,
der unsere Rede unterbricht, dürfen wir uns freuen, wenn
unser Wortschwall etwas eingedämmt wird.
C.O.Rosenius
Da Petrus noch redete, fiel der Heilige Geist auf alle, die
dem Wort zuhörten. Apg. 10, 44.
Der Geist kommt nicht unmittelbar, unsere Seelen zu pflegen,
- dazu ist erforderlich, die Gnadenmittel anzuwenden, - das
Wort - das Wort und die Sakramente! Willst du den Geist,
Sein Werk und Seine Gaben in deinem Herzen haben, so gehe zum
Wort, zum Wort des Geistes, lies es, höre es, schreibe es,
rede und singe es unter Gebet um den Geist - und sieh, Er
wird nicht ausbleiben! Es gibt hier und da Menschen, die
immer nur denken, ja, um den Geist und das Werk des Geistes
seufzen und flehen, Ihn aber nie erhalten, nie in Wahrheit
zur Kraft, nie zum Glauben, zum Frieden, zur Liebe, Gewißheit
und Festigkeit gelangen, sondern beständig in demselben
krankhaften Arbeiten, Seufzen und Streben verbleiben. - Und
sieh, schließlich entdeckt man, daß sie das Wort nicht üben,
daß sie nur mit sich selbst arbeiten, nur denken und seufzen,
das Wort aber nicht anwenden. Wie soll es dann möglich sein,
daß bei ihnen Göttliches und Geistliches entstehen könnte?
Der Apostel Paulus sagt ausdrücklich Gal. 3, 5, daß der
Geist nur durch die Predigt vom Glauben empfangen wird! Und
Apg. 10 lesen wir, daß, während ,,Petrus noch redete, der
Heilige Geist auf alle fiel, die dem Wort zuhörten". Was
hatten sie denn dazu getan? Sie saßen still da und hörten
dem Worte zu, und so kam der Geist in ihr Herz, so kamen
Reue, Glaube, Liebe, Leben und Kraft, so daß sie ganz neue
Menschen wurden.
Darum übe das Wort! Das ist die ganze Kunst und das ganze
Geheimnis des Entstehens, der Stärkung, des Wachstums und der
Bewahrung des geistlichen Lebens. Die Meinung einiger
Einfältigen ist keineswegs wahr, daß der oder jener Christ
jetzt so fest und gekräftigt in der Gnade sei, daß er aus
diesem Grunde so leben und glauben könne, wie er es tut.
Wenn er Glauben und Leben als ein Werk des Geistes und nicht
nur der Natur hat, dann rührt es nicht von seiner Festigkeit
und Stärke her, daß er so glauben und leben kann, sondern nur
daher, weil er seine Seele fleißig mit dem Göttlichen, mit
dem Worte nährt. Versäumt er dies, so beginnt die alte Natur
sich sogleich zu erheben, und das wirklich Geistliche fängt
an abzusterben. Ja, besuche ihn eines Tages, wenn er längere
Zeit hindurch das Wort versäumt hat, und du wirst ihn wenig
geistlich finden. Halten sein Glaube und Friede sich
trotzdem ohne das Wort, so sind sie nicht des Geistes Werk.
Kurz, nur durch das Wort Gottes verbleibt der Geist Gottes
wohnend und wirkend im Menschen.
Und trotzdem - beachte - erhalten nicht alle, die Gottes Wort
lesen, auch Geist und Leben daraus. Tausende brauchen das
Wort, und es entsteht doch kein Geist in ihnen. Tausende
Schriftgelehrte und Pharisäer unter uns beweisen es. Was ist
darum erforderlich? Es ist erforderlich, beim Gebrauch des
Wortes sich dessen zu erinnern, daß es noch in der Hand
Gottes liegt, ob wir Kraft aus dem Worte empfangen; es ist
erforderlich, mit dem Worte umzugehen in der Gesinnung, die
diese Erinnerung wirken sollte - ja, mit der Demut, der
Furcht, dem Gehorsam und dem Glauben, die sich vor dem
heiligen Angesicht Gottes geziemen, wenn Er redet. Beachte
darum! Es steht in der Hand Gottes und Seinem freien
Wohlgefallen, ob Er dir Teilhaftigkeit des Geistes geben
will. ,,Wir sind nicht tüchtig von uns selbst, etwas zu
denken" - viel weniger zu glauben, zu wachen, würdig zu
wandeln, ein rechtes Verständnis der Wahrheit sowie deren
Kraft am Herzen und am Gewissen zu bewahren; alles ist
vergeblich, wenn nicht der Heilige Geist es wirkt - alles ist
vergeblich ohne die Teilhaftigkeit des Heiligen Geistes.
Dieses zu bedenken und zu beachten, ist höchst notwendig für
jeden Christen, auch wenn wir in allem Frieden und aller Ruhe
leben, auf daß wir nicht bei all unserer Erkenntnis und der
Übung des Wortes als inwendig tot erfunden werden möchten.
Aber wieviel mehr ist es dann notwendig, wenn wir im
Gegenteil mitten im gefährlichsten Feindesland, in einem
beständigen Krieg leben. Ja, hierzu kommt, daß besonders
diese Zeit eine merkwürdig gefährliche Zeit ist, indem sowohl
böse als auch gute Mächte in einer merklichen Bewegung sind
und Erweckungen und Verwirrungen, Bekehrungen und Abfälle
miteinander wetteifern. Darum ist es wohl notwendig, daß wir
offene Augen haben und uns ganz dicht an den Hirten und
Bischof unserer Seele klammern, daß wir uns fleißig und
streng an das Wort halten und besonders den gesegneten
Grundartikel von Christus und Seinem Werk klar, rein und
unverfälscht erhalten. Es ist notwendig, daß wir ganz arm
und einfältig im Glauben sind und das ,,Neue Lied" uns nimmer
alt, lang und ausgesungen erscheint, daß wir gegen uns selbst
und den Herrn aufrichtig sind, alle unsere Gedanken, Worte
und Werke nach Seinem heiligen Willen richten und wissen,
daß der Herr nahe ist. Es ist wohl notwendig, daß wir mehr
und mehr suchen, unsere Feinde und Gefahren, ja, alle
Schleichwege zu verstehen, wodurch der listige Feind unserem
geistlichen und ewigen Leben beizukommen sucht - und endlich,
daß wir oft, teils allein, teils mit und füreinander beten,
und vor allen Dingen immer wieder um die Teilhaftigkeit des
Heiligen Geistes bitten. Dazu ermahnen uns Christus und die
Apostel; es ist höchst notwendig.
Dir sei nun Dank, Herr Jesu Christ,
Stets für Dein teures Wort,
Das Wort, das meine Leuchte ist
In Not, bald hier, bald dort.
Das Wort bringt Frieden ja mit sich
Und Trost und Seligkeit,
An Deinem Worte halt ich mich
In Zeit und Ewigkeit.