Apg 10,43
C.O.Rosenius
Alle, die an Ihn glauben, sollen Vergebung der Sünden
empfangen. Apg. 10, 43.
Was soll ich hinsichtlich dieser Vergebung glauben und
wissen? Antwort: Das mußt du wissen und auf die ewigen Worte
unseres Gottes hin glauben, daß, wenn deine Sünden auch noch
so groß, ja, wenn sie ,,blutrot" sind, die Vergebung der
Sünden durch Christus doch eine ganz besondere Sache ist, die
von allen Sünden auch nicht um eine Haaresbreite verkleinert,
erschüttert oder verändert werden kann. Dazu ist die Sünde
zu schwach, daß sie die Gerechtigkeit und die Fürsprache
des allmächtigen Heilands für uns überwinden würde. Sie mag
hier auf Erden, d.h. in unserer irdischen Gerechtigkeit,
Unebenheiten verursachen, den Himmel erreicht und erschüttert
sie nicht. David sagt: ,,So hoch der Himmel über der Erde
ist, läßt Er Seine Gnade walten über die, so Ihn fürchten."
Hier handelt es sich also darum, was am stärksten über uns
ist, unsere Sünde oder Christi Gerechtigkeit. Paulus sagt:
,,Gleichwie die Sünde geherrscht hat zum Tod (in Adam), also
soll auch die Gnade herrschen durch die Gerechtigkeit zum
ewigen Leben durch Jesus Christus. Denn so um des einen
Sünde willen der Tod geherrscht hat durch den einen (Adam),
wieviel mehr werden die, so da empfangen die Fülle der Gnade
und der Gabe zur Gerechtigkeit, herrschen im Leben durch
einen, Jesus Christus."
Die Gnade herrscht doch über die Sünde. Wir sind gegen den
großen Herrn Christus viel zu schwache Wesen. Unser Werk,
die Sünde, kann Sein Werk, die Gnade und die Vergebung, nicht
überwinden. Sollte ich, der ich an Christus glaube, Gnade
haben in dem Augenblick, in dem ich selbst fromm bin, und die
Gnade verlieren in dem Augenblick, in dem ich sündige und
mich versehe, dann würde das Reich Christi ja ein Reich
der Werke sein, das über der Gnade waltet, und nicht ein
Gnadenreich, das über den Werken waltet. Wozu wäre Christus
uns dann nütze? Würde ich Gnade haben nur in der Stunde, in
der ich fromm bin, dann käme die Gerechtigkeit ja wahrlich
aus den Werken! Aber dann wäre Christus vergeblich
gestorben! Für eine solche unbeständige Gnade ist Er nicht
Mensch geworden und hat Er Sein Blut nicht geopfert. ,,So
ist nun nichts Verdammliches an denen, die in Christus sind."
,,Meine Kindlein, solches schreibe ich euch, auf daß ihr
nicht sündigt. Und ob jemand sündigt, so haben wir einen
Fürsprecher bei dem Vater, Jesus Christus, der gerecht ist."
Wir sollen deshalb wissen: Wenn Gott in Seinem Wort strafend
und drohend von unseren Sünden und von unseren Pflichten
redet, geschieht dies nur, um die sicheren und leichtsinnigen
Menschen, die sich nie bekehren wollen, zu erwecken und zu
erschrecken, um sie zu Christus zu treiben, sowie die
Gläubigen wach und in der Übung zu halten, nie aber, um
die Gnade zu erschüttern; denn dann ,,wäre das Gesetz gegen
Gottes Verheißungen! Das aber sei ferne!" Vielmehr ist ein
jeder, der an Christus glaubt, auf ewig frei von allem Fluch
des Gesetzes und lebt jetzt in der Freistadt und an dem Orte,
wo keine Sünde ihn erreichen noch ihm zugerechnet werden
kann. Es steht geschrieben: ,,Selig ist der Mann, welchem
Gott ,,keine Sünde zurechnet!" Dies ist Christi Reich, ein
Reich ewiger, stündlicher und unausgesetzer Vergebung. ,,Das
Volk, das darin wohnt, wird Vergebung der Sünden haben." Was
ich also auch immer bei mir fühle und sehe, was böse ist, sei
es Kälte und Trägheit oder Feigheit und Menschenfurcht oder
Ungeduld und Zorn oder unreine Lüste oder was es sonst noch
sein mag, so sind das alles Sünden, die zwar bestraft, bereut
und abgebeten zu werden verdienen, die Gnade aber und die
Vergebung werden um keine Haaresbreite erschüttert, die habe
ich in Christus ganz unverkleinert, solange ich mich durch
den Glauben an Ihn halte, da ich durch denselben Glauben
auch stets den Sinn habe, daß ich mich selbst strafe, unter
dem Bösen leide und geistlich gesinnt bin. Ich soll zwar
ernstlich die Sünde bei mir erkennen und strafen und den
Wandel bessern; was aber das Gewissen oder mein Verhältnis zu
Gott betrifft, so muß ich in einer solchen Freiheit leben,
als gäbe es keine Sünde, als gäbe es kein Gesetz, weder ein
noch zehn Gebote, sondern als wäre ich schon im Himmel - denn
gerade so steht meine Sache vor Gott.
Wo Gott von Vergebung der Sünden sowie davon redet, daß keine
Sünde zugerechnet wird, da ist es kein Wortspiel, sondern
voller Ernst, göttlicher Ernst und göttliche Wahrheit. Das
ist die Freiheit, zu der uns Jesus befreit hat. Das ist
nicht so zu verstehen, als ob sich bei einem Christen keine
Sünde fände, sondern er ist jetzt in dem Reich, wo ihm keine
Sünde zugerechnet wird um Christi willen, an den er glaubt
und der alle Sünden auf sich genommen hat - in dem Reich, in
welchem das Gesetz keine verdammende Kraft hat. Beunruhigen
und bekümmern kann es uns zwar; verdammen aber kann es uns
nicht. Gelobt sei Gottes Barmherzigkeit.
Hierzu sagt Luther. ,,Weil in unserm Fleisch eine beständige
Sünde haftet, solange wir hier auf Erden sind, und kein Ende
und Aufhören ist mit Fehlern und Vergehen, so ist wahrlich
vonnöten, daß wir dawider eine ewige Vergebung haben, auf daß
wir nicht um der Sünde willen unter den Zorn Gottes kommen,
sondern um der Vergebung willen unter der Gnade leben. Seht,
das ist Sein ewiger Bund, der da fest steht und nicht wankt,
so daß unsere Herzen dessen gewiß sind, daß die Sünde uns
nicht verdammen kann."
Denn, wer nur sein Verderben kennet
Und seines Herzens Abgrund sieht,
Sich selbst den größten Sünder nennet,
Sich selber richtet, haßt und flieht,
Den eignen Greu'l verhaßt und scheut,
Den schmückt Er mit Gerechtigkeit.