Apg 10,15
Ch.Spurgeon
"Was Gott gereinigt hat, das halte du nicht für gemein!"
Apostelgeschichte 10,15
Ein Evangelist bringt alle armen Leute der Nachbarschaft
in die Versammlung. Auch die allerschlechtesten kommen, um
die Botschaft zu hören. Dies sollte zu großer Freude Anlaß
geben. Aber oft ist das nicht der Fall. Viele nehmen Anstoß
daran und sprechen: "Keineswegs, Herr. Ich möchte nicht gern
neben jemand sitzen, der so schlecht gekleidet ist und so
häßlich riecht." Oh, ihr respektablen Leute, wenn ein Mann
in einem Arbeitskittel oder mit einem schmutzigen Gesicht
hereinkommt, wäre es euch lieber, wenn er in der letzten
Bank säße als auf dem Stuhl neben euch? Ich weiß, ein
Instinkt der Reinlichkeit läßt euch vor den Ungewaschenen
zurückschrecken; aber der Instinkt des neuen Lebens führt den
Gläubigen dahin, sich über die Errettung von Seelen zu freuen
und dafür größere Unannehmlichkeiten zu ertragen als die, die
durch das Zusammenkommen mit den Gefallenen entstehen können.
Laßt uns niemals die Tyrannei einer Kaste aufrichten und die
Scheidewand wieder aufbauen, die unser Heiland abgebrochen
hat. Laßt uns keine Parteilichkeit kennen, sondern mit
gleichem Ernst die Errettung des Barons, des Bettlers,
der Dame und der Hure, des Gebildeten und des Vagabunden
wünschen. Die Art, mit der einige Leute von ihren
Mitmenschen sprechen, erregt bei mir Ekel. Sie reden von
ihnen, als wären sie nur Schund und Auswurf und ihrer
Beachtung nicht würdig.
Ein gewisser Prediger pflegte feierlich seine Hörer vor bösen
Leuten wie Moody und Sankey zu warnen, weil sie den unteren
Schichten das Evangelium brachten. Er sagte: "Einige Leute
in der Nachbarschaft behaupten, sie hätten sich bekehrt; doch
sind sie vorher nie in ein Gotteshaus gegangen. Deshalb
glaube ich nicht an ihre Errettung; denn wenn Gott eine
Anzahl erretten wollte, so würde er zuerst die erretten, die
seit Jahren regelmäßig unsere Gottesdienste besuchen." Dies
war ein Stück von petrusartiger Neigung zum Formalismus, die
da zum Vorschein kam und sagte: "Keineswegs, Herr." Wenn
irgend etwas davon in eurer Natur ist, so bittet Gott, es
hinauszuwerfen.