Apg 9,16
A.Christlieb
C. D e r L e b e n s w e g v o n P a u l u s ,
e i n L e i d e n s w e g.
Apostelgeschichte 9, 16. 17.
Der Weg, auf dem Saulus seine Aufgabe erfüllen sollte, war
kein leichter. Nicht Rosen-, sondern Dornenpfade werden ihm
bestimmt. Laßt uns bei dem ihm vorausgesagten Leidensweg
achten auf die Größe (,,wieviel"), die Notwendigkeit (,,er
muß") und den Grund seines Leidens (,,um meines Namens
willen").
1. Die Größe seines Leidens.
Wenn Menschen bisweilen darüber jammern, wieviel sie
durchmachen müßten, so fragt es sich noch, ob ihr Leiden
wirklich groß ist. Wenn aber der Herr selbst von Paulus
sagt: ,,Ich will ihm zeigen, w i e v i e l er leiden muß",
so ist es gewiß, daß ihm ein ganz besonderes Maß von Leiden
auferlegt wird. Das beweist auch sein Leben. Wieviel
Verfolgungen, wieviel Nöte in den Gemeinden, welche
Faustschläge Satans (2. Korinther 12, 7) erfuhr Saulus!
(2. Korinther 11, 23 - 33.) Was lehrt uns dieses große
Maß seiner Leiden? Dreierlei ruft es uns zu:
a) B e n e i d e n i c h t die auserwählten Werkzeuge Gottes,
denn sie bekommen ein entsprechendes Maß von Leiden! Manch
einer ahnt nicht, was dieser oder jener Segensträger zu tragen
hat, sonst würde er sich nie an seine Stelle wünschen.
b) U r t e i l e n i c h t , wenn du einen anderen besonders
leiden siehst, und denke nicht wie Hiobs Freunde, es müsse
gewiß eine schlimme Sünde bei ihm vorliegen, sonst ließe
Gott nicht so viel Schweres über ihn hereinbrechen (Hiob 4, 7;
8, 6).
c) V e r z a g e n i c h t , wenn du selbst besondere
Leidenswege geführt wirst, sondern tröste dich der guten
Gesellschaft auf diesem Pfad, zu der auch Saulus gehört
(Jakobus 1, 2; 2. Korinther 1, 8 - 10; Offenbarung 1, 9).
Der Anblick von Saulus' Leidensweg kann uns vor Neid,
ungerechtem Urteil und Murren bewahren.
2. Die Notwendigkeit seines Leidens.
Mit dem Wort ,,m u ß" (,,wieviel er leiden m u ß") weist der
Herr auf die N o t w e n d i g k e i t seines Leidens hin.
Es ist nicht eine Last, die ebensogut auch fehlen könnte.
Sie kann und darf nicht fortfallen. Warum? Paulus spricht
sich selbst einmal bei der Schilderung eines großen Leidens
über die Unentbehrlichkeit desselben aus. Wenn der Pfahl im
Fleisch nicht wäre, so würde er in d i e G e f a h r d e r
Ü b e r h e b u n g geraten (2. Korinther 12, 7). Darum war
der Leidensweg notwendig.
Laßt uns bedenken, welch einen Wechsel Saulus erlebte, als
er, der verblendete Feind, auf einmal zu einem erleuchteten
Führer der Christenheit wurde! Ein solcher Wechsel bringt
seine Gefahren mit sich. Nicht jeder kann ihn ertragen, ohne
stolz zu werden. Da war ein Gewichtstein nötig, der ihn in
der Demut und Niedrigkeit bewahrte.
Auch wir werden einmal im Licht der Ewigkeit erkennen, wie
notwendig unsere Leidenswege waren, welchen Gefahren wir
durch dieselben entgangen sind, und welche Segnungen wir
durch sie empfangen haben (Römer 5, 3; 2. Korinther 4, 17).
3. Der Grund seines Leidens.
Neben der Größe und Notwendigkeit erfahren wir auch den Grund
seines Leidensweges.
Es gibt zweierlei Art von Leiden in der Arbeit für den Herrn.
Die eine Art dürfen und sollen wir fürchten und zu meiden
suchen. Es sind die Leiden, die wir uns durch eigene
Verschuldungen zuziehen. Durch einen vorsichtigen Wandel
können wir ihnen oft entgehen. Eine andere Art aber brauchen
wir nicht zu fürchten. Bei ihnen werden wir seinen Beistand
mächtig spüren. Es sind ,,Leiden um seines Namens willen".
Dem Saulus wurde nur die letzte Art von Leiden vorausgesagt.
Das Wort ,,um meines Namens willen" nahm seinem Leidensweg
alle Bitterkeit und Schrecken weg. Aus des Herrn Hand konnte
er sein Leiden hinnehmen (,,ich will ihm zeigen"); für den
Herrn durfte er es erdulden.
Eine solche Leidensankündigung konnte nicht entmutigen und
verzagt machen. Sie brachte für den Dulder Bewahrung und
Ehre mit sich (Apostelgeschichte 5, 41).