Apostelgeschichte

Apg 9,4 A.Christlieb Die Frage Jesu an Saulus. Apostelgeschichte 9, 4.

Aus obiger Frage mußte Saulus dreierlei merken:

1. E r s e l b e r w a r g e m e i n t u n d k e i n a n d e r e r (,,Saul, Saul!") Durch die zweimalige Nennung seines Namens war jeder Zweifel darüber ausgeschlossen, daß jetzt mit ihm geredet wurde. Er war persönlich getroffen. Wohl uns, wenn dies beim Anhören des Wortes Gottes auch bei uns der Fall ist. Wohl uns, wenn wir uns getroffen fühlen, nicht an andere denken, sondern merken: Jetzt redet der Herr mit mir! (1. Samuel 3, 10).

2. E r w u r d e v o m H i m m e l a u s b e o b a c h - t e t. Dort oben war eine wunderbare Gestalt voller Lichtglanz, die sich mit ihm beschäftigte und seine Wege genau kannte. Dies kam ihm wie nie zuvor zum Bewußtsein. Wohl uns, wenn auch wir uns im Worte zeigen lassen, daß Gott auf uns sieht und auf unsere Wege schaut (1. Mose 16, 13; Psalm 102, 20; 139, 1 - 12; 14, 2; Offenbarung Johannes 2, 18).

3. A u f i h m l a s t e t e d a s M i ß f a l l e n d e s h i m m l i s c h e n H e r r n . Es hieß auch bei ihm: ,,Aber die Tat gefiel dem Herrn übel" (2. Samuel 11, 27 b).

Auch heute erweckt der Herr die Seelen durch das Wort, indem er ihnen zeigt, daß sie persönlich gemeint sind, daß Gottes Auge sie beobachtet, und daß ihr Leben ihm mißfällig ist. Wohl allen, die dadurch zu einem heilsamen Erschrecken gelangen!





C.Eichhorn Die Gnade im Leben des Paulus (I) Saul, Saul, was verfolgst du mich? Apg. 9, 4

Nicht Saul hat sich zuerst bekehrt, sondern der Herr war es, durch den er bekehrt wurde. Sich bekehren heißt im Grunde nichts anderes als sich vom Herrn finden lassen. Ob eine Bekehrung allmählich oder plötzlich geschieht: immer ist sie im tiefsten Grunde des Herrn Werk. "Es ist durch dich geschehn, daß ich dich hab' ersehn!"

Der Herr Jesus redet seinen Verfolger mit Namen an. "Saul, Saul", ruft er ihm zu. Die Wiederholung des Namens drückt das angelegentliche und dringende Verlangen Jesu aus, ihn vom Abgrund hinwegzureißen, in dem er zu versinken drohte. - "Warum verfolgst du mich?" Die Frage soll ihn zum Nachdenken und zur Besinnung bringen. "Was habe ich, Jesus, und was haben diese meine Schafe dir getan? Womit habe ich dich beleidigt? Das sage mir!" Diese Frage schmerzerfüllter Liebe drang viel tiefer ein, als wenn Jesus dem Verfolger sein Unrecht mit scharfen Worten vorgehalten hätte.

Saulus hat die Jünger Jesu verfolgt. Aber eigentlich war es Jesus, den er haßte. Der Kern unserer Sünde ist die Feindschaft gegen Jesus. Alle Abneigung gegen ernste Christen ist im Grunde nichts anderes als Feindschaft gegen ihn. Diese Grundsünde müssen wir einmal erkennen. Wir dürfen nicht nur bei einzelnen Sünden stehenbleiben.

"Was verfolgst du mich?" Aus diesen Worten hören wir heraus die Besorgnis der Liebe: "Was machst du Unglücklicher? Halt ein, sonst bist du verloren! Du verfolgst die höchste Majestät! Ich bin Jesus!" Hat ihn die plötzliche Lichterscheinung zu Boden geworfen dem Leibe nach, so hat dieses Wort ihn innerlich niedergeschmettert. Der Jesus von Nazareth, dessen Namen auszurotten er sich zur Lebensaufgabe gesetzt hatte, ist wahrhaftig der Messias und hat göttliche Herrlichkeit. Also war er bis dahin auf ganz verkehrtem Weg gewesen. Ein verfehltes Leben lag hinter ihm.

Der erhöhte Heiland hat einen tiefen Stachel in die Seele des Saulus gedrückt. Jetzt stand er vor der Entscheidung. Soll er diesem Stachel nachgeben oder sich ihm widersetzen? Der Heiland ruft ihm warnend zu: "Es ist für dich schwer", das soll heißen schwerwiegend, bedenklich und gefährlich, "dich gegen den Stachel zu wehren."

Der Zug der göttlichen Gnade ist überwältigend, aber nicht vergewaltigend. Der Mensch wird gefangengenommen, aber er muß sich auch von Herzen ergeben. Er kann sich widersetzen. Aber das nimmt einen schlimmen Ausgang. Menschen, die viel Gottes Wort hören und ihm doch nicht gehorchen, werden allmählich verhärtet. Und dann ist es vorbei mit der Bekehrung. Laßt uns doch die Tage und Stunden, wo uns die Gnade heimsucht, erkennen und ausnützen!