Apg 9,2
A.Christlieb
Drei Eigenschaften des unbekehrten Saulus, die sich in
seinem Gnadenstand wieder zeigten.
Apostelgeschichte 9, 1. 2; 22, 3 - 5.
Wenn wir das Bild des unbekehrten Paulus genau betrachten, so
finden wir nicht etwa nur verwerfliche, schlimme, sondern
auch gute und brauchbare Eigenschaften bei ihm, die er in
seinem ganzen Leben behielt.
1. Welch ein r a s t l o s e r F l e i ß
zeichnete ihn schon damals aus! Man gewinnt den Eindruck,
daß er Tag und Nacht auf sein Ziel hinarbeitet, das
väterliche Gesetz zu Ehren zu bringen. Saulus war niemals
ein fauler Mensch, weder vor, noch nach seiner Bekehrung
(Kap. 20, 19 - 21. 31). Welch ein gutes Ding ist es um den
rechten, treuen Fleiß! (Römer 12, 11; Sprüche 19, 24; 21,
25; 22, 13; 26, 14; 1. Timotheus 5, 13).
2. Welch eine G r ü n d l i c h k e i t
beobachten wir bei Saulus! Weil er die Anbetung Jesu für
etwas Falsches und Schädliches hielt, wollte er sie auch mit
Stumpf und Stiel ausrotten. Er wollte keine halbe Arbeit
tun. ,,Bis in den Tod" verfolgte er die Gemeinde Jesu.
Er wollte sie nicht nur schwächen, sondern austilgen.
Saulus war vor und nach seiner Bekehrung immer ein ganzer
Mann, der fleißig und gründlich nach seiner Erkenntnis
arbeitete. Diese Naturgabe wurde später geheiligt und für
Gottes Ziele nutzbar gemacht.
3. Als dritte Eigenschaft des Paulus, die später in
geheiligter Weise wieder zum Vorschein kam, nennen wir seinen
M i s s i o n s t r i e b .
Es genügte ihm nicht, daß das väterliche Gesetz in seinem
Heimatland in Ehren gehalten wurde. Es genügte ihm nicht,
daß Jerusalem von der gefährlichen Sekte der Christen
gereinigt war. In allen Landen und Orten sollte die reine
Lehre, das Gesetz Gottes, als alleinige Richtschnur anerkannt
werden. Deshalb erbat er sich die hohepriesterliche
Vollmacht, auch in der Hauptstadt des Nachbarlandes seinen
Eifer für Gott beweisen zu dürfen.
Wie hat doch Gott diesen Missionstrieb, der schon im
unbekehrten Saulus steckte, geheiligt und für sein Reich
gebraucht! So können auch heute noch in manchen Menschen,
die innerlich blind und dem Heiland fern sind, allerlei Gaben
und Eigenschaften stecken, die viel nützen können, sobald die
Erleuchtung von oben und die Erkenntnis Jesu hinzukommen
(Römer 10, 2).
A.Christlieb
Das Bild des nach Damaskus ziehenden Saulus.
Als Saulus nach Damaskus auszog, hatte er etwas Bestimmtes
in seinem Kopf, in seiner Hand und in seinem Herzen.
1. In seinem K o p f hatte er die beste Bildung und
G e l e h r s a m k e i t seiner Zeit. Er war ,,ein
studierter Mann" (V. 3), der auf viele, die seine Kenntnisse
nicht besaßen, herabsehen konnte.
2. In seiner H a n d hatte er die amtliche V o l l m a c h t
des Hohenpriesters, welche ihn berechtigte, jeden Israeliten,
der sich zu Jesus bekannte, zu verhaften und vor den Hohen
Rat zu bringen. Diese amtliche Vollmacht verlieh ihm in den
Augen seiner Landsleute hohes Ansehen.
3. In seinem H e r z e n trug er einen feurigen E i f e r
und einen entschlossenen Willen, für seine althergebrachte
Religion zu kämpfen und alles daranzusetzen, ihre
Widersacher, die Christen niederzukämpfen. Dieses alles
besaß er. Damit schien er Großes ausrichten zu können.
Aber ihm f e h l t e:
1. eine G e l e h r s a m k e i t , die vom Heiligen Geist
stammt und durch Erleuchtung von oben kommt.
2. Es fehlte ihm die V o l l m a c h t des Heiligen Geistes,
die kein Hoherpriester in Jerusalem, sondern nur der
himmlische Hohepriester geben kann.
3. Auch fehlte ihm der g e i s t l i c h e E i f e r der
Liebe, von dem er später sagte: ,,Die Liebe Christi dringet
uns also" (2. Korinther 5, 14).
Pharisäischer Fanatismus ist etwas ganz anderes als von Gott
gewirkter Liebeseifer, der andern zu helfen sucht. So sah
Saulus aus, als er nach Damaskus auszog. Ihm gleicht mancher
Feind der Jünger Jesu, ohne es zu wissen.
A.Christlieb
Der Irrtum des nach Damaskus ausziehenden Saulus.
1. Als Saulus nach Damaskus auszog, glaubte er die Schrift
zu kennen und war doch blind für dieselbe. Der geringste
Jünger Jesu, der das Glaubenslicht im eigenen Herzen
empfangen hatte, wußte mehr von der Bedeutung des göttlichen
Wortes als Paulus mit all seiner menschlichen Schulung (2.
Korinther 3, 14 - 16; Psalm 119, 130).
2. Er glaubte, f ü r Gott zu eifern (,,Ich war ein Eiferer
um Gott"), und eiferte doch g e g e n Gott. Gott hat seinen
Sohn gesandt zum Heiland der Welt. Saulus bekämpfte ihn.
Gottes Wille war, daß die Menschen an seinen Sohn glauben
sollten. Saulus suchte diesen Glauben auszurotten. Gott
hatte einen Eckstein erkoren für seinen Tempel. Saulus
wollte ihn zerstören (Matthäus 21, 42; Markus 12, 10;
1. Petrus 2, 7; Apostelgeschichte 4, 11). Welch eine
Täuschung!
3. Saulus glaubte Menschen auf den richtigen Weg
zurückzuführen und ,,zwang sie, zu lästern, war also der
schlimmste Verführer. So kann es auch heute noch Menschen
geben, die in den gläubigen Christen die größte zu
bekämpfende Gefahr erblicken.
Gott bewahre uns alle vor dieser Verblendung des Saulus!