Apg 8,39
A.Christlieb
Da sie aber heraufstiegen aus dem Wasser, rückte der Geist
des Herrn den Philippus hinweg. Apg. 8, 39
Es ist etwas Schmerzliches um die Trennung von Personen, die
uns zum Segen geworden sind. Unser Text gibt uns für solche
Fälle manchen Trost. Er zeigt, w a n n die Trennung erfolgt:
N a c h der Taufe, nach Vollendung des Dienstes, den
Philippus nach Gottes Willen tun sollte. Gott läßt die
Menschen, die uns als seine Werkzeuge lieb und wert sind, so
lange bei uns, bis seine Gnadenabsichten durch sie vollendet
sind. Dann erst, nicht eher, nimmt er sie von uns hinweg.
Die Trennung wurde herbeigeführt durch ,,den Geist des
Herrn." Was dieser Ausdruck besagen will, ist nicht leicht zu
erklären. Gewiß ist nur, daß nicht menschliche Willkür das
eben geknüpfte Band zerriß, sondern daß es der Herr selbst
war, der die Trennung herbeiführte. Wenn wir des Herrn Hand
erkennen, werden wir vor manchen Klagen bewahrt, die in
der Welt bei Trennungen laut werden. - Und die Folge der
Trennung? ,,Der Kämmerer sah ihn nicht mehr." Gewiß hatten
seine Augen voll Ehrfurcht auf Philippus geruht. Wie gern
hätte er ihn mitgenommen in seine Heimat, damit er ihn da
weiter unterwies und auch seinen Stammesgenossen das Wort
Gottes sagte. Aber - Gottes Gedanken sind höher und besser
als Menschengedanken! Der Evangelist Amstein erzählte
einmal, unter seinen Obstbäumen sei ein ,,Hängebäumchen''
gewesen, das trotz aller Pflege nicht recht habe wachsen
wollen. Ein Fachmann habe ihm dann den Grund gezeigt. Das
Bäumchen war beim Einpflanzen zu fest an den stützenden Pfahl
gebunden. Als die lockere Erde um den Baum sich nach und
nach senkte, konnte das Bäumchen nicht mitsinken. Die
Wurzeln schwebten über dem Nährboden. Der Kämmerer sollte
erleben, was Paulus 2. Kor. 1, 21 sagt: ,,Gott ist es, der
uns befestigt in Christus" (hinein).
A.Christlieb
Er aber zog seine Straße fröhlich. Apg. 8, 39
Erdachte Geschichten schließen meist damit ab, daß alles noch
gut wird. Solcher Wohlklang befriedigt oft den Wahrheitssinn
durchaus nicht. Wenn aber Gott eine Begebenheit mit einem
fröhlichen Schluß endigen läßt, dann ist das herzerquickend.
So ist es auch bei der Geschichte des Kämmerers: ,,Er zog
seine Straße fröhlich!" Man könnte erwarten, daß die
Hinwegnahme des Philippus den Kämmerer betrübt hätte.
Das Gegenteil wird berichtet. Worüber konnte er sich denn
freuen? Er hatte gefunden, was sein innerstes Herz längst
gesucht hatte: Frieden mit Gott. Er zog heim als begnadigter
Sünder. Über dem Anblick des leidenden, um unserer Sünde
willen verwundeten Gottesknechtes war ihm die ganze Schwere
seiner Schuld aufgegangen. Und dann hatte er den gefunden,
von dem es heißt: ,,Durch seine Wunden sind wir geheilt." Wie
lange Jahre hatte er hin und her gesucht nach etwas, das die
innere Lehre und Öde hätte wegnehmen können. Nun war ihm das
Geheimnis enthüllt. Es war das nicht ein ,,Etwas", sondern
ein ,,Jemand", Jesus Christus, der Sohn Gottes, der
Auferstandene und Lebendige, der bei den Seinen ist alle Tage
- allgegenwärtig wie Gott. Die Gemeinschaft mit diesem Herrn
war nun seine Kraft- und Freudenquelle. Die Unterredung mit
Philippus hatte aufgehört. Das tägliche, stündliche
Herzensgespräch mit Christus aber konnte ungehemmt
weitergehen. Die Bibel, in der er bisher schon eifrig
gelesen, die ihm wie ein verschlossener Garten gewesen war,
lag jetzt weit geöffnet vor ihm. Er hatte Zugang zu den
Geheimnissen der Gotteswelt. Klar lag auch das Ziel seiner
Lebensreise vor ihm. Wie der Weg zu seinem irdischen
Vaterland gebahnt war, so auch der Weg zu der oberen Heimat.
Er hatte den gefunden, der von sich sagt: ,,Ich b i n der
Weg." Der würde ihn auch an das Ziel seiner Wallfahrt
bringen. Und dabei sollte der Mann nicht fröhlich sein?